zum Hauptinhalt
Reine Übungssache. Die richtige Technik am Kondom.

© Kirsten Graulich

Potsdam-Mittelmark: Kondom-Weitschießen zum Welt-Aids-Tag

Besondere Spielideen und gute Ratgeber im Kleinmachnower Carat-Club

Stand:

Kleinmachnow – Den Ring mit den Fingern kräftig auseinanderziehen und dann wegschnippen – beim Kondom-Weitschießen kommt es auf Technik an. Die beste Methode fanden die Jugendlichen schnell heraus, die am Donnerstag im Kleinmachnower Carat-Club an den Aktionen zum Welt-Aids-Tag teilnahmen. Der weiteste Wurf gelang über 15 Meter. Dagegen war beim Geschicklichkeitslauf mit einem wassergefüllten Kondom auf einem Löffel eine ruhige Hand gefragt.

Statt mit erhobenem Zeigefinger über HIV-Infektion und Aids aufzuklären, setzt das Team der Sozialarbeiter im Carat-Club auf eine zwanglose Atmosphäre. „Wir wollten den Jugendlichen die Scheu nehmen, über dieses ernste Thema zu reden“, erklärt Club-Leiterin Kerstin Stein die witzigen Spielideen, die zur Entkrampfung beitragen sollten.

Die meisten Mädchen und Jungen, die zur Tür hereinkommen, sind sofort bereit an den Wettbewerben teilzunehmen. Nur zwei Zwölfjährige stehen etwas abseits, lauschen aber interessiert den flapsigen Kommentaren der Älteren. Auch die Infowand mit den kessen Sprüchen weckt ihre Aufmerksamkeit. Dort geben auf Comic-Art gezeichnete Kondome Auskunft über Safer Sex, zum Beispiel: „Ich bin einmalig und nicht mehrfach zu benutzen.“ Auch Überzieh-Techniken wurden mit der Stoppuhr geübt. Mit verbundenen Augen packten die Teilnehmer ein Kondom aus und stülpten es über ein Penis-Plastikmodell. Für die meisten eigentlich kein Problem mehr, da sie das schon vor einem Jahr im Schulunterricht gelernt haben und wissen, dass mit zwei Fingern erst mal die Luft aus der Kondomspitze gedrückt werden muss. Denn sonst kann es passieren, dass das Kondom später einreißt. Die Jungen sind bei der Entpackungszeremonie schneller als die Mädchen. „Lange spitze Fingernägel sind da nicht unbedingt vorteilhaft“, merkt Kerstin Stein schmunzelnd an.

Von ihr holen sich die Jugendlichen oft auch Rat, wenn sie ein Problem haben, das sie nicht gern mit den Eltern besprechen wollen. Auch die beste Freundin oder der beste Freund sind in Beziehungsfragen nicht immer ein guter Ratgeber. Kerstin Stein und ihre Kollegen nehmen alle Fragen ernst.

Kondome gab es gestern gratis. Außerdem gibt es neben der Toilette einen Kondomautomat. „Im Unterricht wird das Thema Verhütung doch etwas sehr verschult dargestellt“, sagte Mandy Merkel. Die Sozialarbeiterin nutzt daher die Spielrunden, um praktische Tipps zu geben. Auch das Thema Aids fließt so in die Gespräche ein. Zwar ist die Zahl der Neuinfizierungen pro Jahr nicht weiter angestiegen, aber es sei wichtig über die Immunschwäche-Krankheit zu reden und über kostenlose Testmöglichkeiten zu informieren. Das schütze auch vor einer weiteren Ausbreitung von Aids, so Merkel.

Dieses Wissen sollen die Jugendlichen mit nach Hause nehmen. Denn noch immer sterben Menschen an den Folgen der Krankheit. Dass man auch mit dem Virus leben und beruflich etwas leisten kann, wenn man verantwortungsvoll damit umgeht, war gestern ein weiteres Thema des Aktionstages, der bundesweit unter dem Motto stand „HIV Positiv & mitten im Leben?“

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })