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Alt, aber dekoriert. Seit 25 Jahren wurden die Häuser nicht modernisiert .

© eb

„Kiez Inselparadies Petzow": Kein Geld für Petzower Inselparadies

Eigentümer will Modernisierung für vier Millionen Euro. Woher die kommen sollen, ist unklar

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Bei Klassenfahrten zu acht in einem Zimmer schlafen, dessen Möbel teilweise 25 Jahre alt sind, und sich in Gemeinschaftsduschen auf der anderen Flurseite waschen: Immer weniger Schüler haben darauf Lust, wie das Ferienlager „Kiez Inselparadies Petzow“ zu spüren bekommt. „An Grundschüler kommen wir noch gut heran, aber die Älteren lehnen bei unserer Ausstattung ab“, so Kiez-Leiter Gunther Schinke am gestrigen Donnerstag bei einem Rundgang mit Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (Linke). Auch Lehrer seien nicht mehr gewillt, sich Duschen mit ihren Schülern zu teilen. Statt einst 50 000 Übernachtungen pro Jahr habe sich die Zahl nun bei 30 000 eingependelt.

Um die fünf zwischen 1987 und 1990 errichteten Plattenbauten mit den Mehrbettzimmern modernisieren zu können, sind laut Eigentümer Heinz Franke etwa vier Millionen Euro nötig. Woher das Geld kommen soll, ist jedoch noch völlig unklar. „In anderen Bundesländern wie Sachsen gibt es jährliche Investitionshilfen in Millionenhöhe für die Kindererholung, in Brandenburg gibt es gar nichts“, so Schinke. Die Staatssekretärin nahm diese Information zwar interessiert auf, konnte aber keine Abhilfe versprechen. Eine Unterstützung aus dem laufenden Landeshaushalt sei nicht möglich. „Wir können versuchen, eine Förderung im Rahmen des neuen kommunalen Investitionsprogrammes der Landesregierung zu ermöglichen“, so Trochowski. Bis 2019 will die Landesregierung Sport, Bildung, Freizeit und Straßenbau in den Kommunen mit 250 Millionen Euro unterstützen, das Programm soll im Herbst beschlossen werden. Ob auch das privat betriebene Inselparadies davon profitieren kann, ist aber unklar.

Nach sechs Jahren Vorplanung ist zumindest ein Bebauungsplan für das Gelände im Landschaftsschutzgebiet auf einer Halbinsel im Glindower See fast fertig. Die Stadtverordneten segneten ihn vor der Sommerpause ab, doch kleine Änderungen wurden notwendig, sodass der Plan im Herbst noch einmal ins Stadtparlament muss. „Wir hoffen, dass der Inselparadies-Verein dann eine GmbH gemeinsam mit dem Landkreis und der Stadt Werder gründen kann“, sagt Inhaber Franke. Beide Seiten hätten vor Jahren schon positive Vorzeichen gegeben, gemeinsam könnte man eine Förderung des Projektes bei der Investitionsbank des Landes (ILB) von 40 Prozent beantragen.

„Die Idee wurde vor Jahren schon einmal an die Stadt herangetragen, und wir haben damals schon abgelehnt“, sagt hingegen Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU). Zwar sei das Inselparadies wichtig. Er könne aber keine kommunale Aufgabe darin erkennen, die private Unterkunft zu fördern. Zudem zeigt sich Große verwundert, dass kein Vertreter der Stadtverwaltung zum gestrigen Rundgang eingeladen wurde.

Eigentümer Heinz Franke unterstreicht hingegen die Bedeutung des Petzower Ferienlagers, bei dem 15 Mitarbeiter fest angestellt sind und teilweise 40 Betreuer auf die bis zu 400 Kinder vor Ort aufpassen, für Werder. „Die 30 000 Übernachtungen machen etwa zehn Prozent der Gästezahlen in Werder aus.“ Ohne das Inselparadies hätte die Stadt Franke zufolge nicht den Titel des staatlich anerkannten Erholungsortes bekommen. Und ohne Unterstützung könne das Inselparadies die nötigen Investitionen nicht stemmen. Ein Kind zahle für ein zweiwöchiges Ferienlager mit Verpflegung und Programm 300 Euro, davon könne man Gunther Schinke zufolge nur die laufenden Kosten decken.

Besonders hoch sind die Ausgaben für die Heizung: 100 000 Euro im Jahr würden für das Öl der zentralen Heizanlage benötigt, die über kaum gedämmte Leitungen Wärme und Warmwasser über mehrere hundert Meter zu den Häusern bringt. Im September soll es einen Termin mit dem Gasversorger EMB geben, um zu besprechen, wie eine dezentrale Versorgung der Häuser erfolgen kann. Die Kosten dafür belaufen sich laut Eigentümer Franke auf 500 000 Euro, die Arbeiten könnten im kommenden Jahr beginnen. Die Heizkosten würden sich dann halbieren lassen.

Hohe Kosten verursache auch die Anmietung von Bussen für Gruppenfahrten bei der Beelitzer Gesellschaft. Petzow ist zwar seit diesem Jahr erstmals mit einer regelmäßigen Buslinie an Werder und Ferch angebunden. Noch ist aber nicht klar, ob die Linie zum Winterbeginn eingestellt wird. Die Verbindung sei für die Gruppen sowieso kaum geeignet, da nach Potsdam immer umgestiegen werden müsse und kein Betreuer das mit 30 Kindern auf sich nehme.

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