Von Tanja Buntrock und Tobias Reichelt: Koch verlor bei Explosion beide Hände
24-jähriger Teltower schwebt in Lebensgefahr / Polizei: Offenbar Kochexperiment mit Stickstoff
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Stahnsdorf - Er wollte wohl für seine Freundin kochen und probierte dazu ein experimentelles Rezept aus der neuartigen Molekularküche. Doch nun wird der 24-jährigen Koch Martin E. aus Teltow wohl niemals wieder kochen können. Nach Ansicht der Polizei wurde dem Teltower in der Nacht zum Montag in Stahnsdorf sein Kochexperiment zum Verhängnis: Beim Hantieren mit flüssigem Stickstoff kam es in dem dreistöckigen Wohnblock in der John-Graudenz- Straße, in dem die Freundin des Kochs und deren alleinerziehende Mutter leben, zu einer schweren Explosion. Dabei wurde E. sofort eine Hand abgerissen. Um die andere Hand kämpften die Ärzte am Montag vergeblich: Sie war so schwer verletzt, dass sie im Unfallkrankenhaus Marzahn amputiert werden musste. Martin E. schwebte nach Angaben der Ärzte am Montagabend noch in Lebensgefahr und wurde künstlich beatmet.
Der Koch war bei seiner Freundin zu Besuch. Wie Polizeisprecherin Katrin Laurisch schilderte, sei er gegen 23.30 Uhr mit einem Behälter voll flüssigem Stickstoff ins Badezimmer gegangen. Während die 40-jährige Mutter schlief, hörte die 16-jährige Sylvia B. plötzlich einen Knall. Aus bislang noch nicht geklärten Gründen sei es zur Explosion gekommen. „Dadurch wurde ihm sofort eine Hand abgerissen“, sagte die Polizeisprecherin. Das Bad brannte total aus. Andere Wohnungen wurden nicht beschädigt. Die Polizei sicherte umfangreiche Spuren im Badezimmer.
Die alarmierten Retter riefen den Intensivhubschrauber des Unfallkrankenhauses Marzahn (UKB), der kurze Zeit später im Bereich der Heinrich-Zille-Straße landete. Der Verletzte wurde im UKB ins Zentrum für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie eingeliefert.
Der junge Koch hat bereits in der bekannten Kleinmachnower „Bäkemühle“ unter der Leitung von Ronny Pietzner gearbeitet, wie ein Mitarbeiter der „Bäkemühle“ bestätigte.
In der Molekularküche wird mit Techniken aus der Chemie und Lebensmittelindustrie experimentiert. Flüssiger Stickstoff sei dabei ein Bestandteil, erzählt Experte Christiano Rienzner, Betreiber des Restaurants „Maremoto“ am Strausberger Platz in Berlin. So könne man in der Molekularküche mit extremer Kälte garen. Der Stickstoff ist dabei minus 196 Grad Celsius kalt. Zu einer Explosion des flüssigen Stickstoffs habe es seiner Meinung nach kommen können, wenn er entweder mit Wasser in Kontakt kam oder der Raum nicht belüftet gewesen sei. Zudem habe der Koch möglicherweise nur einen provisorischen Behälter und keinen Gefahrgutbehälter verwendet, mutmaßt Rienzner.
Koch Martin E. gab gegenüber der Polizei zunächst an, er habe ein Feuerzeug befüllen wollen, dabei sei ihm im Badezimmer die Flasche flüssigen Stickstoffs explodiert. Nach Ansicht der Polizei sei dafür die Menge an Stickstoff, mit der E. hantiert habe, aber zu groß. Polizeisprecherin Laurisch sagte, es müsse nun ermittelt werden, auf welche Weise der Koch mit dem chemischen Stoff umgegangen sei. Denn seine Freundin habe angegeben, E. habe versucht, die Stickstoffflasche zu entleeren.
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