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Potsdam-Mittelmark: Kirche sucht Engel

Sanierung hat nach langem Anlauf begonnen / Förderverein wirbt um neue Mitglieder und Sponsoren

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Beelitz - In Beelitz haben die ersten Sanierungsarbeiten an der Stadtpfarrkirche St. Marien / St. Nikolai begonnen. Fast das gesamte Gebäude ist verhüllt worden, an einzelnen Stellen haben die Bauarbeiter bereits den Sockel freigelegt. Der verläuft größtenteils unter der Oberfläche des Kirchplatzes, was in den vergangenen Jahren zu einem großen Problem geworden ist: Über das Erdreich ist immer wieder Feuchtigkeit bis in den Innenraum der Kirche vorgedrungen und hat die Substanz angegriffen. An den offenen Stellen soll das Mauerwerk nun trocknen und im Anschluss versiegelt werden. Laut Pfarrer Olaf Prelwitz könnten die Außenarbeiten bis Jahresende abgeschlossen sein.

Damit wäre ein wesentlicher Schritt zum Erhalt des zirka 750 Jahre alten Gotteshauses getan, auch wenn Prelwitz, die Kirchengemeinde und der Förderverein sich gewünscht hätten, dass der gesamte Sockel freigelegt wird. Der besteht an einigen Stellen aus Feld- und an anderen aus Ziegelsteinen. Während die Obere Denkmalbehörde festgestellt hat, dass nur letztere Feuchtigkeit durchlassen und eine Versiegelung der Ziegel reichen würde, zweifeln die Beelitzer Kirchenförderer diese Einschätzung an. Auch im Konzept des zuständigen Ingenieurbüros für Baustatik und Sanierungsplanung (ibs) aus Dahlwitz-Hoppegarten heißt es: „Würde das anstehende Gelände wieder auf das alte Niveau gebracht werden, hätte man die historischen Proportionen wiederhergestellt und den Feuchteeintrag in die Mauern verringert. Bereits ein Lüftungsgraben würde Abhilfe schaffen.“

Das Problem: Die Kompetenzen zwischen Stadt und Kirche treffen sich an der Außenmauer. Während der Kirchengemeinde das Gotteshaus gehört, ist die Stadt Eigentümer des Kirchplatzes. Und der ist erst vor wenigen Jahren saniert worden. Die momentane Variante der punktuellen Freilegung sei ein Kompromiss, so Pfarrer Prelwitz. „Wir freuen uns aber, dass die Stadt einen großen Teil zur Sanierung beiträgt“, unterstreicht er. Für die laufenden Arbeiten kommen 115 000 Euro aus der gemeinsamen Städtebauförderung, zirka 95 000 Euro stellt die Stadt Beelitz direkt zur Verfügung. 30 000 Euro übernimmt die Landeskirche und zirka 40 000 muss die Beelitzer Kirchengemeinde schultern.

Der Förderverein will ebenfalls seinen Beitrag leisten, wie dessen Vorsitzender Jens Nitschke ankündigte. Im Moment zählt der Verein 25 Mitglieder, wirbt aber um weitere Unterstützer. Ein großes Banner mit der Aufschrift „Dieser Kirche fehlen Engel“ prangt an der Südostseite der Wunderblutkapelle. „Jetzt wo die Leute sehen, dass Bewegung in das Projekt gekommen ist, hoffen wir auf weitere Beitrittserklärungen – oder auch Spenden“, so Nitschke. Generell müsse das Interesse der Beelitzer an ihrem Gotteshaus gesteigert werden, denn sie sollen dessen Zukunft mitbestimmen. Da auch die Innensanierung wohl nicht von der Kirche allein finanziert werden kann, müsse man gemeinsam über die künftige Nutzung nachdenken. Möglichkeiten gibt es viele: So habe man die Kirche während der Fußball-WM mit einer Leinwand ausgestattet und zahlreiche Fußball-Freunde zum Gruppen-Gucken, dem sogenannten „Public-Viewing“, auf die Kirchenbänke locken können. Auch Kinoabende hatte es hier mehrfach gegeben.

Schließlich könnte auch die katholische Gemeinde St. Cäcilia die Kirche mitnutzen. Im Förderverein ist sie bereits Mitglied, berichtet Jens Nitschke. Eine räumliche Aufteilung in einen kirchlichen und einen weltlichen Bereich mit Gemeinschaftsraum, Küche und Toiletten wie in der Riebener Dorfkirche (PNN berichteten) werde es hier aber nicht geben, so Pfarrer Prelwitz, denn allein vom Baulichen her wäre das nicht umzusetzen. Die Innensanierung soll laut Schätzungen der ibs-Planer gut 400 000 Euro kosten. Unter anderem müssen die Wände neu verputzt und das Inventar instand gesetzt werden. Daran sei aber erst in einigen Jahren zu denken, wenn die Kirche wirklich trocken und die Finanzierung eindeutig geklärt ist. Thomas Lähns

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