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Potsdam-Mittelmark: Keine Gefahr mehr nach Giftunfall auf Rangierbahnhof Seddin: Raketentreibstoff wurde abgepumpt, verletzte Arbeiter sind aus Krankenhaus entlassen

Seddiner See - Die Gefahr ist gebannt. Das am Rangierbahnhof Seddin ausgelaufene giftige und in Verbindung mit Luft hochexplosive Hydrazin ist in der Nacht zum Samstag vollständig beseitigt worden.

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Seddiner See - Die Gefahr ist gebannt. Das am Rangierbahnhof Seddin ausgelaufene giftige und in Verbindung mit Luft hochexplosive Hydrazin ist in der Nacht zum Samstag vollständig beseitigt worden. Am frühen Morgen konnten die Kräfte der Feuerwehr den Einsatz um 4.15 Uhr beenden. Das sagte Anja Pester, Sprecherin der Bundespolizeidirektion Berlin, gegenüber den PNN.

Ein 300 Meter großer Sperrkreis um den Rangierbahnhof wurde wieder aufgehoben. Bereits zuvor habe ein Großteil der 20 verletzten Bahnmitarbeiter das Krankenhaus verlassen. Sechs Arbeiter hätten die Nacht indes vorsorglich zur Beobachtung in Potsdamer Krankenhäusern verbringen müssen. Die Bahnangestellten hatten über Atembeschwerden, Kopfschmerzen und Übelkeit geklagt, sagte Pester. Vermutlich hatten sie die giftigen Dämpfe des Hydrazins eingeatmet.

Seddin zählt zu den wichtigsten Rangierbahnhöfen in Ostdeutschland. Am Freitagmittag war das Hydrazin, das unter anderem zur Produktion von Raketentreibstoff dient, auf dem Bahnhof aus einem undichten Kesselwagen ausgetreten. Schon bei einer Temperatur von 20 Grad kann es mit der Luft ein giftiges Gemisch bilden, für das bei mehr als 38 Grad Explosionsgefahr besteht. Auf Haut, Augen und Atemwege wirkt die Flüssigkeit ätzend, sie riecht ähnlich stechend wie Ammoniak.

Ein Bahnmitarbeiter hatte das Leck an einem von 16 Kesselwagen entdeckt, die mit insgesamt 25 Tonnen Hydrazin beladen und dort abgestellt sind. Die anderen betroffenen Arbeiter sollen zu der Zeit in unmittelbarer Nähe tätig gewesen sein. Es wurde ein Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Nach PNN-Informationen waren die Wagen erst kurz zuvor in den Bahnhof eingefahren. Die Gefahrstoffeinheit der Feuerwehren des Landkreises Potsdam-Mittelmark waren im Einsatz. Laut Kreisbrandmeister Herbert Baier waren 150 Kräfte vor Ort – sie mussten mit schwerer Atemschutztechnik arbeiten. Noch am Abend hatten sie das Leck abgedichtet und den Giftstoff abgepumpt. Explosionsgefahr habe aufgrund der geringen Austrittsmenge nicht bestanden, sagte Baier. Ständig seien entsprechende Messungen durchgeführt worden. Für die Anwohner in Neuseddin habe keine Gefahr bestanden. Offenbar sei nur eine geringe Menge aus dem Waggon ausgetreten und im Erdreich versickert. Der beschädigte Kesselwagen wurde mit Wasser gefüllt, um eventuelle Reste des Hydrazins zu verdünnen.

Nach Angaben eines Bahnsprechers sei etwa ein Tropfen Hydrazin pro Sekunde aus dem undichten Wagen getropft. Wie lange es das Leck schon gab und wie viel Flüssigkeit ausgetreten ist, sei aber unklar. Der Kesselwagen habe sich auf dem Weg von Frankreich nach Polen befunden. Auf dem Rangierbahnhof sollte der Wagen an einen anderen Güterzug gekoppelt werden. Der Wagen ist im Privatbesitz, zu welcher Firma er gehört, machte der Bahnsprecher keine Angaben. Den verletzten Mitarbeitern gehe es nach der Behandlung im Krankenhaus gut, alle konnten entlassen werden. Bislang sei aber nicht geklärt, ob sie mit Folgeschäden rechnen müssen. Mit dem Ende des Feuerwehreinsatzes konnte der Betrieb auf dem Rangierbahnhof wieder aufgenommen werden, die giftige Flüssigkeit habe keine wesentlichen Sachschäden auf dem Bahnhofsgelände verursacht, so der Bahnsprecher.

Spezialkräfte der Bundespolizei hätten indes Beweise gesichert, sagte Bundespolizeisprecherin Pester. Man ermittle wegen der Gefährdung im Bahnverkehr und gefährlicher Körperverletzung. Die Beamten prüfen, ob sich gegebenenfalls weitere Straftatbestände ergeben. Hydrazin könne heftige Krankheiten auslösen, es sei krebserregend und schädige die Organe. Wenn man es in hohen Dosen einatmet, kann es sogar zu Blutungen der Lunge führen.

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