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KulTOUR: Klein und fein

Fercher Kossätenhaus ist fertig gestellt

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Schwielowsee - Genau zehn Wochen nach Übergabe der unteren Ausstellungsräume ist das Fercher Kossätenhaus nun fertig. Der neue Zaun muss dem Schmuckstück zwar farblich noch angepasst werden, etwas Begrünung im gepflasterten Hof fehlt, auch das „Hausschild“ ist noch in Arbeit, sonst aber ist alles perfekt. Klein und fein.

Am Samstag wurde das Obergeschoss nun feierlich eingeweiht, rund vierzig Gäste kamen. Ortsbürgermeisterin Kerstin Hoppe war so aufgeregt, dass sie schon am Abend zuvor einen Blick nach oben riskierte. Nun sei sie „einfach glücklich“. Fast sechs Jahre Arbeit, Kraft und Nervenzehr haben sich gelohnt. Sind nun im unteren Teil Namen und Werke der ersten Malergeneration vom Schwielowsee versammelt, so findet man in der ersten Etage viele zusätzliche Informationen. Auch dieser Bereich ist von der Kunstwissenschaftlerin Stefanie Krenz betreut worden. Vier Themenschwerpunkte umreißen auf engstem Raum das Umfeld der „Havelländischen“ Künstler. So ist die Rubrik „Landleben“ mit Fotos von Marie Goslich bestückt. „Landhäuser“ zeigt zum Beispiel Ernst Griebel in seinem Haus am Mittelbusch mit Swimmingpool. Auf dem Grundstück von Hans-Otto Gehrcke entdeckte Eva Foerster damals gar einen „Zaubergarten“.

Ein weiterer Aufsteller demonstriert, was Kulturland Brandenburg mit seinem aktuellen Thema „Metropole und Provinz“ meint: Die akademische Malausbildung und der Verkauf fertiger Werke oblagen im wesentlichen Berlin, Künstlerleben und Bildproduktion hingegen der Schwielowsee-Landschaft. Beides gehörte untrennbar zusammen. Hier kann man einiges über Kunstmarkt und Salonbetrieb in der Hauptstadt erfahren, auch über den „Märkischen Künstlerbund“, an dessen Gründung 1899 der Maler Carl Kayser-Eichberg führend beteiligt war. Zur Eröffnung wurde eine Büste von ihm gezeigt. Der Potsdamer Walter Bullert hatte sie einst geschaffen. Die Berlinerin Annamarie Hagspihl schenkte sie dem Museum.

Die Konzeption des Hauses ist ideal. Oben und unten ergänzen einander vorzüglich. Im Dachgeschoss findet der Besucher allerdings eine Besonderheit: Die Aufsteller geben nicht nur Zeit und Leben um die Jahrhundertwende in Wort und Dokument wieder, in jedem ist ein kleines Schau-Fenster eingelassen, dahinter Miniwerke von Hans Wacker, Ernst Griebel, frühe „Kunstpostkarten“ in Öl von Max Arenz und auch Fotografien.

Die Überlegungen für das Kossätenhaus aber reichen weiter. Der erste Teil der Ausstellung, der bislang 3200 Besucher zählte, ist auf anderthalb Jahre ausgelegt. Es folgt die zweite Maler-Generation, bis etwa 1920. Hoffentlich ist dann auch der Berliner Wilhelm Körber dabei. Jetzt heißt es für die Urbanen erst einmal: Landschwärmerei! Und für die Ländler das Gegenteil.

Gerold Paul

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