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Malerisches Museum. Das Museum der Havelländischen Malerkolonie ist in einem historischen Kossätenhaus direkt im Ortskern untergebracht. Betreut wird es von Ehrenamtlichen.

© hkx

KulTOUR: Kiefern – Hügel – Schwielowsee!

Das Museum der Havelländischen Malerkolonie beleuchtet die Geschichte Ferchs in der Malerei ab 1900

Stand:

Schwielowsee - Zwei liebreizende Töchter auf einem Mauersims, eine mit dem Zinnoberschirm. Dahinter am Hang ihre Mutter in Weiß, in der Ferne der Schwielowsee mit seinen sanften Hängen. Fritz Grotemeyer (1864 – 1947) schuf dieses schöne Ölbild namens „Meine Töchter“ um 1905. Eine Familien- und Künstler-Idylle zur Kaiserzeit mit Sonne und Frieden. Es ist Teil vom zweiten Teil der großen Jubiläumsausstellung „Ferch in der Malerei“, mit der sich das Museum der Havelländischen Malerkolonie gleichsam in eigener Sache an den Feierlichkeiten zum 700. Ortsjubiläum beteiligt.

Widmete sich die Frühjahrsausstellung mit Karl Hagemeister und Carl Schuch vorrangig den Anfängen der „Freiluftmalerei“, so zeigt die jetzige den Weg ihrer Nachfolger auf. Für den Besucher chronologisch aufgebaut und, wenn man so will, auch nach Ordnung der Wissenschaft. Merkwürdigerweise strömten damals ja gerade „die Akademischen“ aus Berlin, Düsseldorf und anderen Zentren aufs karg-märkische Land, um dort zu malen. Egon Bracht etwa und seine Schüler, Arthur Borghard und Carl Goebel. Manche blieben, bauten Häuser wie Fritz Grotemeyer, Hannah Schreiber und Carl Goebel. Andere, wie Erich Heckel und Käthe Kollwitz, waren Langzeitgäste im Sommer und gern gesehen. Mehr als 160 dieser stadtfugalen Maler konnte das Museum unter der bewährten Kuratorenschaft von Jelena Jamaikina inzwischen nachweisen. Alles im Ehrenamt!

So erzählt auch diese kleine Pracht-Ausstellung in Bild und Text, wie es damals war in und um Ferch. Vieles stammt aus dem reputierlich sich mehrenden Bestand des Museums selbst, Leihgaben gibt es wenige. Im Hauptraum wird die Zeit ab 1900 dokumentiert. Hier findet man die „Herbststimmung“ von Gerhard Gisevius, Werke von Karl Hagemeister, Hans Lichtens schöne „Alte Wassermühle“, Fritz Grotemeyers besagte Jungtöchter oder den Sommertag, wie ihn Hans von Stegmann und Stein 1910 empfand.

Bilder oft von seltsamer Farbigkeit, mehr als in der Ausstellung über die Zeiten davor. Hatte sich das berühmte Licht vom Schwielowsee denn verändert, oder die Sichten der Maler? Beides? Mehr als im Hauptraum lässt sich das im kleinen Raum nebenan studieren, er ist Hans-Otto Gehrke (1898 – 1988) gewidmet. Dicht an dicht Bilder in Öl oder aquarelliert, quer hängen die Tages- und Jahreszeiten. „Winter in Ferch“, „Badende“ im Sommer und „Morgen am Schwielowsee“. Wer sich Zeit nimmt, wird der Chronik des Lichts seiner Zeit und am See gewiss auf die Schliche kommen.

Kiefer – Hügel – Schwielowsee gibt es auch im Obergeschoss. Dieser Teil ist den malenden Schwielowsee-Gästen gewidmet, Paul Lehmann-Brauns, Alois Goebel, Hans Wacker, Julie Wolfthorn. Sie werden zumindest „motivisch“ den virtuellen Kolonisten zugerechnet, denn eine echte „Malerkolonie“ gab es am Schwielow nie. Manche dieser Namen kannte man, andere sind erst durch die Arbeit von Verein und Museum wieder ans Licht gekommen. Und natürlich war manches Bild in einem anderen Kontext hier schon zu sehen.

Die Sichtweisen ändern sich eben, und das Laufpublikum ist immer ein anderes. Auch eine Art von Kontinuum! So geht nichts verloren in dieser Welt, kein Wort, kein Pinselstrich. Eigentlich auch kein Lichtstrahl: Ist „das Licht von damals“ hier nicht konserviert?

Hinzuweisen ist noch auf eine Neuerscheinung aus der Feder von Nicole Bröhan mit dem Titel „Künstlerkolonien“ über Malerkolonien zwischen der Schweiz, Deutschland und Litauen. Erschienen ist sie im parthas Verlag und kostet 24,80 Euro. Man rate, ob Ferch auch berücksichtigt ist... Gerold Paul

Die Ausstellung im Museum der Havelländischen Malerkolonie, Beelitzer Straße 1 in Ferch, ist bis zum 29. Oktober Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen

Gerold Paul

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