KulTOUR: Kreuzhals, Sauger, Käfer-Kehle
Werke des Leipziger Malers Walter Libuda im Z 200 in Kleinmachnow
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Kleinmachnow - Kleinmachnow darf sich im Augenblick der Präsenz eines international renommierten Künstlers erfreuen. Dank einer kühnen Initiative des Kunstvereins „Die Brücke“ ließ sich der Leipziger Maler Walter Libuda zu einer Ausstellung im „Z 200“ überreden. Die hiesige Kunstwelt wird das danken, der Kenner und Sammler sicherlich auch.
Ein bisschen hat er sich über die Wände beschwert, er wollte sie weiß. Als aber Bilder und Zeichnungen hingen, Bronzen und Keramikobjekte aufgebaut waren, gab er sich zufrieden, schließlich steht das Haus am Zehlendorfer Damm unter Denkmalschutz – innen und außen. Ein Brückenschlag zum Kulturland-Thema „Grenz-Erfahrung“ scheint angesichts der üppig wuchernden Bildwelt des Malers fern, doch wird es dem soziohistorisch Geschulten nicht schwerfallen, sich einen zu konstruieren: 1950 bei Meuselwitz geboren, Lehr- und Hochschuljahre in Leipzig, Meisterschüler bei Bernhard Heisig, seit 1985 Berlin.
Dies sollte die Vernunft eigentlich zufriedenstellen. Wäre da nicht jene Fantasie, die Libuda zu ihrem legitimen Kinde erklärt hat. Sie liebt das freie Spiel, mag Grenz-Erfahrung eher vermeiden. Was also Wunder, wenn Libudas Werk sich um die Ordnung dieser Welt so wenig schert. Er malt was er malt, bringt Fantasie in dreidimensionaler Form in Keramik, wie den „Kreuzhals“ zum Beispiel, zeichnet, ohne der Tiefendimension zu gedenken.
Kurz, dieser Mann ist frei wie kaum einer, er macht, was er will, vieles davon nicht mal schlecht. Er hat einen Namen, er hat seinen Stand. Die Langliste von Ausstellungen, Preisen, vor allem das Renommee seines „Anhangs“ zeigt, dass dies gute Gründe haben muss.
Libuda ist ein gründlicher Maler, der seine Sachen x-mal schichtet, ändert, übermalt oder auf ein Jahr beiseitestellt. Er hat die berühmte „Leipziger Schule“ hinter sich gelassen. Seine Bilder, das älteste im „Z 200“ ist von 1987, sind wie komprimierte Dichtung, randvoll oft, manchmal überladen, als könnte er im Eifer seines Tuns nicht innehalten.
Poetische Titel wie „Sauger“, „Erkeles“, „Linkshänder“ oder „Käfer-Kehle“ sind Lockruf und Duftstoff. Wirklich zum Bild hin führen sie nicht auf direktem Weg. Walter Libuda ist einfach eine Herausforderung, so sollte es ja auch sein mit der Kunst-Malerei. Ohne Vorwarnung fällt seine Kunst über den Betrachter her, dringt ein, tingiert, lässt Gegenwehr gar nicht erst zu. Des „Befallenen“ Auftrag ist, diese Schöpfungen, oft in rätselhafter Korrespondenz zwischen ziemlich abstrakt und ziemlich konkret, in die eigene Wirklichkeit zurück- und hineinzuzaubern. Da macht wohl jeder seine ganz eigenen Grenz-Erfahrungen.
Libuda interessiert alles, vieles verwandelt er. Aus einem weißen Heroen („Erkeles“) macht er einen kleinschwarzen Zwerg, der Objektkasten „Humus“ wird sein eigener Grund, dem „Linkshänder“ ist die Welt im Atelier viel zu groß, im „Dreitageviertel“ gibt es mehr Ecken als in einem Labyrinth. Ein „Falscher Anzug“ scheint hinfortzusegeln und mancher „Ingenieur“ hat schon ein Dackelgesicht. Braucht, wen „die Wirklichkeit überrascht“, nicht etliche Arme? Dass „Gelbkragen“ jedoch auch einen solchen hat, ist für Libuda schon billig. Ansonsten Gruß an seine „Ungemalten Bilder“!
Die gezeichneten wirken grob und fast ostentativ zweidimensioniert, seine Keramiken mit und ohne Glasur sind recht klotzige Gesellen der Wucht. Und man begreift jetzt sofort: Fantasie und innere Freiheit sind nimmermehr zweierlei Ding! Gerold Paul
bis 16. November Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr, Zehlendorfer Damm 200
Gerold Paul
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