Potsdam-Mittelmark: Kündigung im Mühlendorf
Im Streit um hohe Heizkosten in „TelTown“ bahnt sich eine Lösung an. Hauseigentümer übernimmt Abrechnung
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Teltow - Nach erneutem Ärger um die Wärmeversorgung und hohe Heizkosten in „TelTown“ hat die Fernwärme Teltow GmbH die komplette Versorgung der Mietshäuser in dem Neubauviertel übernommen. Der regionale Energieversorger will nun die Parameter der Abrechnungen überprüfen und neu definieren. Das könnte für die Bewohner der Reihenhaussiedlung der Durchbruch sein.
Seit mehr als einem Jahr warten die Mieter in Teltows Vorzeigeviertel auf eine akzeptable und dauerhafte Lösung für ihr Fernwärme-Problem. Doch trotz vollmundiger Ankündigungen geschah lange nichts. Stattdessen sehen sich nun auch neue Mieter unerwartet hohen Nachzahlungsforderungen gegenüber. „Für ein Dreivierteljahr soll ich mehr als 2000 Euro zahlen, die schon stattliche Heizkostenvorauszahlung wurde von 94 Euro auf über 230 angepasst“, erzählt etwa Jan Kunde, der mit seiner Familie vor rund einem Jahr in die Siedlung gezogen war. Vor wenigen Wochen erhielt er die erste Abrechnung und sieht sich nun wie schon viele Mieter vor ihm getäuscht. Wiederholt entpuppten sich die Niedrigenergiehäuser als Kostenfresser.
93 Reihen- und Doppelhäuser hatte die Deutsche Eigenheim, die frühere Design Bau, seit 2012 im Mühlendorf rechts und links der Kanada-Allee gebaut. In den Häusern der letzten beiden Bauabschnitte, die später an die Ärzteversorgung Niedersachsen und einen Pensionsfonds der Deutschen Bank verkauft worden waren, hatte sich der Bauherr jedoch anders als zuvor für eine nach eigenen Angaben „ökologisch sinnvolle Anlage“ ohne Wärmespeicher entschieden. Allerdings passt sie nicht zum Teltower Gebührenmodell. Hauptproblem sei nach Angaben des Bau- und Erschließungsträgers der hohe Grundpreis, der sich an der maximalen Wärmeleistung der Heizanlage orientiere (PNN berichteten).
Über Wochen und Monate schoben sich die Beteiligten den Schwarzen Peter zu, eine Lösung für die Mieter gab es zunächst nicht. Nun gipfelte die Auseinandersetzung offenbar in der Kündigung der Wärmelieferverträge mit der Eigenheim-Tochter, GeoNRG GmbH, die wiederum Vertragspartner der Ärzteversorgung Niedersachsen (ÄVN) als Hauseigentümer war. Die GeoNRG hatte als zwischengeschalteter Wärmeversorger die Mietshäuser von den an die Fernwärme Teltow angeschlossenen Medienboxen mit eigenen Nahversorgungssystemen beliefert, aber wie der Geschäftsführer der Fernwärme Teltow GmbH, Klaus Ulrich, erklärte, habe die GeoNRG zuletzt keine Rechnungen mehr für die in ihre Netze gelieferte Wärme bezahlt.
Nach der Kündigung des Wärmeliefervertrages wird nun die Ärzteversorgung Niedersachsen die Betriebskostenabrechnung der Mieter selbst übernehmen, erklärte der Bereichsleiter Immobilien der Ärzteversorgung Niedersachsen, Frank Adelstein, den PNN. Im Zuge dessen sollen auch die von der GeoNRG festgelegten Anschlusswerte, die dem hohen Grundpreis zugrunde liegen, modifiziert werden. Es sei aber möglich, dass die GeoNRG weiter versuchen werde, ausstehende Forderungen bei den Mietern einzuklagen, sagte er. Sollte dem so sein, wolle die Ärzteversorgung den Rechtsstreit für die Mieter auf eigene Kosten führen. Die Zufriedenheit der Mieter habe für den Hauseigentümer Priorität, betonte Adelstein. Solveig Schuster
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