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Potsdam-Mittelmark: Kritik am Beelitzer Einzelhandelskonzept Altstadthändler bangen um ihre Existenz

Beelitz - In Beelitz könnte bald ein neuer Einkaufstempel entstehen. Mit der Verabschiedung des Einzelhandelskonzeptes in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung scheint der Weg für eine Ansiedlung von Rewe und Rossmann an der Trebbiner Straße nichts im Wege zu stehen.

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Beelitz - In Beelitz könnte bald ein neuer Einkaufstempel entstehen. Mit der Verabschiedung des Einzelhandelskonzeptes in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung scheint der Weg für eine Ansiedlung von Rewe und Rossmann an der Trebbiner Straße nichts im Wege zu stehen. Die Brache gegenüber von Norma ist als Standort für großflächigen Einzelhandel ins Konzept der BBE Wirtschaftberatung aufgenommen worden.

„Da in der Altstadt keine Ladenfläche annähernd groß genug wäre, um einen Vollversorger wie Rewe unterzubringen, ist der geplante Standort direkt am Eingang zur Altstadt eine gute Alternative“, so Stadtsprecher Thomas Lähns auf Anfrage. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, will die Fläche entwickeln. „Wir erwarten, dass von dort nicht nur Impulse in Richtung Stadtkern, sondern auch in die Clara-Zetkin-Straße ausgehen“, so Lähns.

Dies wird zumindest von der Stadtverordneten Elke Seidel (Grüne) angezweifelt. Sie zählt die Supermärkte auf, die die Stadt schon hat: Norma, Aldi, Lidl, Rewe und Edeka, in Fichtenwalde noch Netto und Rewe. Schon jetzt würden sich die Supermärkte gegenseitig die Kunden wegnehmen. „Da tritt Herr Momper auf und will einen Super-Rewe nahe der Altstadt ansiedeln.“ Hinzu kommt, dass Rossmann den Drogerie-Markt in der Altstadt kaputtmachen wird, fürchtet Seidel.

„Dass ein Rossmann in der Trebbiner Straße zu Kundeneinbußen bei der Drogerie in der Altstadt führen wird, kann man so nicht stehen lassen“, widerspricht Stadtsprecher Lähns. Bis vor wenigen Jahren habe es zwei Schlecker-Filialen in Beelitz gegeben, zusätzlich zu den Vollversorgern und Discountern. „Und trotzdem konnte sich die Drogerie Baganz in der Berliner Straße halten.“ Sie binde Kunden mit einem anderen Sortiment, einem besonderen Ambiente und einer Geschäftsphilosophie, die verstärkt auf Beratung und Nähe setzt. Drogerieinhaber Ralph Baganz sieht das anders. „Ich glaube nicht, dass Rossmann Kunden in die Altstadt lockt. Mit dem Sortiment, das nicht mit Schlecker vergleichbar ist, ist Rossmann für mich eine starke Konkurrenz, es wird sehr hart werden.“

Kritik kommt auch aus anderen Altstadtgeschäften, wie CM Wollmäuse. Inhaber Christian Mennecke hat erst vor Kurzem zwei Fotorechner erworben, eine Investition von 36 000 Euro. In seinem Sortiment befinden sich Wolle, Kurzwaren und Bastelartikel. Jetzt können Kunden auch Fotos ausdrucken. „Wenn Rossmann kommt, kann ich schließen“, befürchtet Mennecke, der schon beim Bürgermeister Bernhard Knuth interveniert hat. „Der hat nur gesagt, die neuen Läden würden die Kundenfrequenz erhöhen.“ Die Stadtverwaltung stützt sich bei solchen Aussagen auf die BBE. „Die Kunden würden laut den Experten nicht mehr nur das ultimative Sonderangebot suchen, sondern sich in ihrem Einkaufsverhalten auch von Faktoren wie Freundlichkeit, Regionalität, schneller Erreichbarkeit und Erlebnis-Angeboten leiten lassen“, argumentiert Lähns. Hier würden Chancen für Traditionsgeschäfte liegen. Falls der geplante große Rewe gebaut werden sollte, werde das bisherige Geschäft an der Virchowstraße schließen. „Es entsteht kein zusätzlicher Vollversorger.“

Das alte Gebäude gehört nicht der Stadt. Dennoch mache man sich schon Gedanken über die künftige Nutzung. Elke Seidel sorgt sich trotzdem. „Wenn Rewe in der Virchowstraße geht, wird dann der Platanen-Quartier-Eigner auf Schadensersatz klagen?“ Er habe das Viertel schließlich ausgebaut für alte Leute mit der Möglichkeit, kurze Wege zum Rewe zu haben. Andreas Koska

Andreas Koska

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