Potsdam-Mittelmark: Kennfarbe Gelb
Kunst im Klassenzimmer: 13 Künstler und 200 Gäste bei der Eröffnung des „5. ART-event“ in Güterfelde
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Kunst im Klassenzimmer: 13 Künstler und 200 Gäste bei der Eröffnung des „5. ART-event“ in Güterfelde Von Gerold Paul Stahnsdorf - Kunst braucht ein Maß, damit sie Format bekommt, Qualität. Aber sie braucht auch Platz zur Entfaltung. Reicht „lang und schlank“ dafür aus? Wenigstens der malenden Zunft in der Güterfelder Seeschule nicht. Verständlich also, wenn einige der 13 Künstler beim 5. „ART event“ des Dachverbandes Kultur Berlin-Brandenburg zur Vernissage am Samstag etwas grummelten. Während der Kulturverein dieses bauliche Kleinod (1909) noch im Juni aus eigenen Kräften renovierte, trafen sich die „Bildenden und Angewandten“ zur Lagebesprechung vor Ort – und entdeckten in den originalen Malerfarben ihr recht abstraktes Thema: Gelb sollte es sein, die Farbe von Leichtigkeit und Wärme, aber auch des Neides, von Falschheit und Verrat. Eine gute und gar ausgefallene Idee, dem einen nützlicher als dem anderen. Den Keramiker Egon Wrobel dürfte das vorgegebene Format 30 x 230 Zentimeter nur peripher tangiert haben, seine „gelbe Keramik“, auch ein schöngezierter Fayencekopf, fanden auf Fenstersimsen und Sockeln dieses Klassenzimmers Platz. Allerdings war zur Eröffnung davon nicht viel erkennen, fast 200 Besucher drängelten dort, gewaltige Energiepegel schaffend, und als das Bläsertrio „Linkshand“ im Flur zu musizieren anhub, dachte man, es probte noch. Die Vernissage verspätete sich ohne Erklärung um eine halbe Stunde, ehe Vorstandsvorsitzender Tilo Bonow das Wort ergriff. Er dankte den Künstlern, welche das Kürzel „regional“ gewiss nicht verdienten, und lobte die Sponsoren. Ob ihrer gütigen Hilfe sei man auch dieses Jahr ganz ohne Fördermittel ausgekommen. Doch zurück zum Gelb, der verbinden Farbe der Dreizehn. Jedes Werk hatte etwas davon, mal mehr, mal weniger. Etwa das keramische „Sonneross“ von Thekla Furch, mit stummelig vergoldeten Schwingen. Daneben „insideout no. 6, worunter man sich ein seltsames „Geflügel vorstellen kann (Beate Lein-Kunz). Zwei irdene Travertin-Wellen, eine „wg“, die andere „sg“ mit Namen, ist Michael M. Heyers Beitrag zum Gelb, die beiden Roten korrespondieren hübsch, ihre Form ist ja im Raum. Anders mussten die Maler verfahren. Hier erwies sich das der Enge des Raumes geschuldete Format meist als hinderlich, eine Bildidee zu verwirklichen. Am wenigsten noch bei Friedolin Frenzel, dessen majahafte „Luise“ sehr langbeinig wirkt. „Beslan“ im Treppenaufgang (Frauke Schmidt-Theilig) oder „rush hour“ von Jessi Kobek vermochten nicht zu überzeugen, die Vertikale allein schaffte es nicht. Während die Koproduktion von Petra Walter-Moll und Ursula Schiegnitz, Schwarz-Weiss-Fotografien, mit Vinyl-Tapete collagiert und etwas bissig „Kleingärtners italienische Reise“ betitelt, wie ein Leporello wirkt, sieht man gleich daneben zwei Arbeiten, wo die Senkrechte künstlerischem Anliegen hilft: „Schatten“ (Angela Benrath) zeigt in naturbelassener Holzrahmung ein Kreuz, indes die hart genormte Fläche dem assoziativen Titel gerecht werden will. „Aurora in der Wüste Negev“ mit feinsten Gelbtönungen (Lein-Kunz) ist ähnlicher Art. Querformatig gleicher Maße hat es Alice Bahra mit einer kühn benummerten „Choreographie“ versucht, auf Plexiglas projizierte Fotos, zusätzlich mit gelben Lichtstreifen versehen. Bei Birgit Steinfeld ist diese Farbe auf sechs kachelförmige Quader senkrecht verteilt, Anke Mühlig hat sie einer kalligraphischen Handschrift auf Seide untergelegt, dem Kinderhospiz Sonhof gewidmet. Viele gute Ideen also, doch zu oft von dem starren Format bedrängt. Unmissverständlich: Wie die Parallelausstellung zu Schloss und Park Gütergotz im Erdgeschoss soeben ihren 1000. Gast empfing, so möge auch die „Kunst im Klassenzimmer“ viele Freunde finden. Sie ist, im Ensemble aller Arbeiten und ohne Gedränge, ganz sicher sehenswert in ihrem Gelb. „ART event“ täglich geöffnet von 11 bis 17 Uhr. Am 3. Oktober ist Finissage mit „märkischer Kaffeetafel“.
Gerold Paul
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