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Potsdam-Mittelmark: Kemnitzer Kriegerdenkmal eingeweiht

Bernig: „Falsches Signal“, Funck: „Brauchen keine Gesinnungswächter“

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Werder (Havel) - Das restaurierte Kemnitzer Kriegerdenkmal ist gestern Abend an seinem neuen Standort vor dem Gemeindezentrum eingeweiht worden. Der Feldstein mit der Inschrift „Unseren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Helden“ ist auf Initiative Kemnitzer Bürger sowie der Ortsbeirätin und CDU-Fraktionschefin im Landtag, Saskia Funck, wieder aufgestellt worden. Funck bezeichnete das Denkmal als ein „zeitgeschichtliches Symbol“ und ein „Zeichen für Heimatverbundenheit“. Es sei ein Anliegen gerade der älteren Kemnitzer Bürger gewesen, den Stein nach Jahrzehnten wieder aufzustellen.

Bis 1946 stand der Gedenkstein auf einer kleinen Anhöhe vor dem Dorfanger, bevor ihn Parteigänger der SED umstießen. Wie ein älterer Einwohner berichtete, lag der große Findling jahrzehntelang neben seinem Sockel, bevor er zusammen mit dem Hügel in den 70ern in den Teich geschoben wurde. 2006 hat der Kemnitzer Manfred Schulz den Stein auf einer Schutthalde wiederentdeckt. Er vermutet, dass er im Zuge von Baggerarbeiten am Teich unbemerkt zwischen den Schutt geriet. Schulz lagerte den Stein in seiner Scheune ein und schlug als Erster die Restaurierung vor.

Bereits im Vorfeld gab es Kontroversen zu dem Erinnerungsprojekt. Der Kemnitzer Ortsvorsteher Joachim Thiele hatte den neuen zentralen Standort kritisiert und angemerkt, dass so etwas nicht mehr zur deutschen Erinnerungskultur passe, auch am Begriff „Helden“ hatte er Anstoß genommen – zumal auch eine Ergänzung für die „Gefallenen des Zweiten Weltkrieges“ im Raum stand. Von der zusätzlichen Gravur wurde wieder Abstand genommen.

Ein Kompromiss sah vor, neben dem Denkmal eine Infotafel zur Geschichte des Steines aufzustellen, um ihn als Zeitdokument kenntlich zu machen. Das hatte auch das Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam empfohlen. Von einer solchen Tafel war gestern allerdings nichts zu sehen. Der Ortsvorsteher war bei der Einweihung nicht dabei.

Proteste gegen die Wiederaufstellung kamen jetzt auch von den Linken und vom Werderaner Aktionsbündnis Kurage. Dessen Sprecher Hans-Hartwig Lau verwies auf den gerade erst erworbenen Titel Werders als „Ort der Vielfalt“: „Der Heldengedenkstein im Geist von gestern ist dabei kontraproduktiv, zeugt von militärischem Denken in alten Strukturen“, so Lau. Als „falsches Signal“ bezeichnete der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (Linke) die Wiederaufstellung. „Wir wissen heute, was der Erste und der Zweite Weltkrieg an Not, Elend und Verderben über die Völker, auch das deutsche Volk, gebracht haben“, schreibt er in einer Presseerklärung. Die CDU setze sich mit einer solchen Aktion dem Verdacht aus, „am rechten Rand zu fischen“, so Bernig.

„Wer seine Geschichte leugnet, wird aus seinen Fehlern nicht lernen“, hielt Saskia Funck gestern Abend dagegen. Die Kemnitzer bräuchten keine „selbsternannten Gesinnungsgenossen“, so Funck. Bürgermeister Werner Große (CDU) verwies auf Kriegerdenkmale in den anderen Werderaner Orten: „Das hat nichts mit Militarismus oder Revanchismus zu tun“, so Große. Thomas Lähns

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