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Potsdam-Mittelmark: Kein Ruhestand auf dem Abstellgleis

Das Altwerden in der Wohngemeinschaft kann zu einer neuen, kreativen Lebensphase werden

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Teltow – Wohnen im Alter kann viele Facetten haben. Seit einigen Jahren beschäftigt sich auch die Akademie 2. Lebenshälfte mit dem Thema, für das der Verein im Herbst vergangenen Jahres ein Internetportal gestartet hat. In der Datenbank finden sich nicht nur Senioren- und Pflegeheime, sondern auch Angebote für altersgerechtes und gemeinschaftliches Wohnen. Gestern informierte sich Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) über die Arbeit der Akademie.

Wohngemeinschaften als Lebensform im Alter sind im Kommen: Jeder Bewohner verfügt über eine eigene Wohnung, zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume, oft auch einen Zugang zum Garten, der gemeinsam gepflegt wird. Umfragen, zum Beispiel des Instituts Emnid, haben ergeben, dass jeder Dritte in Deutschland sich wünscht, mit Freunden alt zu werden. Nun beschäftigen sich auch Politiker mit diesem Trend. So wurde das Wohnbetreuungsgesetz in Brandenburg geändert, berichtete Baaske gestern. Galten bislang Wohngemeinschaften ab 13 Bewohnern als „Heim“ mit entsprechend höheren Brandschutzauflagen, seien diese Regelungen nunmehr gelockert worden.

Vier Angebote im Landkreis findet man derzeit zum gemeinschaftlichen Wohnen auf dem Internetportal „wohnen-im-alter-in-brandenburg.de“. In Michendorf ist das die Villa Domizil und in Brück die Alte Mühle Gomnigk. Ein interessantes Projekt stellte dessen Initiator Dieter Wankmüller gestern selbst vor: Das Wohnen auf dem Sensthof in Reetz bei Wiesenburg richte sich an die „fitten Alten“, erklärte er. Denn das Seniorendasein verstehe er nicht als „Ruhestand auf dem Abstellgleis, sondern als Beginn einer neuen, kreativen Lebensphase“.

Auf dem 20 Hektar großen Hof mit Ackerland will er auf Vereinsbasis ein Ökozentrum mit Lehrbetrieb, Wochenend-Café und Bed & Bike errichten. 400 Quadratmeter stehen im Bauernhaus für sechs seniorenfreundliche Wohnungen bereit. Zudem gibt es ein Kutscherhaus, eine Scheune, Kuhstall, Backhaus und jede Menge Obstbäume. Wankmüller schwebt Selbstversorgung und experimentelle Landwirtschaft vor. Die Infrastruktur sei mit einer Holzpelletheizung erneuert worden, auch einen Gemüse- und Kräutergarten gibt es bereits.

Für das Projekt werden generationsübergreifend Mitstreiter gesucht. Wankmüller, der den Hof vor drei Jahren kaufte, will ökologische Nischen und Räume schaffen. „Denn Reetz verliert sein Naherholungsgebiet“, sagte er in Anbetracht kilometerweiter, sterile Maisfelder. Zu ökologischen Projekten kamen bereits Berliner Schulklassen auf den Reetzer Hof, außerdem ist Wankmüller als Seniortrainer aktiv bei der Akademie 2. Lebenshälfte. Im November 2009 ist er als Ehrenamtler des Monats von Staatskanzlei-Chef Albrecht Gerber (SPD) ausgezeichnet. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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