Potsdam-Mittelmark: Kritik an Polizeieinsatz bei Facebookparty
Mutter berichtet von Übergriff von Zivilbeamten auf Jugendliche. Doch die Polizei weist die Vorwürfe zurück
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Werder (Havel)/Potsdam – Die Mutter eines 16-jährigen Mädchens aus Potsdam hat schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Beamte in Zivil hätten auf einer aus den Fugen geratenen Facebookparty in der vergangenen Woche im Werderaner Ortsteil Töplitz zu hart durchgegriffen. Ihre Tochter sowie deren Freundinnen berichteten, dass Polizisten einen Jugendlichen angegriffen hätten. Das erklärte die Mutter gegenüber den PNN. Die Polizei weist die Vorwürfe jedoch zurück.
Wie berichtet hatte ein 15-Jähriger in einem Einfamilienhaus in Töplitz über das soziale Netzwerk Facebook eine Party angemeldet. Rund 200 Gäste kamen. Die Feier eskalierte. Gegen 22 Uhr hätten die Ersten begonnen, im Haus zu randalieren. Zu diesem Zeitpunkt habe ihre Tochter das Haus verlassen, berichtete die Mutter den PNN. Sie will namentlich nicht genannt werden.
Ihre Tochter sei mit anderen Freunden zu einer nahen Bushaltestelle in der Töplitzer Dorfstraße gelaufen. „Dort kamen zwei Zivilpolizisten vorbei, die die Jugendlichen kontrollieren wollten“, berichtete sie. Den letzten Bus, der an diesem Abend an der Haltestelle stoppen wollte, hätten die Beamten weitergeschickt. Daraufhin habe sich ein Junge arabischer Herkunft aufgeregt, vermutlich die Polizisten beschimpft, so die Mutter. „Die Zivilpolizisten haben den Jugendlichen danach angegriffen, ihn kräftig geschubst und gegen einen Zaun gedrückt.“ Das habe den minderjährigen Partygästen Angst eingejagt, erklärte die Mutter.
Einige Jugendliche hätten sogar versucht, dem Jungen zu helfen – ohne Erfolg, so habe es ihre Tochter geschildert. Auf die Frage, ob die Zivilpolizisten sich ausweisen könnten, hätten sie geantwortet, dass sie das gar nicht müssten. Beide Männer haben laut der Schilderung der Tochter eine Waffe am Gürtel getragen. „Die Party ist aus dem Ruder gelaufen, das war sicherlich so nicht von dem Gastgeber geplant, aber ein derart heftiges Vorgehen der Polizei ist nicht gerechtfertigt“, sagte die besorgte Mutter.
Polizeisprecher Christoph Koppe bestätigte inzwischen, dass am Abend des 9. Juli insgesamt 17 Polizisten vor Ort waren – zwei davon in Zivil. Nachbarn hätten die Polizei aufgrund des Lärmes alarmiert. „Die beiden Kollegen haben eine Gruppe von 20 bis 25 Jugendlichen auf der Dorfstraße festgehalten, um die Personalien aufzunehmen“, so Koppe. Beide Beamten hätten ihren Dienstausweis bei sich gehabt, einer von ihnen soll eine Weste mit der Aufschrift Polizei getragen haben.
Die Vorwürfe der Mutter weist der Polizeisprecher zurück: „Die Kollegen sind nicht zu hart vorgegangen.“ Der Einsatz sei laut Bericht der Kollegen ohne Zwischenfälle verlaufen. Manche Jugendliche, deren Personalien aufgenommen wurden, seien auch nach Drogen durchsucht worden.
Bei der Facebookparty ist wie berichtet im Haus des Gastgebers ein Schaden von 10 000 Euro entstanden. Die Partygäste schlugen Fenster ein, randalierten im Garten und in einem Gartenhaus. „Der 15-jährige Gastgeber war offenbar von der großen Gästezahl überfordert“, sagte Polizeisprecher Koppe. Da er die Party so nicht geplant hatte, werde die Polizei den Einsatz dem Jungen und seinen Eltern nicht in Rechnung stellen.
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