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Platz zum Krabbeln. In der Gemeinde Michendorf sind in den vergangenen zwei Jahren 224 Kinder geboren worden. Jetzt gilt es, neue Betreuungsplätze zu schaffen.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Kinderboom in Michendorf

In der Gemeinde fehlen Kitaplätze. Der neue Jugendklub soll deshalb umfunktioniert werden

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Michendorf – Es ist ein Problem, das so manche Gemeinde im ländlichen Raum auch gern hätte: Wegen der anhaltenden Zuzüge junger Familien und der konstant hohen Geburtenrate werden in Michendorf die Kita-Plätze knapp – mal wieder. Nachdem die Kommune in den vergangenen Jahren bereits den Wilhelmshorster „Ameisenhügel“ um ein Geschoss aufgestockt und im Ortsteil Michendorf einen kompletten Kita-Neubau hochgezogen hat, hat sie der Kinderboom erneut eingeholt: 30 Krippenplätze werden ab dem kommenden Jahr fehlen, Tagesmütter könnten den Bedarf laut Verwaltung nicht abdecken. Die kleinsten Michendorfer könnten nun die Halbwüchsigen verdrängen: Das seit Jahren für Wilhelmshorst geplante Jugend- und Begegnungszentrum soll – zumindest vorübergehend – zur Kinderkrippe werden.

Diese Idee der Verwaltung sorgte auf der Gemeindervertreterssitzung am Montagabend für Kontroversen. Wie berichtet ist der alte Jugendklub-Container im Eichenweg seiner Baufälligkeit wegen bereits zum Jahresanfang geschlossen worden. Mit dem Neubau an gleicher Stelle sollte Ersatz geschaffen werden. Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD) sprach nun von einer Richtungsumkehr, die von den Jugendlichen nicht nachvollzogen werden könne. „Sie hatten den vorläufigen Umzug des Klubs selbst organisiert. Jetzt stellt sich heraus, dass sie ihn zu Grabe getragen haben“, so die Ortschefin. So könne man mit dem Nachwuchs nicht umgehen. Von den Grünen wurde indes die Eignung des Standortes direkt neben dem Schulhof hinterfragt. Zudem sei die Entfernung zum eigentlichen Kitahaus An den Bergen zu groß, wie Abgeordnete Christine Rössel bemerkte. Wegen des knappen Personals könnte die Zusammenarbeit zwischen den Häusern schwierig werden.

„Wir sehen kaum Alternativen“, verteidigte Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) seinen Vorstoß. Und immerhin habe der Wilhelmshorster Ortsbeirat der Idee bereits zugestimmt. Mirbach bezifferte die Geburten in seiner Gemeinde auf 116 im Jahr 2010 und auf 108 im vergangenen Jahr. Doch würden diese Zahlen auch wieder zurückgehen. Der beauftragte Planer Frank Basler hat bereits erklärt, dass es technisch möglich sei, das neue Klubgebäude mit zwei Gruppenräumen für Kleinkinder zu versehen. Allerdings würden sich die Baukosten aufgrund der strengeren Auflagen dann um 130 000 Euro auf insgesamt 350 000 Euro erhöhen.

Dass der Kinderreichtum in wenigen Jahren wieder abflaut, bezweifelte der Vorsitzende des Sozialausschusses, Gerhard Mühlbach (SPD). Er verwies neben der regen Bautätigkeit auch auf den Verkauf von Häusern in Wilhelmshorst. Viele Ältere würden ihre Anwesen an jüngere Familien weitergeben. „Wenn wir eine Kita planen, dann sollten wir sie auch so nennen“, so Mühlbach. Denn nur dann habe die Gemeinde auch Anspruch auf Fördermittel. Doch der Topf für die sogenannte U3-Förderung des Bundes – jährlich werden allein an Brandenburgs Kommunen gut 9 Millionen Euro für Investitionen in Krippenplätze ausgereicht – sei mittlerweile ausgeschöpft, erklärte Hauptamtsleiterin Claudia Nowka. Die Förderung läuft nur noch bis zum kommenden Jahr. Nowka verwies darauf, dass auch ohne Klubgebäude Jugendarbeit in Wilhelmshorst geleistet werde – vor allem in den Vereinen. Zudem verfüge die Gemeinde über zwei Jugendklubs – einen in Michendorf, einen weiteren in Wildenbruch – in denen es noch genügend Platz gebe. Doch der Wildenbrucher Club werde nur von Praktikanten betreut, monierte Grünen-Abgeordnete Ulrike Wunderlich. „Wir haben nur eine Jugendsozialarbeiterstelle in Michendorf, und das ist einfach zu wenig.“

Bis auf die Grünen plädierten schließlich alle anderen Fraktionen für den Antrag der Verwaltung – der sich die spätere Nutzung des Hauses als Jugend- und Begegnungszentrum ausdrücklich vorbehält. Immerhin: Laut Bürgermeister hätten in diesem Jahr erst 26 Neu-Michendorfer das Licht der Welt erblickt. Wie viele es noch bis Jahresende werden, lasse sich nicht abschätzen.

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