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Potsdam-Mittelmark: Käse im Computer

Für märkische Spezialitäten musste bisher gereist werden, jetzt gibt es sie online

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Für märkische Spezialitäten musste bisher gereist werden, jetzt gibt es sie online Nuthetal. Für eine schmackhafte Portion von Wolters Salzdillgurken bedurfte es bislang eines Ausflugs ins Oderbruch. Trachtete es einem nach einem Happen Uckerkaas mit Basilikum und Knoblauch – nach guter holländischer Käserezeptur – bedeutete dies eine Reise in die Uckermark. Und köstlichen Pflaumensenf gibt es wirklich – allerdings nur bei Zimmermanns in Niederfinow. Bislang verlangte der Kauf brandenburgischer Spezialitäten eine Rundfahrt durch die Mark. Für den Großhandel zu speziell und zu klein warteten die Raritäten zwischen Spreewald, Wachtelberg und Angermünde bislang in Hofläden auf Kundschaft. Nur einmal im Jahr ließen sich die Delikatessen in geballter Form verköstigen: auf der Grünen Woche in Berlin. Das Gedränge an den dortigen Spezialitäten-Ständen ließ Mitarbeiter des Institutes für Getreideverarbeitung (IGV) in Bergholz-Rehbrücke überlegen, wie sich die beliebten Produkte besser vermarkten lassen. Das Ergebnis trägt den Namen „isidor24“ Der Name verbindet Altes und Neues. Isidor kommt aus dem Griechischem und bedeutet Geschenk der Göttin der Naturkraft Isis. Isidor war der Überlieferung nach ein Bauer um 1070 in Madrid, der Schutzpatron der Landwirte, der Feldmesse gegen Dürre, für Regen und gute Ernte. 24 steht dafür, dass eine Bestellung rund um die Uhr vorgenommen werden kann. Denn seit wenigen Wochen können übers Internet blitzschnell all jene Spezialitäten bestellt werden, für die bislang viele Kilometer gefahren werden musste. 15 Produzenten haben sich im Laufe der vergangenen Monate auf dem online-Hof zusammen geschlossen und bieten 175 Erzeugnisse an. Auch wer sich im world wide web noch nicht so heimisch fühlt, muss auf den Genuss märkischer Einzigartigkeiten nicht verzichten. Vorausgesetzt in seiner Nähe befindet sich ein isidor24-Terminal, an dem man einkaufen kann. Das Prinzip ist das gleiche wie das eines Bankautomaten. Nur dass statt Geldbeträgen und Kontoständen Quark, Konfitüre und Sanddornsäfte erscheinen. Bislang gibt es landesweit fünf isidor-Filialen, in denen das virtuelle Shopping möglich ist: drei Bäckereien und ein Fleischkostladen. Auch im Restaurant „237:oxhoFt“ in Bergholz-Rehbrücke kann mit einem simplen Fingerdruck auf den Bildschirm des isidor-Terminal eingekauft werden. „Als Restaurant der lokalen Frische mit Akzenten können wir zusätzlich zu unserer Gastronomie Brandenburger Spezialitäten anbieten“, lobt Restaurant-Betreiber Matthias Hamisch die Idee. Geliefert wird die bestellte Ware vom Logistikunternehmen Albrecht & Neiss aus Neuenhagen. Dort befindet sich auch das Lager, auf dem die Spezialitäten auf ihre Bestellung warten. Abgeholt werden kann diese in der isidor-Filiale. Die Strategie, die zum Erfolg führt, ist einfach: Je mehr isidor-Filialen in Geschäften, Backstuben und Restaurants entstehen, desto kürzer die Abholwege für die Kunden. Je kürzer die Wege, um so mehr Kunden. Mehr Kunden bedeutet mehr Absatz. Mehr Absatz ist gut für die Wirtschaft. „Bislang zählen wir erst wenige Kunden“, räumt Projekt-Mitarbeiter Frank Holzhausen ein. Für die Idee, Brandenburgs Spezialitätenhändler online zu einer Vermarktungsfamilie zusammenzuführen, wurde am Institut für Getreideverarbeitung eigens eine e-commerce-Projektgruppe initiiert. Unterstützt wurde das Vorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. In zwei Jahren wurde mit Hilfe einer Berliner Software-Firma „isidor24“ geschaffen: eine Verbindung von Gaben der Natur mit einer modernen Vertriebsidee. Peter Könnicke

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