Potsdam-Mittelmark: Kleine Kameraden trainieren für den Ernstfall
Freiwillige Feuerwehr Werder veranstaltete ersten Jugendfeuerwehrtag im Feuewehrtechnischen Zentrum Beelitz-Heilstätten
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Freiwillige Feuerwehr Werder veranstaltete ersten Jugendfeuerwehrtag im Feuewehrtechnischen Zentrum Beelitz-Heilstätten Von Thomas Lähns Werder. „Ich gehe später zur Berufsfeuerwehr!“ Für den 13-jährigen Marvin ist der Fall klar. Stolz klopft er sich auf die blau-orangene Uniform, rückt den Helm zurecht. Seit April ist er erst mal in der Jugendfeuerwehr Plessow – und etwas Schöneres kann er sich kaum vorstellen. Seine beiden jüngeren Kameraden Sebastian und Martin aus Phöben sehen das genauso. Heute erhalten sie einen genaueren Einblick in den Beruf, abseits von Zeltlagern und Wettkämpfen. Was müssen „Kamerad“ und „Kameradin“ wissen? Welche Lehrgänge braucht man? Am Sonnabend veranstaltete die Feuerwehr der Stadt Werder ihren ersten Jugendfeuerwehrtag in Beelitz-Heilstätten. In den Räumen des Feuerwehrtechnischen Zentrums (FTZ) sollten die ungefähr 40 Jungen und Mädchen aus Phöben, Plötzin, Plessow und Töplitz ihre Fähigkeiten testen, ihre Kenntnisse erweitern und natürlich Freundschaften untereinander pflegen. Veranstalterin Antje Sparfeld ist der Überzeugung, dass die Feuerwehr transparent sein muss – nach innen und außen. Die 25-Jährige ist als Stadtjugendwartin in Werder für die vielen Nachwuchsretter verantwortlich. Außer in Glindow und Bliesendorf gibt es in allen Ortsteilen Werders Jugendwehren, in Plötzin sogar ein komplettes Mädchenteam. Die Mitglieder sind zwischen 10 und 18 Jahre alt, man besucht gemeinsame Lehrgänge und trifft sich auf Wettkämpfen. Viel habe sich mit der Gemeindestrukturreform nicht geändert, auch im Amt Werder sei die Zusammenarbeit gut gewesen. „Die Feuerwehr ist der einzige Verein, wo die Jugendlichen nichts bezahlen müssen, sie bekommen alles gestellt.“ Und sie lernen etwas. Heute sollen die Jungen und Mädchen fünf verschiedene Stationen passieren, unter anderem sind ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Rundgang durch das FTZ geplant. Gespannt lauschen Marvin und seine Freunde den Ausführungen der beiden Feuerwehrleute Jens Klapper und Sascha Stahlwerk von der FFW Töplitz. Eine zehnköpfige Gruppe von Jugendlichen hat sich um den neuen TLF 8-6, so heißt der als Feuerwehrauto ausgerüstete MAN-Transporter im Fachjargon, versammelt. Fahrzeugkunde im Geräteraum: Das Auto ist nach allen Seiten geöffnet, sauber beschriftet und griffbereit liegen die vielen Utensilien, die im Ernstfall Leben retten: Trennschleifer, Motorsäge, Kanister mit Löschschaum. Seine Erklärungen verbindet Feuerwehrmann Stahlwerk immer wieder mit Fragen an die Jugendlichen, er will wissen, was sie bereits gelernt haben. Die beiden jungen Männer kennen jedes Detail an ihrem Auto, könnten im Dunkeln in den Wagen greifen und fänden auf Anhieb das gerade benötigte Gerät. Das, und ihre lockere Art, mit den Kindern zu reden, bringt ihnen Sympathie und die nötige Aufmerksamkeit ein. Heute sind die Feuerwehrmänner Lehrer. Eine Etage höher befindet sich die AGT-Strecke – die Abkürzung bedeutet Atemgeräteträger. Mit Atemschutzgeräten trainieren hier normalerweise die „Großen“ für den Ernstfall, müssen in verschiedenen Räumen durch Gitter krabbeln, sich durch Rohre quetschen, sich in Rauchschwaden zurechtfinden, und das alles mit Pressluftflaschen auf dem Rücken und der Schutzmaske vor dem Gesicht. Es ist dunkel und heiß hier drinnen. Durch einen Strahler wird Feuerhitze simuliert, die dazugehörenden Geräusche kommen von CD. Eine versteckte, orange-blinkende Lampe macht den vermeintlichen Wohnungsbrand perfekt. Ein bisschen mulmig ist den jungen Feuerwehrleuten schon zumute. Nach einer Weile geht das Licht aber wieder an, Gerätewart Roland Pieske erklärt die verschiedenen Effekte. Im nächsten Raum stehen Nebelwerfer bereit – eine weitere Prüfungsstation für die Erwachsenen: Umgeben von herkömmlichem „Disconebel“ müssen sie verschiedene Hähne zudrehen und Hebel umstellen, schließlich muss auch im Ernstfall die Gasleitung in einer brennenden Wohnung geschlossen werden. Doch heute schweigen die Nebeldüsen. Im Überwachungsraum stehen Mitarbeiter des FTZ: Sanitäter und Atemschutzexperten fachsimpeln, berichten über ihre Erfahrungen. Vor den Videomonitoren sitzt Violanta Radau, bei ATL-Läufen – so heißen die Prüfungen – hat sie ein waches Auge auf die Geschehnisse in den Trainingsräumen. „Es ist sogar schon mal passiert, dass hier ein Kamerad zurückgelassen wurde“ – das Schlimmste, was ein Feuerwehrmann machen kann. Panik unter Atemschutz komme auch mal vor, ein Zeugnis der Realitätsnähe der Simulationsräume. Die jungen Eleven hören gespannt zu. In der Fahrzeug- und Gerätehalle geht derweil die Technikschulung weiter. Jens Klapper ist mit zwei Jung-Feuerwehrleuten auf das Dach des MAN geklettert und führt ihnen die Beleuchtung vor. Sein Kamerad Stahlwerk ist mit den anderen in die Fahrerkabine gestiegen. Wo sitzt der Maschinist? Wo der Gruppenführer? Auch hier glänzen die Kleinen wieder mit ihren Kenntnissen. Schließlich haben die Kinder alles am Auto kennen gelernt und können mit den beiden „Großen“ ein bisschen plauschen. Das der Jugendfeuerwehrtag sinnvoll ist, davon ist Philipp aus Töplitz überzeugt: „Ich konnte schon eine Menge lernen.“ Beendet wird der Tag mit einer Weihnachtsfeier im FTZ. Und falls der Baum Feuer fangen sollte, stehen rund 40 kleine Kameraden zum Löscheinsatz bereit.
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