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Die Wachhunde auf dem Sago-Gelände könnten bald Gesellschaft bekommen.

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Potsdam-Mittelmark: Keine Bange vor Gebell

Tierheimpläne für Sago-Gelände finden in Wilhelmshorst auch Befürworter. Sie melden sich via Internet

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Michendorf – Es regt sich Widerstand gegen den Widerstand: In Wilhelmshorst ist jetzt eine Debatte über ein mögliches Tierheim auf dem früheren Sago-Gelände im Norden des Ortes entbrannt. Nachdem mehrere Gegner sich bei Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) gegen die aktuellen Planspiele der Landeshauptstadt Potsdam beschwert hatten, haben sich jetzt auch erste Befürworter herausgewagt. „Es gibt neben Eigeninteressen einiger Bedenkenträger durchaus Argumente für das Tierheim“, schreibt der Wilhelmshorster Klaus-Peter Anders. Auf der Internetseite www.wilhelmshorst.de hat er damit ein breites Echo hervorgerufen.

Wie berichtet wird in Potsdam zurzeit mit dem seit Jahren brachliegenden Sago-Gelände als möglichem Tierheim-Standort geliebäugelt. Nach der Schließung des früheren Heims in der Potsdamer Forststraße Ende 2007 würde damit die jahrelange Suche nach einem Grundstück, auf dem der Tierschutzverein einen Neubau errichten könnte, zu Ende gehen. Das Sago-Gelände gehörte bis 1958 zu Wilhelmshorst, wurde dann aber nach Potsdam eingemeindet. In den 1950ern befanden sich hier die Baracken der Gleisbauarbeiter, welche die Schienen für den Berliner Außenring zwischen Saarmund und Golm verlegt hatten – daher auch der Name Sa-Go.

Mit dem Außenring wurde eine wesentliche Voraussetzung für den Bau der Mauer geschaffen. Kurz danach wurde auf dem Sago-Gelände ein zentrales Lager der DDR-Grenztruppen eingerichtet, wie der Verein „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte“ recherchiert hat. Außerdem wurden hier die berüchtigten Schäferhunde abgerichtet, die im Todesstreifen zum Einsatz kamen.

Dass das Gelände heute brach liegt, ist vielen Wilhelmshorstern ein Dorn im Auge. Sie fände es gut, wenn es wieder genutzt werden würde, schreibt eine Bürgerin auf wilhelmshorst.de. Ein anderer erklärt: „Ein Tierheim, auch in der Nähe von WH, ist okay. Tiere sind beschützenswerte Lebewesen.“ Den „Vergrummelten“ schlägt er vor, nach Zehlendorf zu ziehen: „Dort sind sie dann unter sich.“ Und ein Dritter bemerkt: „Wir finden, jetzt soll doch mal die Kirche im Dorf bleiben. Gegen den Fluglärm, das ist ja ok, aber nun ist mal Schluss mit der Meckerei.“

Lediglich ein Tierheim-Gegner macht im Internet Front: Eine solche Einrichtung bedeute Lärm, und der wiederum führe zu einer Abwertung der hiesigen Grundstücke. Da möchte er nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. „Gerade in der Politik auf regionaler Ebene erwarte ich mehr Mitbestimmung in einigen Bereichen“, schreibt er.

Mitbestimmung fordert auch Klaus-Peter Anders: Michendorf müsse in der Diskussion ums Tierheim dranbleiben, sagt er, und von Potsdam auch Zugeständnisse fordern. So könnte die Landeshauptstadt für ein „Ja“ aus Michendorf den Wilhelmshorstern ihr Wasser von den Stadtwerken zu günstigeren Preisen verkaufen – wodurch der teure Bau eines eigenen Wasserwerkes überflüssig werden würde. Und noch ein Vorteil in Anders’ Augen: Mit einem Tierheim vor dem Wilhelmshorster Ortsschild könne auch endlich das „unerträgliche Katzenproblem“, das der hiesigen Vogelwelt immer stärker zusetzen würde, tierfreundlich gelöst werden. Thomas Lähns

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