Potsdam-Mittelmark: Kunst für die Katz“
Schüler schufen für die TWG Fassadenbilder – jetzt verkommen sie in einem Schuppen
Stand:
Schüler schufen für die TWG Fassadenbilder – jetzt verkommen sie in einem Schuppen Teltow - Immer wieder fragen Schüler bei Hans-Jürgen Brauer nach, wann ihr Wandbild an den Giebel des Wohnblockes an der Mahlower Straße montiert wird. Und immer wieder vertröstet der Kunsterzieher sie, doch so recht glaubt er nicht mehr, dass das bisher größte Auftragswerk der Jugendkunstschule einmal in der Stadt zu sehen sein wird. An dem Auftrag der Teltower Wohnungsbaugenossenschaft (TWG) zur Fassadengestaltung arbeiteten die jungen Leute zwei Jahre – nun lagern ihre Werke in einem dunklen Schuppen der Kuppelmayerschen Siedlung, und das seit drei Jahren. Die 25 Aluminiumtafeln mit einem Maß von je zwei mal zwei Metern zeigen typische Teltower Motive wie Rübchen, Straßenbahn und Andreaskirche. Dass sie noch einmal das Tageslicht erblicken werden, daran mag Kunstlehrer Brauer kaum noch glauben: „Wir werden die Tafeln wohl erst restaurieren müssen, bevor sie einmal angebracht werden können“. Ein bisschen Mut schöpfte er nun, weil das Thema am Montag auf der Tagesordnung des Sozialausschusses stand. Ausschuss-Chef Eberhard Derlig (FDP) sprach gar von einer „Kulturschande für die Stadt", wenn das Wandbild nicht endlich den vorgesehenen Giebel schmücke. Doch seit dem zweifachen Führungswechsel in der TWG-Spitze scheint das Wandbild in Vergessenheit geraten. Auch in der Sitzung des Sozialausschusses herrschte Ratlosigkeit, denn noch kann niemand sagen wieviel die Montage des Wandbildes kostet. Klar ist jedoch, dass die TWG vor einiger Zeit knapp an einem Konkurs vorbeischrammte, wie Editha Radeck (SPD) in der Sitzung informierte. Schon deshalb sei fragwürdig, ob die Genossenschaft in der Lage sei die Montage zu bezahlen. Zudem sei der Vertreterversammlung der Genossenschaft bisher gar nicht bekannt gewesen, dass die TWG Sponsor des Wandbildes ist. „Das war eine Sache des TWG-Vorstandes, von der keiner etwas wusste", sagte Radeck. Vertreter und neuer Vorstand müssten sich nun erst einen Standpunkt zum Projekt bilden. Man brauche aber Klarheit darüber, was die Montage kostet, so Radeck. Die schätzt Derlig auf rund 20 000 Euro und in der Sitzung pochte er darauf, dass ihm der ehemalige TWG-Vorstand Helmuth Zeisler seinerzeit versprochen habe, die Tafeln montieren zu lassen. „Da können sich auch die Nachfolger nicht aus der Verantwortung stehlen“, folgert Derlig. Das sah der Erste Beigeordnete Thomas Koriath anders: Die TWG habe Farben und Platten bezahlt, also sei es ihre Sache, wie sie mit den Platten umgeht. Derlig widersprach: "Trotzdem gehört der TWG noch lange nicht das Werk". Dass die TWG Besitzer eines Wandbildes sei, erfuhr der neue ehrenamtliche TWG-Vorstand Martin Nebel erst vor einer Woche – „rein zufällig“. Daraufhin habe man mit der Suche begonnen. Sogar in einer Scheune in Schenkenhorst wurden sie vermutet. Dass die Tafeln nun doch in Teltow sind, überraschte Nebel umso mehr. Nach wie vor unklar sei, wer das Projekt bezahlt habe, denn bisher seien weder Rechnungen noch Vertrag auffindbar. Außerdem müsse geklärt werden, wie die rund 25 Kilogramm schweren Tafeln an die Giebelwand des Wohnblockes angebracht werden. Das müsse schon aus Sicherheitsgründen erst ein Statiker berechnen. Er schätzt die Kosten auf 100 000 Euro, weshalb das Vorhaben erst einmal innerhalb der Genossenschaft diskutiert werden muss. Für Derlig steht jedoch schon fest: Falls sich die TWG von dem Vorhaben zurückzieht, wird das Wandbild eben an einem Giebel der Wohnungsbaugesellschaft Teltow angebracht. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: