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KulTOUR: Kleine Wunder

Bilder von Annelie Dessombes in der Kulturscheune

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Seddiner See · Kähnsdorf - Sonnenschein und laue Lüfte künden den Frühling, so ruhig wie der Seddiner See wirkt auch das Himmelsblau: ideale Bedingungen für eine Verkaufsausstellung der Michendorfer Malerin Annelie Dessombes in der Kähnsdorfer Kulturscheune. Wer bei dem tiefstapelnden Titel „Die Natur hat zehntausend Farben“ an seinen Drucker („Millionen Farben“) denkt, der weiß, dass das nicht stimmen kann. Aber das von der Künstlerin gesetzte Maß ist ja auch schon mehr, als das, was man gelegentlich zu sehen bekam.

1944 im Neumärkischen Woldenberg nahe Frankfurt, aber jenseits der Oder, geboren, arbeitete Annelie Dessombes als Kunsterzieherin in Berlin, bis sie im Jahre 2000 nach Michendorf zog. Ihr Metier ist vor allem die liebliche Landschaft vor ihrer Haustür, Märkisches Land, Wälder, blühende Felder, Himmel und Seen, wovon viele der fünfundzwanzig Arbeiten ein sehr kunstvolles Zeugnis ablegen – in zehntausend pastellenen Farben wohlmöglich, vielleicht mehr, vielleicht ein paar weniger, wer wollte da nachzählen. In jedem Falle ein so glücklicher Wurf, dass sich die Gäste der Vernissage viel mehr als sonst um gute Einsicht drängeln mussten.

Ihr künstlerisches Credo: „Viel zu oft werden die kleinen Wunder der Natur übersehen“, wozu sie offenbar auch die gewaltigen Himmel bei „Birken“ oder „Sommer“ zählt. Diese Mysterien möchte sie dem Betrachter wieder nahebringen, gleichsam vor Augen führen. Es sind richtig schöne Arbeiten darunter, bei denen sich die ästhetische und die handwerkliche Seite in eines fügen, in Kunst, wie etwa beim „Weg“, dem Primus unter den Ausstellungsstücken. „Lienewitzsee“ zeigt das Sujet in trefflichem Nebel, „Havelland“ eine Uferzone mit ansteigender Böschung, kiefernbewachsen, „Abendstimmung“ den märkischen Himmel mit roséfarbenen Tönen, wie ihn hier jedermann kennt.

Annelie Dessombes hat tatsächlich das Talent, die Zahl der natürlichen Farben darzustellen, Details (wie im zarten Bild „Mohn“) sehr plastisch herauszuarbeiten, Sujets zu arrangieren und sie mit Maß auf die eine Bildfläche zu bringen. Arbeiten, oft im Grenzbereich zwischen flächiger Darstellung und plastischer Wahrnehmung, ziemlich interessant. Nicht überall, bei den sechs Blumen-Miniaturen ist das nicht so glücklich gelöst. Sie kann aber dafür Stimmungen verbreiten, im warmen Sommerlicht ebenso wie bei „Birken“, worin ein See mit allen Details in ein magisches Silberlicht getaucht ist.

Neben den überzeugenden Landschaftsdarstellungen gibt es ein Pastell namens „Puppe“, ein Stilleben „Suppengrün“ mit Einkaufstasche sowie ein Ölbild „Pfingstrosen“, welches sich zum Vergleich mit den anderen Bildern sehr gut eignet. Handwerk überzeugt ja immer. Hervorragende Bewirtung, liebevolle Gestaltung des Ausstellungsraumes, man konnte, wegen der lauen Luft, auch schon draußen sitzen. Kurz, es war Kultur, es war ein Fest in Kähnsdorf am See, zumal es sich Ortsbürgermeister Axel Zinke nicht nehmen ließ, ein von der Künstlerin gespendetes Bild nach eigenem Geschmack auszuwählen und meistbietend unter den Hammer zu bringen: „Am Weiher“. Die Kulturscheune darf sich über zusätzliche 175 Euro freuen – und ein Vergnügen war es sowieso für alle.

Bis 1. Mai Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.

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