Potsdam-Mittelmark: Keine pädagogischen Schnellschüsse
Mit Gelassenheit reagieren Teltower Schulen auf die neuesten PISA-Ergebnisse
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Mit Gelassenheit reagieren Teltower Schulen auf die neuesten PISA-Ergebnisse Teltow - Dass Brandenburgs Gesamtschulen und Gymnasien auch bei der jüngsten PISA-E-Studie in vielen Bereichen nur hintere Plätze belegen, löst bei Schulleitern in Teltow kein großes Wehklagen aus. „In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse in den Fachkonferenzen des Bildungsministeriums diskutiert werden“, erklärte Winfried Heilek, Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Teltow, auf PNN-Nachfrage. Die entscheidenden Schritte zur Verbesserung der Lehrpläne hin zu einer Leistungssteigerung seien jedoch schon vor Jahren eingeleitet worden. Dass die Leistungen der Brandenburger Schüler im Ländervergleich nicht ausreichend sind, zeigte schon die erste PISA-Studie aus dem Jahr 2000. Ob Mathematik, Naturwissenschaften, Lesen oder Problemlösungen – Brandenburgs Schüler gehörten zu den Schlusslichtern. Trotz leichter Verbesserungen hat sich das auch bei der jüngste Studie nicht geändert. Jürgen Voigt, Schulleiter der Gesamtschule Teltow, sieht vor allem im langjährigen „lockeren“ Unterrichtsstil in Brandenburg die Hauptursache. „Zu viele Jahre wurde zu viel experimentiert“, so sein Fazit. Im Schuljahr 2002/03 traten dann die ersten Rahmenlehrpläne für die Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10) in Brandenburg in Kraft. Im vergangenen Schuljahr folgten solche Rahmenlehrpläne für die Grundschule. Heilek und seine Kollegen am Imanuel-Kant-Gymnasium arbeiten derzeit an der Fertigstellung von „verbindlichen curricularen Vorgaben“, die als Grundlage für einheitliche Lehrpläne an Brandenburgs Gymnasien dienen sollen. Am 15. November muss das Konzept fertig sein. „Wir befinden uns sozusagen in der heißen Phase“ sagte Heilek. Diese Rahmenlehrpläne und von der Kultusministerkonferenz vorgegebene „Bildungsstandards“ sollen zu einer einheitlichen Bildungspolitik in Brandenburg führen und somit die Leistungen bei den Schülern verbessern. Doch frühestens in fünf bis sieben Jahren werden die ersten Ergebnisse vorliegen. „Pädagogische Schnellschüsse bringen überhaupt nichts“, so Heilek. Veränderungen in der Bildungspolitik erfordern langwierige Prozesse, betonte auch Voigt. Daher werde man die neuesten PISA-Ergebnisse ernst nehmen, doch nicht überbewerten. Dass Brandenburgs Bildungssystem laut PISA zu dem sozial gerechtesten in Deutschland gehört, bezeichnen Voigt und Heilek als erste Erfolge der Veränderungen in der Bildungspolitik. In keinem anderen Bundesland hätten Arbeiterkinder bessere Chancen, einen hohen Schulabschluss zu erlangen als in Brandenburg. Eine auffallend soziale Unausgewogenheit an den Schulen wie in Bayern gebe es hier nicht. Obwohl gerade Voigt an der Gesamtschule Teltow von Jahr zu Jahr eine wachsende Zahl von Schülern aus sozial schwachen Familien verzeichnet. „Ob für Klassenfahrten oder für einen neuen Taschenrechner, oft fehlt schon hier das Geld“, erklärte Voigt. Doch durch verschiedene Angebote, unter anderem auch durch die Arbeit eines Schulsozialarbeiters, versuche man an der Teltower Gesamtschule solche Unterschiede auszugleichen. Die These, dass durch das schlechtere Leistungsniveau der Brandenburger Schüler hier auch ein höherer Abschluss einfacher sei und somit die soziale Ausgewogenheit relativiert würde, wies Heilek zurück. Schon nach der ersten PISA-Studie habe man derartige Gedankenspiele angestellt. Vergleiche mit Prüfungsaufgaben des PISA-Spitzenreiters Bayern haben dann gezeigt, dass die Unterschiede gar nicht so groß seien. Dirk Becker
Dirk Becker
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