Potsdam-Mittelmark: Kein grenzenloses Breitband-Internet für Michendorf
Ernüchterung nach neuer Erkenntnis: Pilotprojekt der Staatskanzlei kann maximal 200 Haushalte versorgen
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Michendorf - Das Pilotprojekt zur Breitbandversorgung der Michendorfer Ortsteile per Funk hat Grenzen: Wie auf der Gemeindevertretersitzung am Montagabend bekannt wurde, ließen sich nur 200 Haushalte in Wilhelmshorst mit DSL versorgen. Das erklärte Martin Rätz, Wirtschaftsförderer beim Landkreis Potsdam-Mittelmark. Auch die Bewerber um den künftigen Betrieb des Richtfunk-Netzes hätten mitgeteilt, dass sich damit kein kompletter Ortsteil erschließen ließe, so Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos). Damit haben sich die Hoffnungen, ganz Michendorf auf einen Streich mit schnellen Internetverbindungen zu versorgen, erneut zerschlagen.
Im Sommer war die Gemeinde als eine von insgesamt 26 Kommunen von der Staatskanzlei in ein Modellprojekt aufgenommen worden. Für insgesamt 3,3 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket sollen sogenannte Richtfunkstrecken in den Gemeinden installiert werden. „Das Land sponsert einen Sender und einen Empfänger – mehr nicht“, erläuterte Martin Rätz. Der Sender werde an den Michendorfer Hauptverteiler in der Flottsteller Straße angeschlossen, der Empfänger müsse dann in einem der Ortsteile installiert werden, von dort aus gehe das Signal dann an die Haushalte. „Die Funkstrecke ist preiswerter als Erdarbeiten“, erläuterte Rätz das Prinzip. Die Staatskanzlei hatte angekündigt, dass die Funkverbindungen Ende April 2010 stehen.
Unter den Gemeindevertretern machte sich am Montagabend Ernüchterung breit. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Richtfunk-Strecke allen Bürgern zugute kommen würde. Dieser Eindruck sei auch auf einer Veranstaltung der Staatskanzlei Mitte September in Wilhelmshorst vermittelt worden, so Ulrike Wunderlich (Grüne) sauer. „Aber das war dann wohl eine reine Wahlkampfveranstaltung“, sagte sie. In einer damaligen Pressemitteilung der Staatskanzlei hieß es, dass „mit dieser Lösung etwa 8 000 Haushalte versorgt werden können“, also rund 20 000 Menschen. Nun ist klar: Gemeint war die Gesamtzahl in allen 26 teilnehmenden Kommunen.
Die Michendorfer wollen jetzt auf mehreren Wegen zum schnellen Internet gelangen. So solle sich die Gemeinde um EU-Fördermittel für die Breitband-Versorgung im ländlichen Raum bewerben, schlug Bürgermeisterin Jung vor. Die Stadt Beelitz hat gerade erst einen Fördermittelbescheid in Höhe von 420 000 Euro für die Verlegung von 46 Kilometer Glasfaserkabel durch die Telekom überreicht bekommen (PNN berichteten). Eine solche Förderung sei zumindest für die Ortsteile Stücken, Fresdorf und Wildenbruch möglich, vermutete die Bürgermeisterin. 50 000 Euro wolle sie im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr als Eigenanteil vorschlagen.
Wilhelmshorst und Langerwisch sind hingegen nicht als „ländlicher Raum“ von der Landesregierung definiert worden, hier müssen andere Möglichkeiten gefunden werden. Eine sieht Bürgermeisterin Jung in der Breitbandförderung zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, in deren Rahmen der Anschluss von Gewerbegebieten und Betrieben bezuschusst wird.Thomas Lähns
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