Potsdam-Mittelmark: „Knospen springen auf“
Haiku-Wettbewerb an Grundschule Glindow
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Haiku-Wettbewerb an Grundschule Glindow Werder · Glindow - Was ein Haiku ist, wissen nicht so viele Leute, aber alle, die in Glindow zur Grundschule gegangen sind, kennen sich aus: ein Haiku ist eine Gedichtform aus Japan, ein Dreizeiler mit dem Silbenrhythmus fünf-sieben-fünf. Seit mehreren Jahren veranstaltet die Schule einen internen Wettbewerb unter den Schülern um das beste Haiku. Damit befindet sie sich in guter Gesellschaft: Weltweit gibt es viele Vereinigungen, die sich der Pflege des Haiku widmen. Die Anforderungen an diese kürzeste literarische Form der Welt sind recht komplex. Thematisch behandelt das Haiku ein Naturerlebnis zu einer bestimmten Jahreszeit; in den siebzehn Silben soll eine Bewegung spürbar werden und zwei Pole sollen in Spannung zueinander stehen. Ein Beispiel des Japanischen Meisters Chiyo-ni (1701-1775): „Groß und hell der Mond/ Ich ging und ging/ aber der Himmel blieb fern.“ Fast ist es leichter, aufzuzählen, was ein Haiku nicht ist: Es ist keine reine Bildbeschreibung, und Kommentare und Meinungen haben nichts darin zu suchen. Ein Haiku zu schreiben, verlangt also Disziplin und künstlerisches Empfinden. Und wahrscheinlich ist es gut, sich früh darin zu üben. In allen Klassen der Grundschule Glindow probierten die Kinder, Haikus zu verfassen, die Schönsten wurden ausgewählt und nun während einer kleinen Feier vor einer Jury verlesen. Zur Jury gehörten die Buchhändlerin Monika von dem Fange, die Leiterin der Stadtbibliothek Birgit Mücke, der Leiter der Glindower Realschule Eckhard Dörnbrack und der Schriftsteller Lutz-Rüdiger Schöning. Die Aula war japanisch anmutend mit Blumen und buntem Papier festlich geschmückt. Gut zwanzig Schüler und Schülerinnen der verschiedenen Klassenstufen lasen der Reihe nach die Haikus vor. Da war oftmals die Rede vom Frühling, der beginnt oder von der Sonne, die scheint. Viele Gedichte erschöpften sich in der Aufzählung der Frühlingszutaten Blüten, Sonne und Duft, und manch junger Dichter konnte sich nicht des Kommentars enthalten und den Frühling beispielsweise „toll“ finden. Ein Haiku ist eben eine schwierige Form. Umso höher sind die Anstrengungen der Kinder zu bewerten, eine Auffassung, der die Jury offenbar folgte, wenn sie auch unter siebenundzwanzig Beiträgen nur zweimal die höchste Punktzahl vergab. „Der Frühling ist da/ Der Tau tropft von den Bäumen/ Knospen springen auf“ von Marie Hofmann aus der sechsten Klasse ist eins der hoch bewerteten Gedichte und entspricht am meisten den Kriterien des klassischen Haikus. In einem zweiten Wettbewerbsteil zogen die Kinder in den Schulgarten und ließen sich von den Blüten zu neuen Gedichten inspirieren, die von der Jury ebenfalls bewertet wurden. Es gab Büchergutscheine, Lesezeichen und Internetgutscheine für die Bibliothek zu gewinnen, und Lutz-Rüdiger Schöning gab den Kindern einen Rat mit auf den Weg: „Schreibt auf, was euch umgibt. Schreiben ist wichtig.“ Elisabeth Richter
Elisabeth Richter
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