Potsdam-Mittelmark: Kein Hobby, sondern Berufung
Mehr Geld als je zuvor für Werders Feuerwehren – dennoch gibt es Lücken
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Werder (Havel) - Fast ein Einsatz pro Tag: Auf diese Formel lässt sich das vergangene Jahr für die Freiwillige Feuerwehr Werder und die Wehren in den Ortsteilen bringen. Insgesamt 330 Mal sind die Kameraden in 2007 ausgerückt, das waren 85 Einsätze mehr als im Vorjahr. Für Stadtwehrführer Lothar Boreck setzt diese Bilanz ein klares Ausrufezeichen hinter den dringenden Investitionen, die in diesem Jahr für die Gerätehäuser in Werder und Glindow anstehen. Auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend forderte er mit Nachdruck eine schnelle Umsetzung der Bauvorhaben.
Im November 2006 war das Glindower Depot in der Dr.-Külz-Straße Brandstiftern zum Opfer gefallen, große Teile des Gebäudes waren ausgebrannt. Boreck sprach von „extremen Unzulänglichkeiten“, die seitdem den Glindower Feuerwehralltag prägen würden und verwies auf die Pflicht der Stadt, hier würdige Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dass ein Neubau notwendig wird, war bald klar, doch aufgrund ungelöster Grundstücksfragen zog sich die Planung in die Länge. „Bei anderen Bauvorhaben in der Stadt verstreicht weniger Zeit zwischen Beschluss und Fertigstellung“, kritisierte Boreck. Werders Erster Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) verwies in dem Zusammenhang auch auf die Probleme mit dem Amt für Emissionsschutz, das bei den lauten Sirenen im Ortskern Bedenken hatte. „Aber die Probleme sind jetzt alle gelöst und wir können in die konkreten Planungen gehen.“
500 000 Euro will die Stadt in diesem Jahr für das Glindower Gerätehaus ausgeben, 1,4 Millionen stehen darüber hinaus für die Sanierung des Feuerwehrstandortes in der Werderaner Innenstadt im Haushalt – die Ausschreibung dieses Bauvorhabens soll im Februar erfolgen. Der Brandschutz steht nach Straßenbau und Schulen auf Platz drei der großen Investitionen in diesem Jahr, „wir haben eine Summe im Etat der Stadt wie nie zuvor“, sagte der Feuerwehrchef. In diesem Jahr soll zudem noch ein neues Tanklöschfahrzeug angeschafft werden, der Förderbescheid des Landes sei bereits eingetroffen. Der Fahrzeugpark sei in der Stadt und den Ortsteilen auf modernem Stand.
Trotz allem gebe es noch Lücken, räumte Boreck ein. So fehle in Werder immer noch ein Gerätewagen für Gefahrengut. Auch einheitliche Uniformen seien noch nicht überall vorhanden. „Feuerwehr kostet nun mal Geld.“ Dabei handele es sich für die Kameraden aber nicht um ein Hobby, sondern um eine Berufung. Zu den insgesamt mehr als 800 Einsatzstunden im vergangenen Jahr kämen noch unzählige Stunden für Übungen und Wartungsarbeiten hinzu „Oft stellen die Bürger erstaunt fest: Ihr seid keine Berufsfeuerwehr? Man sieht euch doch so oft.“ 147 Einsätze wurden 2007 allein im Stadtgebiet gefahren, 29 weitere in Glindow - häufig zur Technischen Hilfeleistung nach Unwettern. 40 Mal hätten Brandmelder Alarm geschlagen – oft grundlos. Gebrannt hatte es 62 Mal. Zu Einsätzen auf den Autobahnen wurden die Kameraden 34 Mal gerufen.
Im aktiven Dienst stehen zurzeit 156 Frauen und Männer, darüber hinaus gibt es fast in jedem Ortsteil Kinder- und Jugendwehren mit insgesamt 69 Mitgliedern. Den Aufbau der Nachwuchsgruppen wertete Boreck als einen großen Erfolg – auch wenn erfahrungsgemäß längst nicht alle in die Einsatzgruppen wechseln werden. „Wir dürfen nichts unversucht lassen, um weitere Mitglieder zu werben“, forderte er. Thomas Lähns
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