Potsdam-Mittelmark: Kratzer im Gefieder
Hühner leiden unter der Stallpflicht: Legeleistung und Federglanz lassen nach, Aggressivität nimmt zu
Stand:
Werder - Noch bis 15. Dezember muss das Geflügel durchhalten. Die wegen der Vogelgrippe bis dahin geltende Stallpflicht bekommt ihm gar nicht gut. Für die bevorstehende Kreis-Rassegeflügelausstellung in Werder (Havel) – quasi der Schönheitsschau des Federviehs – haben sich nur sieben der elf Vereine aus dem Kreisverband Potsdam gemeldet. Schon bei der Landesschau Berlin/Brandenburg in Paaren (Glien) vor einer Woche war die Teilnahme dürftig.
Blasse Gesichter, keine rechte Kammfärbung, verlorene Federn – die Rassegeflügelzüchter sind mit den Zuchterfolgen derzeit unzufrieden. „Die leeren Käfige in Paaren (Glien) machten deutlich, dass die Vogelgrippe-Vorsichtsmaßnahmen nicht spurlos an den Tieren vorbei gingen“, sagt Manfred Kamjunke, Vorsitzender des Kreisvorstandes Potsdam der Rassegeflügelzüchter. „Entweder die Tiere büßten durch das plötzliche Einsperren von ihrem rassischen Glanz ein, oder es war Züchtern nicht möglich, die auferlegten Bestimmungen zu erfüllen, so dass sie Tiere schlachteten.“
Im Kreisveterinäramt werden Verhaltensänderungen beim lieben Federvieh gemeldet. „Die Tiere werden aggressiver und picken Federn“, sagt Petra Thiem, amtliche Tierärztin im Landratsamt.
Zwar lasse die Legeleistung von Hennen zum Winter grundsätzlich nach. „Jetzt geht es aber noch schneller als sonst.“ Auch das wird als schlechtes Zeichen für das Wohlbefinden der Tiere gewertet. Thiem: „Wir wissen, dass die Tiere leiden.“ Doch das Tierseuchenrecht würde über dem Tierschutz stehen.
Viele der von der Stallpflicht betroffenen kleinen Geflügelhalter hätten bereits geschlachtet, auch weil der Platz in den Ställen nicht ausreichte. Gerade viele Weihnachtsgänse mussten schon vor der Zeit dran glauben. Große Geflügelbetriebe wie die Frischei e.G. in Beelitz konnten sich noch am besten auf die Stallpflicht einstellen: Die Hühner sind dort ohnehin in Ställen mit Auslaufmöglichkeiten untergebracht.
Womöglich war die Stallpflicht aber nur eine Generalprobe: Im Frühjahr, wenn die Zugvögel zurückkommen, rechnet das Veterinäramt in Belzig mit einer neuen Verordnung aus dem Bundesverbraucherschutzministerium. Mancher Geflügelzüchter wird dann aufstecken, war in Paaren (Glien) zu vernehmen. Schwacher Trost: Die regionalen Rassegeflügel-Zuchtschauen können weiter stattfinden. „Die Tiere kommen ja nicht von außerhalb und wir haben einen Überblick über ihren Status“, sagt Thiem.
Der Kreis-Rassegflügelverband versucht, das beste daraus zu machen, auch wenn nächstes Wochenende in Werder weniger Aussteller dabei sind: 493 Tieren, wobei die Zwerghühner mit 172 und die Tauben mit 184 Stück das Gros ausmachen. „Dennoch wird es eine bunte Schau, denn Gänse, Enten und Perlhühner sowie große Hühnerrassen wie die so genannten Mittelmeerrassen Andalusier und Minorka sind vertreten“, sagt Manfred Kamjunke. Offenbar scheint es dem Werderaner Geflügel noch vergleichsweise gut zu gehen: Bei der Landesschau in Paaren (Glien) nahmen aus dem Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Potsdam rund 30 Aussteller mit ihren Tieren teil, davon 13 vom Werderaner Verein „Hoffnung“. WP/hkx
Am 26. November läuft die Kreis-Schau in der Sporthalle der Hagemeister-Schule von 10 bis 18 Uhr, am Sonntag von 9 bis 15 Uhr ist Meisterehrung und Preisvergabe.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: