Caputh: Käufer für Treberhilfe-Villa gesucht
Der über die Maserati-Affäre gestolperte frühere Chef der Treberhilfe, Harald Ehlert, kauft die „Villa Denkmal“ am Templiner See in Caputh nun doch nicht - er bleibt Mieter.
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Schwielowsee/Berlin - Der bereits unterschriebene Kaufvertrag wird nicht vollzogen. Die Villa erlangte eine gewisse Bekanntheit wegen der rauschenden Feste, die die Sozialeinrichtung dort gefeiert haben soll. Ehlert hatte bis Ende vergangenen Monats Zeit gehabt, den Kaufpreis in Höhe von 895 000 Euro an den Insolvenzverwalter der Sozialeinrichtung zu überweisen. Er nutzte die Gelegenheit aber nicht.
Die Schulden des in Liquidation befindlichen sozialen Trägers sind seit der Überführung der Mitarbeiter in eine neue Gesellschaft indes explodiert. Wie der Insolvenzverwalter der Treberhilfe, Christian Köhler-Ma, auf Anfrage mitteilte, haben die Gläubiger nunmehr „16,6 Millionen Euro angemeldet“. Das ist knapp doppelt so viel wie die ursprünglich genannten Schulden in Höhe von rund neun Millionen Euro für Gehälter und Mieten sowie für die Hypotheken, die auf den Immobilien des sozialen Trägers lasten. Diesen sprunghaften Anstieg der Schulden erklärt der Insolvenzverwalter damit, dass „die Finanzverwaltung davon ausgeht, dass die Treberhilfe rückwirkend ihre Gemeinnützigkeit verloren“ hat. Entsprechende Bescheide hat das Finanzgericht Berlin-Brandenburg allerdings außer Kraft gesetzt.
Auf Anfrage sagte Ehlert: „Ich bleibe Mieter in der Villa Denkmal.“ Insolvenzverwalter Köhler-Ma bestätigte, dass der frühere Geschäftsführer einen Mietvertrag für eine Wohnung in der Villa habe, der nach wie vor gültig sei. Köhler-Ma will die Immobilie nach dem Rücktritt Ehlerts vom Kaufvertrag verkaufen: „Der Weg ist nun frei, die Villa anderweitig zu verwerten.“ Es gebe mehrere Interessenten für das luxuriöse Anwesen. Möglicherweise könne es auch im Paket mit anderen Immobilien der insolventen Treberhilfe verkauft werden.
Zu deren Liegenschaften gehört auch ein zweites in Caputh am Schwielowsee gelegenes Anwesen: 10 000 Quadratmeter groß, mit sanierungsbedürftigem Altbau. Das Gebäude, in dem einst drei Mietparteien wohnten, steht derzeit leer. Ehlert hatte es für die Treberhilfe im Jahr 2008 gekauft. Von Insidern war zu hören, dass der Kauf mit dem Bau einer psychiatrischen Einrichtung für Kinder begründet worden sei, um den Verwendungszweck im Sinne der Gemeinnützigkeit zu rechtfertigen. Weitere Immobilien aus dem Bestand der zahlungsunfähigen Firma befinden sich in der Potsdamer Hebbelstraße und in Berlin-Schöneberg. Dort steht das frühere Schulgebäude in der Monumentenstraße zum Verkauf.
Die Nachricht, dass Ehlert noch rechtzeitig vor der Insolvenz mit der Treberhilfe, deren Gesellschafter er war, einen Verkauf über die Liegenschaft abgeschlossen hatte, hatte im Dezember 2011 für Schlagzeilen gesorgt. Das Anwesen besteht aus drei Teilen, der „Villa Denkmal“, einem Glaspavillon, den Ehlert zur Schulung von Mitarbeitern errichten ließ sowie einem alten Bootshaus am Wasser mit Einliegerwohnung. Alle Immobilien waren unter Ehlerts Federführung aufwendig saniert und umgebaut worden. Marmor im Bad, eine Sauna, großzügige Küche – die Treberhilfe hatte kräftig investiert in die „Villa Denkmal“, in der Ehlert selbst eine Wohnung mietete und Bedienstete hatte. Der Insolvenzverwalter ließ nach eigenen Angaben den angesetzten Verkaufspreis von 895 000 Euro prüfen. Er habe sich als angemessen erwiesen, sagte er jetzt den PNN.
Die Affäre um die Treberhilfe begann damit, das der Firmen-Maserati von Harald Ehlert in Brandenburg mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Radarfalle raste. Ehlert hatte den Behörden aber weder den Fahrer benennen wollen noch das gerichtlich auferlegte Fahrtenbuch hinnehmen wollen – und löste damit eine Debatte um Geschäftsgebahren und Führung der Treberhilfe aus, die sich rasch ausweitete zu einer Diskussion über die angemessene Bezahlung sozialer Träger.
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