Asylbewerber in Potsdam-Mittelmark: Kreis baut Hallen für 760 Flüchtlinge
Ab Januar entstehen für rund fünf Millionen Euro Unterkünfte am Werderaner Oberstufenzentrum, in Bad Belzig und wohl auch in Michendorf. Auch das ehemalige Töplitzer Kinderdorf wird als Standort geprüft. Ein Überblick.
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Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis wird für die Flüchtlingsunterbringung in den kommenden Tagen zwei Traglufthallen kaufen und eine Leichtbauhalle mieten. Das bestätigte Fachbereichsleiter Thomas Schulz am gestrigen Mittwoch den PNN. Die Leichtbauhalle, die Platz für 160 Flüchtlinge bieten soll, wird demnach in Werder (Havel) auf dem Sportplatz des Oberstufenzentrums entstehen und im Januar bezugsfertig sein. Sie wird für rund eine Million Euro im Jahr angemietet und besteht aus einem Metallgerüst und gedämmten Metallplatten als Wänden sowie einer Zeltplane als Dach. Zusätzlich werden Sanitär- und Küchencontainer aufgestellt.
Traglufthallen in Bad Belzig und vielleicht in Michendorf
Komplett ausgestattet sind hingegen die beiden Traglufthallen, die der Kreis für jeweils rund zwei Millionen Euro ankaufen will. Sie sollen Platz für jeweils 300 Flüchtlinge bieten und ebenfalls im Januar aufgestellt werden. Eine Halle soll im Papendorfer Weg in Bad Belzig entstehen. Zum zweiten Standort wollte sich Schulz noch nicht äußern, da noch abschließende Gespräche nötig seien. Allerdings hat der Kreis immer wieder betont, wie gut in Michendorf die hundert Flüchtlinge aufgenommen wurden, die dort bis Ende August in einer Turnhalle untergebracht waren. Auch wollte er auf einer kreiseigenen Fläche neben der Rettungswache Fertighäuser für Flüchtlinge aufstellen, die Fläche liegt allerdings im Landschaftsschutzgebiet und müsste vor einem Bau ausgegliedert werden.
Laut Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) befindet sich das Areal noch immer in der Prüfung des Kreises. Da der Kreis wie berichtet keine Fertighäuser mehr kaufen wolle, sei davon auszugehen, dass er dort eine Traglufthalle errichtet. „Der Standort ist an sich optimal, ein Supermarkt und der Bahnhof sind zu Fuß zu erreichen“, so Mirbach. Natürlich sei die Integration von 300 Flüchtlingen in die Gemeinde eine Herausforderung, die derzeitigen Verhältnisse seien aber generell schwierig. „Ich hoffe nur, dass die Unterkünfte eine adäquate Ausstattung haben und niemand feuchte Füße bekommt.“
Trennwände sorgen für ein Mindestmaß an Privatsphäre
Laut Thomas Schulz werden in den Hallen Trennwände verbaut, die für ein Mindestmaß an Privatsphäre sorgen sollen. In Werder können die Flüchtlinge selbst kochen. In den beiden Traglufthallen sei dies aus Brandschutzgründen nicht möglich, dort werde ein Caterer die Versorgung übernehmen.
Die zusätzlichen Hallen sind nötig, da die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen ist. Am Jahresanfang ging die Verwaltung auf Grund der Zahlen der Landesregierung noch davon aus, in diesem Jahr 700 Flüchtlinge aufnehmen zu müssen. „Die aktuelle Prognose liegt bei 2000 Menschen, auch das wird nicht reichen“, so der Fachbereichsleiter. Wie viel mehr es werden, könne er nicht abschätzen. Laut Prognosen aus dem Innenministerium muss der Kreis im kommenden Jahr sogar 3 300 neue Flüchtlinge aufnehmen.
Bald müsste der Kreis auf Notunterkünfte ausweichen
Derzeit muss die Verwaltung im Schnitt 112 Flüchtlinge pro Woche unterbringen. In der kommenden Woche gebe es noch Kapazitäten, danach müsse man Schulz zufolge wohl auf Notunterkünfte ausweichen. Zwei kreiseigene Gebäude würden dafür derzeit geprüft, Standorte wolle er bis zu einer Entscheidung in den kommenden Tagen nicht verraten. In den Notunterkünften sollen Feldbetten für 100 bis 150 Menschen aufgestellt werden. Auch diese Unterkünfte wären damit innerhalb von ein bis zwei Wochen belegt.
Schulz betonte, dass der Kreis trotzdem an seiner Maxime festhalte, keine Flüchtlinge mehr in Turnhallen unterzubringen. Auch werde es wohl dabei bleiben, dass in der Teltower Region keine weiteren Unterkünfte geschaffen werden. In Teltow und Stahnsdorf leben bereits mehr als 700 Flüchtlinge in Heimen.
Weitere Unterkünfte in Potsdam-Mittelmark
Ab Anfang November wird es eine kleine Entlastung bei der Wohnungssituation geben, dann sollen Unterkünfte für 170 Asylbewerber in Fertighäusern in Neuseddin fertig sein (PNN berichteten). Auch die Gemeinde Kloster Lehnin hat dem Kreis Thomas Schulz zufolge inzwischen ein Angebot für die Unterbringung von 200 Flüchtlingen in einer Damsdorfer Kaserne unterbreitet, das derzeit geprüft werde. Die Unterkunft könnte aber auch erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, da die Gebäude hergerichtet werden müssen.
Bereits am 26. Oktober wird eine Unterkunft am Gohlitzsee in Kloster Lehnin den Betrieb aufnehmen. Laut Jugendamtsleiter Bodo Rudolph sollen dort zunächst bis zu 30 unbegleitete minderjährige Asylbewerber unterkommen, nach weiteren Umbauten bis zu 50. Der Kreis habe Rudolph zufolge in den kommenden Monaten Kapazitäten für 100 bis 150 Minderjährige, was etwa dem Bedarf entspreche. „Derzeit überprüft die Bauaufsicht, ob und wie viele Minderjährige im ehemaligen Töplitzer Kinderdorf untergebracht werden können“, so Rudolph gestern im Jugendhilfeunterausschuss. Das seit Jahren leer stehende Areal gehört dem Landkreis. Weitere Standorte im Umfeld von Werder und Beelitz würden derzeit untersucht.
Rudolph zufolge gebe es noch viele gesetzliche Unklarheiten für den Umgang mit den Minderjährigen. Die meisten würden jedoch schnell versuchen, bei Verwandten in Deutschland und Europa unterzukommen.
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