
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Kleiner Saal, große Summe
Neubau auf der Bismarckhöhe würde bis zu 1,2 Millionen Euro kosten / Wettbewerbssieger stehen fest
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Werder (Havel) - Es sollte kein Entwurf für die Schublade werden – und doch wird er dort wohl erst einmal liegen. Das Potsdamer Architekturbüro Van Geisten / Marfels hat mit seinen Vorstellungen für einen Neubau des Kleinen Saals als Restaurant auf der Bismarckhöhe die Jury überzeugt: Ein eingeschossiger Bau, lichtdurchflutet und mit grünem Dach, der sich der historischen Höhengaststätte unterordnet. Nach dem Architekturwettbewerb, an dem sich 62 Büros beteiligt haben, könnte nun der Bauantrag gestellt werden. Doch noch ist nicht klar, wie die Investition finanziert werden soll.
Gestern präsentierten Stadt und Planer die elf besten Entwürfe im Alten Rathaus, wo sie nur in dieser Woche zu sehen sind. Allein der Siegerentwurf sieht Kosten von einer Million Euro für das Gebäude und einer weiteren Million für die Außenanlagen vor. Und auch die anderen Varianten liegen zwischen 850 000 und 1,2 Millionen Euro. Die Stadt selbst werde das Geld nicht aufbringen können, sagte Bürgermeister Werner Große (CDU). Mittlerweile drei Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren aus dem kommunalen Haushalt unter anderem in die Rekonstruktion des Großen Ballsaals geflossen. „Außerdem bekommen wir keine Fördermittel mehr – ein privater Investor schon“, unterstrich der Bürgermeister.
Fernseh-Koch Ronny Pietzner, der die Bismarckhöhe seit drei Jahren gastronomisch betreibt, würde gern weiter investieren – allerdings sei dies nur in kleinen Schritten möglich, sagte er. Seit längerem hat er um den Bau eines Pavillons für die Außenbewirtung gerungen, nun soll in diesem Monat ein kleines Häuschen für den Ausschank im südwestlichen Bereich errichtet werden – Kosten: 100 000 Euro. Langfristig lasse sich die Bismarckhöhe aber nur wirtschaftlich betreiben, wenn es einen regelmäßigen Restaurantbetrieb gibt, konstatierte Pietzner. „Der Wille ist da“, brachte er es auf den Punkt, aber selbst wenn der Neubau gefördert wird, müsse immer noch ein hoher Eigenanteil aufgebracht werden. „Bei unserer Bank ist das Thema aber schon bekannt“, sagte er.
Der originale Kleine Saal war vor gut drei Jahren bei ersten Rekonstruktionsversuchen eingestürzt. Pietzner, der dort seine Gaststätte einrichten wollte, hat nun zum Architekturwettbewerb grundlegende Voraussetzungen wie die Zahl der Sitzplätze und die Größe der Küche genannt. Ansonsten konnten die Planer ihrer Fantasie freien Lauf lassen: Vom Zweigeschosser mit Dachterrasse über einen modernen Anbau mit geschwungenen Wänden, der fließend in den historischen Teil übergeht, bis hin zur Holzfassade sprudelten die Ideen. Insgesamt 13 500 Euro Preisgeld hat die Stadt ausgelobt, 6 500 davon gingen an die Sieger, die schon das Schützenhaus auf der Insel in der heutigen Form entworfen haben.
„Uns ging es darum, den Bestand nicht zu verengen“, erläuterte Eric van Geisten seine Herangehensweise. Den Entwürfen zufolge grenzt sich der Neubau klar vom denkmalgeschützten Teil ab: Optisch durch ein bepflanztes Dach mit integrierten Oberlichten, baulich durch ein Foyer unter Glas, von dem aus die Gäste in alle Bereiche der Bismarckhöhe gelangen. Das Restaurant misst 200 Quadratmeter.
„Es wäre schön, wenn sich ein Prinz für die Bismarckhöhe findet“, so Große in Anspielung auf das Märchen Dornröschen. Immerhin: Ronny Pietzner hat sich schon ein gutes Stück durchs stachelige Dickicht geschlagen. Thomas Lähns
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