Teltow: Kein Plan und kein Geld
Medienboard: Wenn im Teltower Diana wieder Filme laufen sollen, muss die Stadt in die Kasse greifen
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Teltow - Leerstand seit Jahren, die historischen Wände bunt besprüht, die Fenster vernagelt. Das Teltower Diana-Kino könnte kaum unattraktiver für einen Käufer sein. Seit eineinhalb Jahren sucht die Stadt erfolglos nach einen Investor für die Kulturstätte am Puschkinplatz. Doch der ist nicht in Sicht und das ist auch kein Wunder, sagt Christian Berg. Die Stadt habe keinen Plan und will vor allem kein Geld ausgeben, um das Kino zu retten.
Der Kinobeauftragte der Berlin-Brandenburgischen Filmfördergesellschaft Medienboard hat Teltow aufgefordert, sich finanziell für die Zukunft des traditionsreichen Kinostandortes einzusetzen. Teltow habe mit viel Energie seine historische Altstadt entwickelt, „aber für ihr Kino hat die Stadt keinen Plan“, sagte Berg den PNN. Es klemmt am Geld, doch das sei nötig, wollen die Teltower in ihrem Kino wieder Filme über die Leinwand flackern sehen. Die Stadt müsse Bewerbern ein Angebot machen. Doch das schließt das Rathaus bislang aus.
Im Jahr 2006 fiel der letzte Vorhang im Kinosaal. Seitdem steht das denkmalgeschützte Haus leer. Um den Verfall zu verhindern, hatte die Stadt das Haus Ende 2011 gekauft und anschließend ausgeschrieben. Teltow ließ das Diana entrümpeln und sichern. Die Sanierung soll der künftige Betreiber übernehmen. Doch bislang wurden nur drei wenig tragbare Konzepte vorgelegt und abgelehnt. Trotzdem wird am Verkauf festgehalten, teilte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) jetzt mit. „Eine kommunale Beteiligung steht derzeit nicht zur Diskussion.“ Sollte es aber, findet Kinoexperte Berg. „Die Teltower denken, sie hätten mit dem Diana ein Schätzchen in der Hand, das ist es aber nicht.“ Die Kosten für den Kauf und die Sanierung des denkmalgeschützten Baus seien enorm und kaum zu stemmen. „Das Gebäude ist in einem jämmerlichen Zustand, eine halbe Ruine.“ Zudem mache ein Kinobetrieb nur Sinn, wenn ein zweiter Saal mit etwa 50 Plätzen angebaut werde. Nur so könne man aktuelle Hollywood-Filme zeigen, denn die müssen über Wochen laufen und würden so den einzigen Saal im Haus blockieren.
„Die Investitionen sind also üppig“, sagt Berg. Schon vor einem Jahr habe er das dem Rathaus klargemacht. „Die Stadt muss etwas anbieten.“ Sie müsse einen Verein, eine Genossenschaft oder auch einen Gewerbetreibenden beim Betrieb des Hauses finanziell unterstützen. „Im Prinzip ist Teltow mit seinen 24 000 Einwohnern groß genug, um ein Kino wirtschaftlich zu betreiben“, sagte der Kinobeauftragte. Schon heute nutzten viele Teltower die kurzen Wege nach Potsdam oder Kleinmachnow, um ins Kino zu gehen.
Die nahen Kleinmachnower Kammerspiele sind für Berg ohnehin eine Art Erfolgsmodell: 400 000 Euro hat die Kommune dort in die Hand genommen, um eine eigens gegründete Kulturgenossenschaft zu unterstützen. So soll das Haus notdürftig saniert und umgebaut werden.
So etwas muss nicht viel kosten, sagt Carolin Huder, Vorsitzende der Kulturgenossenschaft in Kleinmachnow und Geschäftsführerin des Neuköllner Heimathafens. Beiden Kulturstandorten hat sie auf die Beine geholfen. „Die Kommunen denken immer, das man dafür wahnsinnig viel ausgeben muss.“ Wenn es an Ideen und Esprit nicht mangelt, reicht aber auch weniger Geld. Gebrauchte Technik tut es ebenso wie günstige Stühle von Ikea. „Aber ohne Unterstützung der Kommune hätten wir es nicht machen können“, sagt Huder.
Das Medienboard hat die Kleinmachnower Kulturgenossen bereits gefördert, auch von anderer Seite floss Geld für neue Sitze und neue Vorführtechnik. Die Gemeinde Kleinmachnow sei bei der Rettung der Kulturstätte geschickt vorgegangen, sagt Kinobeauftragter Berg. „Dort wurde das Bürgerengagement monetarisiert, das ist Teil des Geheimnisses.“
In Teltow müsse es aber keine Kulturgenossenschaft sein. „Hier wird man sogar ein anderes Modell entwickeln müssen“, sagte Berg. Positive Beispiele gebe es genug. So in Treuenbrietzen, wo Kino und Restaurant gut miteinander funktionieren, oder in Templin, wo ein Verein für das Multikulturelle Zentrum zahlreiche Spenden eingeworben hat. Auch die Fördermöglichkeiten seien vielfältig, so Berg. „Da kommt es auf die Kreativität der Kommune an.“
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