Potsdam-Mittelmark: Ketchup für Helden der Landstraße
Die Oldtimer-Fan-Gemeinde der Region traf sich zum Empfang der Deutschland-Rallye in Werder
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Die Oldtimer-Fan-Gemeinde der Region traf sich zum Empfang der Deutschland-Rallye in Werder Von Hagen Ludwig Werder - In historischer Polizeiuniform weist Stadtsportchef Klaus-Dieter Bartsch den 160 Oldtimern und 15 Veteranen-Motorrädern den Weg zum Inselmarkt. Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung überreichen den Fahrern, die sich im morgentlichen Wolkenbruch als wahre Helden der Landstraße beweisen, eine Broschüre der Blütenstadt und ein Fläschchen Werder-Ketchup der Premium-Qualität. Wie so oft, haben die Werderaner auch den gestrigen Empfang der Oldtimer-Rallye „2000 Kilometer quer durch Deutschland“ zu einem kleinen Volksfest werden lassen. Viele Zuschauer sind gekommen, um den Rallye-Teilnehmern – unter ihnen Fernsehmoderator Jean Pütz und der bekannte Rennfahrer Hans-Joachim Stuck – auf ihrer sechsten Etappe von Berlin nach Hannover zuzujubeln. Immerhin sind sie nach ihrem Start in Mönchengladbach nun bald eine Woche unterwegs. „Eine tolle Leistung“, lobt Dietmar Streuber Durchhaltevermögen von Mensch und Technik. Der Golmer weiß wovon er spricht, denn er ist selbst stolzer Besitzer eines DKW F 5 Luxus Cabriolet, Baujahr 1936. So eine lange Strecke möchte er seinem relativ kleinen Auto nicht mehr zumuten. Aber zum Empfang des Rallye-Trosses in Werder ist er natürlich mit seinem roten Cabrio gekommen. Ein bewegtes Autoleben habe der DKW schon hinter sich, erzählt Streuber. Ende der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts soll er einer UFA-Schauspielerin gehört haben. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er zum Dienstwagen für eine Caputher Ärztin umfunktioniert. Der nächste Besitzer ließ wenig Feingefühl erkennen und fuhr mit dem guten Stück über Stock und Stein zur Jagd. Entsprechend ruiniert sah der rote Flitzer dann auch aus, als ihn Streuber im Jahre 1979 übernahm. Sieben Jahre hatte er zu tun, um den 20- PS- Zwei-Takter wieder auf Vordermann zu bringen. Oldtimer-Fans brauchen Geduld und Ausdauer. Die hat sich ausgezahlt auch für Harry Schumann aus Beelitz, der seinen BMW, Baujahr 1954, auf dem Werderaner Marktplatz gleich neben dem Adler Primus, Baujahr 1932, des Neudeddiners Hartmut Falkenbach geparkt hat. Vor 30 Jahren hatte Schumann die schwarze BMW-Limousine erstmals vor dem Requisitenfundus der Defa in Babelsberg gesehen und sofort Feuer gefangen. Der damalige Besitzer ließ sich jedoch fünf Jahre Zeit, bis er schließlich zum Verkauf bereit war. „Ein schönes, aber auch ein teures Hobby“, erzählt der Beelitzer Autoliebhaber und streicht über die frisch bezogenen roten Ledersitze seines Wagens. Was wäre jedoch die Oldtimer-Fan-Gemeinde der Region ohne Rosemarie Jordan und Udo Müller vom Zweiradmuseum Werder. Sie stellten zur Feier des Tages mehrere historische Motorräder am Kontrollpunkt auf der Insel aus. Besonders stolz sind sie auf ihr grünes D-Rad mit Beiwagen, das einst in den Deutschen Industrie-Werken Spandau montiert wurde. „Alle zehn dort hergestellten Modelle aus den Jahren 1923 bis 1932 können in unserem Museum in den Werderaner Havelauen besichtigt werden“, berichtete Rosemarie Jordan und kündigte schon mal das Museumsfest am 5. September an. Das D-Rad-Gespann indes steht schon eher vor seiner nächsten Bewährungsprobe. Mit ihm fahren Müller und Jordan Anfang August nach Braunschweig zum deutschlandweiten D-Rad-Treffen. Dann haben sie hoffentlich besseres Wetter als die Rallye-Piloten gestern. Als diese Werder in Richtung Brandenburg verlassen, wächst sich der Wolkenbruch zu einer kleinen Flut aus. Die Scheibenwischer der historischen Autos müssen Höchstleistungen volbringen. Die Oldtimer-Fans der Region folgen dem Tross noch ein kurzes Stück, und Klaus-Dieter Bartsch – mittlerweile in völlig durchnässter Uniform – bringt auch den letzten Autoveteran noch auf den rechten Weg.
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