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Potsdam-Mittelmark: Kunst auf dem Prüfstein

Absolventen der Internationalen Schule stellten ihre Abschlussarbeiten im alten Heizhaus aus – leider nur für einen Abend

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Kleinmachnow - Zwei Daunenfedern hängen je an einem Bindfaden eng beieinander. Ein Paar voller Leichtigkeit und Harmonie. Doch ein Hauch genügt, um es zu trennen. Ein Sinnbild für Anfälligkeit?

Zu sehen war das Kunstwerk, das gerade wegen seiner Einfachheit und Nachvollziehbarkeit gefiel, vor kurzem im alten Heizhaus auf dem Kleinmachnower Seeberg, das zunehmend auch als Atellier und Galerie genutzt wird. Leider nur für einen Abend stellten Schüler des Leistungskurses Kunst der Berlin Brandenburg International School (BBIS) ihre Projekte und Prüfungsexponate aus. Die gezeigten Werke sind wichtiger Bestandteil der Abschlussprüfungen, um am Ende der zwölfjährigen Schulzeit das International Baccalaureate Diploma zu erhalten.

Nach dem Grundkurs entscheiden sich die Schüler Anfang der 11. Klasse für ein Thema, dem sie sich in den nächsten anderthalb Jahren künstlerisch widmen – mit unterschiedlichen Techniken und Formen. „Schönheit & Natur“, „Mode“, „Rhythmus & Bewegung“, „Süchte“ oder „Emotionen“ sind Themen, die künstlerisch in Szene gesetzt werden können. Entstanden sind Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Kostüme und Collagen.

Schwierig werde der ohnehin anspruchsvolle Leistungskurs durch den Mangel an Zeit. „Zwei Jahre sind nicht genug“, resümiert Lauren Brener. Die 19-jährige Engländerin, die seit vier Jahren an der BBIS lernt, hat in der 11. und 12. Klasse 20 Kunstprojekte angefertigt. Alle drei bis vier Wochen galt es, ein neues Projekt zu kreieren, vorzustellen und zu besprechen. „Dabei ist wichtig, Kunst nicht als Produkt, sondern als Prozess zu verstehen“, betont Kunstpädagogin Beate Chudy. „Kunst“, so ihre These, „ist in jedem drin.“ Die Frage sei nur, wie man sich dem öffnet. Viel habe der Unterricht daher mit Akzeptanz, Wertschätzung, Toleranz und Kritikfähigkeit zu tun. Am Ende sei sie überrascht gewesen, wie sehr ihre Schüler „Kunst als Sprache und Ausdrucksform entdeckt haben.“ Dabei werden durchaus kulturelle Unterschiede deutlich. Während die Arbeiten von Schülern aus Asien eher eine filigrane Handschrift haben, sind die Werke von westlichen Schülern zuweilen schrill und direkt.

Meist vereinigen sich Titel und Kunstwerke zu einer klaren Botschaft. Etwa die kleine Bühne mit einem roten Samtvorhang, hinter dem ein dünnes Drahtgeflecht unaufhaltsam wuchert und rankt. „HIV/AIDS. Versteckte Wirklichkeit“ ist der Titel der Arbeit. Oder der nackte Körper eines Menschen mit der Bitte: „Don“t label me!“ Oder der kleine Briefumschlag, in dem eine Frage an Gott steckt: „Lieber Gott, wenn Du mich nicht dünn machen kannst, kannst Du wenigstens meine Freunde dick machen?“

Bewertet werden die Arbeiten nach ihrer Sinnhaftigkeit, nach Form und Funktion. Handwerkliche Fertig- und Fähigkeiten sowie der Reifeprozess, der anhand der während des gesamten Kurses angefertigften Skizzenbücher dokumentiert wird, werden ebenso berücksichtigt. Die Benotung erfolgt zunächst durch einen externen Prüfer der International Baccalaureate Organization, der vor Ort die Arbeiten begutachtet und mit den Schülern bespricht. Zudem werden Auszüge aus den Skizzenbüchern an eine Prüfungskommission nach Cardiff geschickt, wo eine weitere Bewertung vorgenommen wird. „Die Arbeiten sollen vergleichbar sein mit denen aus anderen internationalen Schulen“, begründet Kunsterzieherin Chudy den Aufwand. Ihr selbst wird in diesem Jahr ein gutes Zeugnis ausgestellt: Zwei ihrer Schüler wurden an der Universität für „Art & Design“ in London aufgenommen. Peter Könnicke

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