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Das Brett ist voll. Freie Kita-Plätze gibt es in Werder derzeit nicht, auch die Tagesmütter sind ausgelastet.

© dpa

Zu wenig Kitaplätze in Werder: Keine Container für Waldorfkita

In Werder sind freie Kitaplätze Mangelware. 30 Eltern, denen bereits ein Platz für die Waldorfkita zugesagt wurde, müssen nach anderen Betreuungsmöglichkeiten suchen. Freie Plätze in anderen Einrichtungen gibt es aber auch nicht.

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Die angespannte Situation um fehlende Kita-Plätze in Werder spitzt sich weiter zu. 30 neue Betreuungsplätze, die die Waldorfkita zum 1. September in gemieteten Containern anbieten wollte, wird es wohl nicht geben. „Wir haben am Freitag ein Schreiben der Stadt erhalten, in dem mit einem Satz unser Antrag auf städtische Zuschüsse abgelehnt wurde“, sagte Kita-Geschäftsführer Dieter Dörflinger am Dienstagabend vor dem Werderaner Sozialausschuss. Die Eltern, denen die Plätze bereits zugesichert wurden, hätten in den vergangenen Tagen eine Absage der Kita erhalten.

Die Kita hatte bei der Stadt für dieses Jahr knapp 130.000 Euro beantragt, um das Aufstellen, die Ausstattung und die Anmietung der Container zu bezahlen. Für das kommende Jahr hätte die Stadt die Miete von monatlich 4000 Euro übernehmen sollen. „Dieses Angebot ist für uns wirtschaftlich nicht vertretbar“, begründet Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) die Ablehnung.

Wie geht es mit der Kinderbetreuung weiter?

Für die Eltern ist die Situation unbefriedigend. „Unser mittleres Kind ist schon in der Kita, für den Kleinen hatten wir einen Platz, der jetzt wieder abgesagt wurde“, schilderte die Werderanerin Martina Rumpel den Ausschussmitgliedern. Sie war eine von zehn anwesenden Elternteilen und habe „keine Ahnung, wie es ab September mit der Kinderbetreuung weitergehen soll“. Schließlich müsse sie dann wieder voll arbeiten. Den Bedarf am Kita-Platz habe sie bereits im Herbst vergangenen Jahres bei der Stadt gemeldet.

Zwar sicherte Christian Große zu, den Antrag der Waldorfkita noch einmal zu prüfen. Die Stadt sei aber nicht für die volle Kostenübernahme verantwortlich, der Landkreis habe für eine ausreichende Zahl an Kita-Plätzen zu sorgen. Dieser Pflicht komme die Kreisverwaltung jedoch nicht nach. „Wir haben den Landrat mehrfach aufgefordert, uns noch ausstehende Personalkosten für unsere kommunalen Tagesstätten aus den Jahren 2012 bis 2014 zu zahlen“, so Große. Die Zahlung sei zwar abgelehnt worden, einen Bescheid dazu gebe es aber noch nicht.

Keine Stellungnahme vonseiten des Landkreises

Sobald der eintreffe, werde die Stadt den Landkreis auf die Zahlungen verklagen. „Wir kämpfen für unsere eigenen Kitas, die freien Träger müssen das beim Landkreis auch machen“, so Große gegenüber den PNN. Schließlich seien auch sie durch Vorgaben des Landkreises unterfinanziert. Die Kreisverwaltung konnte gegenüber den PNN am gestrigen Mittwoch keine Stellung zu den Vorwürfen aus Werder beziehen.

Die Stadt hat derweil auch ihre neue Finanzierungsrichtlinie für Tagesstätten freier Träger zur Überprüfung an die Kommunalaufsicht des Landkreises sowie den Städte- und Gemeindebund übermittelt. Wie berichtet will die Stadt mit der Richtlinie rückwirkend zum 1. Januar 2014 den freien Trägern nur noch die Kaltmiete sowie 30 Euro pro Kind und Monat erstatten. Die vorherige Regelung, nach der auch andere Sachkosten bezahlt wurden, wurde Christian Große zufolge vom Rechnungsprüfungsamt gerügt. Wann Stellungnahmen zur Rechtmäßigkeit der neuen Regelung eintreffen, sei Fachdienstleiterin Ulrike Paniccia zufolge derzeit offen. Erst danach möchte sie sich mit Eltern und Kita-Trägern zusammensetzen, die in einer Petition die Stadt und den Landkreis aufgefordert haben, dringend Mittel für die freien Kitas bereitzustellen.

Wegen der neuen Richtlinie hat die Kita „Hanna Legoranto“ des Trägers Step Kids Education ihren Eltern bereits angekündigt, die Verpflegungskosten für ihre Kinder ab dem 1. August von 42 auf 76 Euro je Kind zu erhöhen. Petra Krüger, Fachberaterin bei Step Kids, hofft jedoch, die Erhöhung noch abwenden zu können. „Die Kommune ist verpflichtet, Essensbeiträge von mehr als zwei Euro pro Tag gegenzufinanzieren“, so Krüger gegenüber den PNN. Das müsse die Stadtverwaltung in die neue Richtlinie aufnehmen.

Mehr Kita-Plätze, aber nicht mehr Geld von der Stadt

Ihre Kita habe zudem die Platzanzahl jüngst von 98 auf 106 erhöht, ohne dafür bisher mehr Geld von der Stadt erhalten zu haben. Außerdem fehle seit Langem ein Nutzungsvertrag mit der Stadt für ein anliegendes Grundstück, das die „Hanna Legoranto“ durch die gestiegene Kinderzahl als zusätzliche Spielfläche benötigt. „Kommt die Vereinbarung nicht, müssen die Plätze wieder abgebaut werden“, so Krüger.

Die zusätzlichen Plätze hat die Kita eingerichtet, nachdem bei einer Versammlung im Dezember von 70 fehlenden Betreuungsplätzen gesprochen wurde. Wie hoch die Zahl der Kinder, die ab September nicht untergebracht werden können, derzeit ist, konnte Ulrike Paniccia im Sozialausschuss nicht sagen. Die Stadt habe jedoch bereits mit der Einrichtung von 40 zusätzlichen Plätzen im Hohen Weg begonnen.

Dafür wird der Jugendclub umgebaut (PNN berichteten). Wann die Arbeiten beendet sind und Kita-Kinder in den Club können, sei aber noch unklar. Offen ist ebenfalls, wohin der Jugendclub dann umziehen kann. An einer Lösung werde Paniccia zufolge mit Hochdruck gearbeitet.

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