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Potsdam-Mittelmark: Kassenpatienten müssen reisen

Beelitzer Radiologin behandelt nur noch „Private“

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Beelitz - Beelitzer Kassenpatienten mit Überweisung zum Radiologen müssen seit einigen Tagen lange Fahrzeiten in Kauf nehmen. Patricia Hirsch, die einzige Radiologin weit und breit, untersucht und behandelt seit Jahresbeginn nur noch Privatpatienten in ihrer Beelitzer Praxis. Hintergrund seien die Einbußen, die Radiologen besonders im Land Brandenburg seit der Honorarreform im Jahr 2009 hinnehmen müssen, sagte Hirsch auf PNN-Anfrage. Pro Patient bekäme sie im Schnitt nur noch rund 30 Euro – etwa 20 Prozent weniger als vor der Reform. „Ich konnte die Geräte nicht mehr abbezahlen und Gehälter nicht mehr zahlen“, so Hirsch.

Radiologen in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin seien deutlich besser gestellt, selbst die Hausärzte in Brandenburg würden mit rund 40 Euro pro Patient mehr Honorar bekommen. Für eine techniklastige Radiologie-Praxis sei die Behandlung von Kassenpatienten „wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“. Hirsch will sich deshalb auf Privatpatienten beschränken, bei denen die von der Kassenärztlichen Vereinigung fixierten Einbußen nicht wirksam werden.

Ihre kassenärztliche Zulassung hat sie zum Jahresbeginn fast komplett an das „Medizinische Versorgungszentrum“ in Brandenburg (Havel) übertragen, nur acht Stunden pro Woche praktiziert sie dort noch selbst für Kassenpatienten ihrer Beelitzer Praxis. Außerdem bietet sie als eine von vier Fachärzten im Land in Beelitz das „Mammographie-Screening“ an – ein Verfahren zur Früherkennung von Brustkrebs. Die Honorare dafür bekommt sie direkt von den Krankenkassen, daran können deshalb weiterhin auch Kassenpatienten teilnehmen.

In der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg wird die grundsätzliche Kritik an der Honorarreform zwar geteilt. Pressesprecher Ralf Herre hält die Radiologen-Dichte aber noch für zumutbar. So gebe es jetzt in Bad Belzig einen Radiologen, außerdem in Brandenburg (Havel). „98 Prozent der Vertragsärzte können auch mit den neuen Honoraren wirtschaften“, betonte er. „Bei den anderen muss man sich fragen, woran es liegt.“ hkx

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