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Schlichte Schönheit. Die Schäper Kirche hat viele Blessuren erlitten.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Kleine Schwester in der Provinz

Die Kirche im kleinen mittelmärkischen Dorf Schäpe wird schrittweise saniert

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Beelitz - Das kleine brandenburgische Dorf Schäpe mit seinen knapp 150 Einwohnern hat zwei Attraktionen. Auch hier gedeiht der berühmte Beelitzer Spargel. Zudem befindet sich in der Ortsmitte, direkt an der Dorfstraße, eine Schinkel-Kirche. Sie ist lange nicht so bekannt wie etwa die Friedrichswerdersche Kirche in Berlin. „Zu Unrecht“, findet Hartwig Remy, Vorsitzender des Fördervereins. Die schlichte klassizistische Schönheit des Baus habe es verdient: Man müsse sich aber darauf einlassen und den Blick öffnen.

Der Förderverein kümmert sich seit 2010 um das Denkmal, das im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Blessuren erlitt. Die Dorfkirche entstand in der Regierungszeit von Friedrich Wilhelm III. (1779-1840). Der Monarch forcierte den Bau von Kirchen, denn er wollte seinen Untertanen die Möglichkeit bieten, landesweit Religion auszuüben.

Der begnadete Architekt, Stadtplaner und Künstler Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) entwickelte Musterentwürfe für Kirchbauten in der preußischen Provinz: die sogenannten Normalkirchen. Sie konzentrierten sich auf das Wesentliche. Pracht war verpönt. Alles sollte zweckmäßig, schlicht und ohne viel Brimborium gehalten werden. Viele hatten nicht mal einen Turm. Bei allen handelt es sich um einen klassizistischen Rundbogenbau mit Fenstern an der Längsseite. In Brandenburg gibt es etwa 1200 Dorfkirchen. Wie viele davon richtige Schinkel-Kirchen sind, darauf will sich Bernd Janowski, Geschäftsführer vom Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, nicht festlegen. „Man darf das nicht so eng sehen.“ Manchmal habe Schinkel stark in die Pläne eingegriffen, dann nur seinen Namen unter den Antrag gesetzt. Als Chef der Oberbaudeputation war er auch für das Ressort Kirchenbau zuständig und musste Vorhaben genehmigen.

Die Schäper Kirche wurde 1827 geweiht, nachdem die Vorgängerin einem Brand zum Opfer gefallen war. Einen Turm gab es zunächst nicht. „Für die Glocken wurde auf dem Boden eine Glockenschur errichtet“, sagt Remy. Das musste in preußischer Bescheidenheit reichen. Erst Jahrzehnte später kamen die Schäper zu einem Glockenturm.

Der Förderverein kümmerte sich zunächst um die drängendsten Probleme. So musste das Turmdach neu gedeckt werden. Die vergoldete Kugel mit Kreuz an der Spitze lässt die Kirche bereits wieder weithin strahlen lassen. Zimmerleute erneuerten Teile der Konstruktion, um den Turmhelm wieder standsicher zu machen. „Das kostete 90 000 Euro, etwa 15 Prozent kamen durch Spenden zusammen“, sagt Remy. An der Finanzierung beteiligten sich der Kirchenkreis, die Stadt Beelitz, die Landeskirche, der örtlich sehr aktive Förderkreis, die Kirchengemeinde, private Sponsoren und der Förderkreis Alte Kirchen. Neues Projekt ist das Dach des Kirchenschiffs. Da ist mit 100 000 Euro zu rechnen. Auf der Wunschliste stehen die Sanierung des Innenraumes und dann die komplette Herrichtung des Turmes.

Der Förderkreis Alte Kirchen hat in den gut 20 Jahren seines Bestehens rund eine Million Euro Fördermittel für Baumaßnahmen ausgegeben. „Das Geld kam ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge zusammen“, sagt Geschäftsführer Janowski.

Auch in Schäpe entscheidet das liebe Geld über Fortschritte bei der Erhaltung der Kirche, in der auch heute noch regelmäßig Gottesdienste gehalten werden. Es gibt etwa 40 Gemeindemitglieder. Remy scheut sich nicht vor einer etwas unorthodoxen Einladungspraxis, um die Kirche auch mit eventuellen Spendern zu füllen. Persönliche Schreiben landen in jedem Schäper Briefkasten. Gudrun Janicke

Gudrun Janicke

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