Thomas Lähns: Kein Nieplitzwasser für Seddiner See
Kreis versagt vorerst Genehmigung / In Anbetracht sinkender Finanzen droht dem Projekt das Aus
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Seddiner See - Ist der Seddiner See verloren? Das Überleitungsprojekt, bei dem der Große Seddiner See mit Nieplitzwasser aufgefüllt werden sollte, ist vom Tisch. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat dem Vorhaben bis auf Weiteres sein Einvernehmen verweigert, zuerst soll ein „Generalentwicklungskonzept“ für die Nieplitz erarbeitet werden. Das könnte allerdings noch zwei Jahre dauern. „Dass wir dann noch die nötigen Mittel zur Verfügung haben und das Land so etwas fördert, ist unwahrscheinlich“, sagte Axel Zinke, Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See gestern den PNN.
Schon im Frühjahr dieses Jahres sollte mit dem Verlegen der Leitungen begonnen werden. Laut den Plänen der Gemeinde und des hier ansässigen Institutes für angewandte Gewässerökologie sollte die Nieplitz am Wehr bei Schönefeld angezapft werden. Das Wasser wäre dann über den Kähnsdorfer in den Seddiner See gepumpt worden. In einem ersten Rutsch sollten mindestens 750 000 Kubikmeter und danach jährlich 300 000 fließen – sofern der Wasserstand der Nieplitz mitgespielt hätte. Das Hauptargument der Initiatoren: Die Nieplitz nimmt Wasser des Beelitzer Klärwerks auf, es bliebe in der Region. Denn ohne Kanal zum Seddiner See fließt es über Nuthe, Havel und Elbe schließlich in die Nordsee. Von Seiten des öffentlichkeitsscheuen Institutes war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.
Hintergrund des Projektes ist die zunehmende Verlandung des Großen Seddiner Sees. Der Pegel des 215 Hektar umfassenden Gewässers ist in den vergangenen Jahrzehnten um über einen Meter gefallen. Nachdem mit einem aufwendigen Verfahren seit dem Jahr 2000 die Wasserqualität verbessert werden konnte, droht nun die Verlandung des flachen Sees. Eine andere Möglichkeit, als den See mit Nieplitzwasser aufzufüllen, sieht Bürgermeister Zinke nicht. Er mahnt: In diesem Jahr habe der See wieder 40 Zentimeter verloren.
Die Kosten für das Projekt von rund 3,5 Millionen Euro waren größtenteils als Fördermittel von Land und Bund eingeplant, die Gemeinde Seddiner See hat 20 Prozent als Eigenanteil im diesjährigen Haushalt veranschlagt. Allerdings hatten die Gemeindevertreter im Januar das Geld gesperrt – bis die Fördermittel bewilligt sind und die wasserrechtliche Erlaubnis vorliegt. Die Untere Wasserbehörde ist mit solchen Genehmigungen vorsichtig geworden: Vor einem Jahr waren Korruptionsvorwürfe gegen den früheren UWB-Chef laut geworden, nachdem der einen Steg im Seddiner See im Alleingang genehmigt haben soll.
Der Landkreis macht seine Entscheidung zum Überleitungsprojekt nun von der Zustimmung des Landesumweltamtes abhängig. Das hat für insgesamt 161 märkische Flüsse und Seen solche Gewässerentwicklungskonzepte in Auftrag gegeben. 70 davon sollen bis spätestens 2015 erstellt werden, erläuterte die Pressesprecherin Frauke Zelt gestern den PNN. Für die Nieplitz wird ein 716 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen der Quelle bei Treuenbrietzen und der Mündung bei Blankensee ins Auge gefasst.
Hintergrund ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der Seen und Fließgewässer wieder naturnäher, artenreicher und sauberer werden sollen. Die Konzepte sollen zeigen, wie sich Natur und Nutzung besser in Einklang miteinander bringen lassen und zur Grundlage für weitere Gewässerprojekte werden. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Beteiligung der Öffentlichkeit: Regionale Arbeitskreise aus Verbänden, Kommunen und Bürgern sollen das Verfahren begleiten. Daran hat es beim Überleitungsprojekt bislang gemangelt: Weder die Beelitzer Stadtverordneten noch die Landwirte hatten ein Mitspracherecht.
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