Potsdam-Mittelmark: Kinder werden seltener untersucht
Neue gesetzliche Regelungen und Engpass bei den Amtsärzten
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Potsdam-Mittelmark - Kita-Kinder werden auch in Potsdam-Mittelmark künftig seltener ärztlich untersucht. Grund ist die Änderung des Gesundheitsdienstgesetzes für das Land Brandenburg – wirksam ab kommendem Schuljahr. „Für uns bedeutet das ganz klar einen Rückschritt“, erklärte die mittelmärkische Amtsärztin Johanna Aulich jetzt gegenüber der Presse.
Bisher war es die Zielstellung, alle Kinder in Kindertagesstätten jährlich einmal zu untersuchen. Hinzu kamen Reihenuntersuchungen zur Einschulung sowie in der 6. und 10. Klasse. „So hatten wir in entscheidenden Lebensabschnitten immer einen Überblick über den Gesundheits- und Entwicklungszustand der Kinder“, sagte Aulich. Die neue gesetzliche Regelung sieht indes vor, dass künftig auch die Kinder, die keine Kita besuchen, amtsärztlich untersucht werden. Bis zum 6. Lebensjahr gibt es dann allerdings nur noch zwei Reihenuntersuchungen – im 30. und 42. Monat. Der Anteil der „Hauskinder“ betrage laut Aulich nur etwa 10 Prozent. Den Eltern könne lediglich empfohlen werden, mit den Kindern zur Untersuchung zu kommen. Viele Verfahrensregeln seien noch unklar.
Potsdam-Mittelmark treffe die neue Regelung besonders hart, so Aulich. Im Landkreis habe man mit den Reihenuntersuchungen bisher 80 Prozent der Kinder erreichen können. Ein Netzwerk unter der Bezeichnung „Hilfen von Anfang an“ sei aufgebaut worden. Besonders viele Sprech- und Sehstörungen oder komplexe Entwicklungsstörungen konnten so frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Deshalb hatte man sich entschlossen, in Potsdam-Mittelmark trotz neuer gesetzlicher Vorgaben die jährlichen Reihenuntersuchungen in den Kitas weiterzuführen. Ein Personalproblem scheint diese freiwillige Zielsetzung nun jedoch platzen zu lassen.
Für die Betreuung der Kinder sind im Landratsamt vier Teams mit je einer Ärztin und zwei Helferinnen an den Standorten Belzig, Teltow, Werder und Brandenburg/Havel eingeplant. Seit Februar ist in Werder die Stelle des amtlichen Kinderarztes jedoch unbesetzt. 10000 Euro hat der Landkreis bereits für Inserate ausgegeben, Bewerber gab es noch keine. Zurückgeführt wird dies im Landratsamt auf den allgemeinen Ärztemangel, aber auch auf die neue Tarifgestaltung. Dabei finden Dienst- und Lebensalter keine Berücksichtigung mehr, so dass vor allem ältere, erfahrene Ärzte nicht mehr ins Landratsamt wechseln wollen. Für jüngere Ärzte erscheint eine eigene Praxis oft günstiger. Hagen Ludwig
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