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Potsdam-Mittelmark: Kinderdorf-Betreiber gibt auf

Verkauf des Ferienlagers in Töplitz zeichnet sich ab

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Werder (Havel) - Der bisherige Betreiber des Kinderdorfes Töplitz gibt endgültig auf. Der Kreisausschuss für Bildung und Kultur konnte auf seiner Vor-Ort-Sitzung gestern Abend die Geschäftsführer der Kinder-, Jugend, Begegnungs- und Freizeitzentrum Töplitz gGmbH (KJBF) nicht dazu bewegen, die Kündigung zum 25. April zurückzunehmen. Damit ergibt sich nun die Frage, wie es mit dem Standort weitergeht. Im Moment stehen alle Zeichen auf Verkauf.

Wie berichtet, haben die beiden Träger des KJBF, der Verein Lebenshilfe und die AWO, aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Der bisherige Kinderdorf-Leiter Matthias Pietschmann erläuterte, wo man überall investieren müsste, damit die Einrichtung gefragter wird und sich durch eigene Erlöse trägt. Neben einer Erweiterung der Kapazitäten durch ein zusätzliches Gebäude zählte er auch den Einbau von Rollstuhlrampen auf. Bis zu zwei Millionen Euro müssten ausgegeben werden. „Wenn sie das alles nicht können, sollten sie das Haus abstoßen“, empfahl er.

Zuvor hatten Pietschmann und sein Co-Geschäftsführer Jens-Marcel Ullrich eine Führung durch das Hauptgebäude gegeben, eine ehemalige Industriellen-Villa aus den 1930er Jahren. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kommen Kindergruppen hierher – auf Klassenfahrt oder ins Ferienlager. Heutigen Standards, das wurde deutlich, entspricht das Haus jedoch längst nicht. Bis zu sechs Doppelstockbetten stehen in den Zimmern, jeweils nur einen Waschraum für Jungen und Mädchen gibt es. Dennoch sind die Trägerverbände nicht untätig gewesen, nachdem sie das schon vor sechs Jahren von der Schließung bedrohte Kinderdorf übernommen haben: Unter anderem wurde in den Brandschutz investiert, Räume und Interieur machen nach wie vor einen gepflegten Eindruck. „Wir haben unser Möglichstes gegeben, sehen aber keine Chance, die Investitionen wieder rein zu bekommen“, so Pietschmann.

Dass der Landkreis einspringt, schloss Ausschusschef Baldur Martin (FBB) grundsätzlich aus. Zumal der Bedarf nach vergleichbaren Einrichtungen in der Region offenbar gedeckt ist, wie aus einem Schreiben der Verwaltung hervorgeht. Acht Anbieter im Ferien- und Freizeitbereich werden hier aufgeführt, unter anderem das Inselparadies Petzow und die Heimvolkshochschule Seddiner See. Die Gesamtzahl der Betten liegt bei über 1000 – ein „Überangebot“, unterstrich Thomas Schulz, Fachbereichsleiter für Soziales.

Über die Zukunft des Kinderdorfes muss nun der Kreistag entscheiden. Ein Vorschlag für die Folgenutzung kam bereits gestern aus Töplitz: Ortsbeirat Ditmar Wick wies darauf hin, dass die Kita „Inselnest“ demnächst saniert wird und die Kinder während der Bauzeit hier unterkommen könnten. Vielleicht ließe sich auch ein dauerhafter Kita-Betrieb hier umsetzen, hieß es. Thomas Lähns

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