Gericht soll im Pappelstreit entscheiden: Keine Basis für gütliche Einigung
Teltow - Während am Wochenende wieder Hunderte Besucher entlang der Teltower Stadtgrenze über den ehemaligen Mauerstreifen schlendern und sich beim 15. Japanischen Kirschblütenfest der Blütenpracht der rund 1000 nach dem Mauerfall gepflanzten Bäume erfreuen werden, ist bei einigen Anwohnern im benachbarten Lichterfelde die Stimmung getrübt.
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Teltow - Während am Wochenende wieder Hunderte Besucher entlang der Teltower Stadtgrenze über den ehemaligen Mauerstreifen schlendern und sich beim 15. Japanischen Kirschblütenfest der Blütenpracht der rund 1000 nach dem Mauerfall gepflanzten Bäume erfreuen werden, ist bei einigen Anwohnern im benachbarten Lichterfelde die Stimmung getrübt. Noch immer ist der Streit um die Pappeln, die nach der Wende auf dem Grenzstreifen in die Höhe geschossen sind, nicht beigelegt. Nicht nur, dass die hohen Gewächse auf dem Grundstück des Lichterfelders Wolfgang Paul weiter lange Schatten werfen und lästige Austriebe bilden, auch in die japanischen Kirschbäume wachsen die Äste und Zweige der wildwachsenden Bäume mittlerweile ungehindert hinein. Obwohl beide Parteien einer Lösung nie näher waren als zuletzt, könnte der Streit nun doch vor Gericht entschieden werden.
Neun Monate lang habe er sich um eine gütliche Einigung im mittlerweile fünf Jahre andauernden Streit mit der Stadt Teltow bemüht, erzählt Paul. Er schrieb unzählige Briefe, maß und rechnete, legte der Stadt verschiedene Angebote und Vereinbarungen vor. Doch die hielt ihn hin, verschob Termine, versetzte ihn, fürchtet den Präzedenzfall. War der unmittelbar vor Pauls Grundstück verlaufende Grenzstreifen bis zur Wende von den Grenzsoldaten akribisch frei gehalten worden, konnten sich Gräser und Gehölze später frei entfalten. Die schnellwachsenden Pappeln schossen über die Jahre in die Höhe, bis sie ein für Paul nicht mehr erträgliches Maß erreichten. Doch die Stadt Teltow, auf deren Grundstück die Bäume stehen, verweigert seit Jahren die Beseitigung. Der Streit gipfelte vor Gericht, wo sich beide Parteien vor einem knappen Jahr auf den Versuch einer gütlichen Einigung verständigten, die bislang aber nicht zustande kam (die PNN berichteten).
Zuletzt rief der 81-jährige Lichterfelder den Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, als Vermittler an, schaltete gar den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) und schließlich auf dessen Geheiß den SPD-Landtagsabgeordneten Sören Kosanke ein. Toll fand Teltow das nicht. Der Lichterfelder habe den Versuch unternommen, eine Wertung in den Sachverhalt zu bekommen, die jeder Grundlage entbehrt, erklärt Stadtsprecherin Andrea Neumann. Anfang März legte Teltow dem Rentnerpaar dennoch eine Vereinbarung zur Beseitigung des Übels vor. Doch unterzeichnen will Paul sie nicht. „Dem Papier fehlt eine klare Kostenkalkulation“, klagt er. Entsprechend der vorgelegten Vereinbarung soll Paul einen Teil der Kosten übernehmen. Dagegen hat der Lichterfelder an sich nichts einzuwenden, nur will er wissen, wie tief er in die Tasche greifen muss. Ein Gartenbaubetrieb hatte ihm vor zwei Jahren ein Angebot in Höhe von rund 2700 Euro für die Beseitigung der Pappeln gemacht. Die Stadt will den Auftrag aber entsprechend ihrer Vergaberichtlinien erteilen. Paul fürchtet, dass es dadurch für ihn um ein Vielfaches teurer wird.
Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) ist indes nicht geneigt, den Einwänden des Lichterfelders weiter Gehör zu schenken. Weil Paul in seiner „starren Position“ verharre und zuletzt versuchte, über das Steglitz-Zehlendorfer Bezirksamt Druck auf den Nachbarn auszuüben, gebe es für ihn keine Grundlage für eine einvernehmliche Lösung mehr.
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