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KulTOUR: Kunst, Wein und Gespräche

Neun Künstler und zwanzig Hausgäste stellen bei der Kunsttour Caputh noch zwei Wochenenden aus

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Schwielowsee · Caputh - Kunst ist eigentlich überall, doch in Caputh ist sie wohl etwas mehr. Neun Künstler und ihre zwanzig Hausgäste aus ganz Deutschland luden am Wochenende zur ersten Kunsttour ein, die vom Spitzbubenweg bis zum Krughof, nahe des Schlossparks, ans Wasser führt. Dreizehn Stationen, mit Sorgfalt vom Kulturforum nebst Partnern ausgewählt und organisiert, vom Publikum auch in Scharen und mit Dankbarkeit angenommen. Eine herrliche Idee, das alte Caputh dergestalt als Hort der schönen Künste zu erobern, zumal man das Vergnügen auch die beiden nächsten Wochenenden haben kann. Alles mit einem Male zu durchforschen, wäre viel verlangt gewesen.

Wo am Sonnabend das große Erkunden begann, fand man auch tags darauf Silke Stadtkus bei ihren vielen Bildern, die Enkelin des bekannten Autors der Prignitz von einst. Eine Poetin des Pinsels, obwohl sie doch „in jedem Fall modern“ arbeiten will. Pastell und Acryl benutzt sie, um Seenlandschaften, Mediterranes und freie, sehr schöne Formen zu malen. Sie schafft Dip- und Triptychons, doch manchmal kommt ihr die Idee, ein Männeken aus dem Bild plastisch hervortreten zu lassen, als witziger Kommentar.

Wie mit allen, so kam man auch mit ihr sofort ins Gespräch, ein gewollter Effekt dieser Tour. Vorbei an der Galerie Pro Arte – man lässt ja gern Gästen den Vortritt – zum Landhaus „Haveltreff“: da waren Bilder der Belzigerin Brigitte Hessler gehängt, teils ungünstig auf engem Flur, sonst im Gastraum, „Kassandra“ vor wildfarbenem Grund in Rückenansicht einige Still-Leben, eine hübsche „Regatta“ mit weißen Segeln in tiefblauem Wasser am Kuchenbüfett. Auch eine Variante, Kunst zu „genießen“. Die gegenüberliegende Galerie am Fährhaus hat sich an der Tour-Premiere nicht beteiligt, aber auf dem Wege liegend, findet man hier Bilder von Oda Schielicke und Karl Raetsch. Großer Bahnhof war am Sonnabend im Hause der in Mocambique geborenen Malerin Melanie Haape, 250 Gäste waren zur Vernissage gekommen, wo das ganze Untergeschoss des Hauses am See deutsch-afrikanischer Liebe gewidmet war. Stelen, Totems, Skulpturen verschiedener Künstler, ein gewaltiges Ambiente, welches einer eigenen Besprechung wert gewesen wäre, zumal hier auch die Starnberger Psychotherapeutin, Charlotte Kollmorgen, ausstellt.

Ganz still und mal nicht mit dem Pinsel, findet man die Grafikerin Antje Pehle im hinteren Bau des Heimathauses, das „Küken“ der Tour. Sie schafft wunderbar zarte Gebilde mit Bleistift oder Tusche, doch meist ohne Titel, Werke, die man von Nahem sehen muss, um zu erkennen, was sie wohl meint, schöne Sachen.

Und dann, vor und in der Kirche, diese umwerfend-archaischen Werke der Bildhauerin Regina Roskoden, manchem von Potsdamer Ausstellungen her bekannt. „Drei Könige“ und einige „Wächter“ hüten den Bau, wunderliche Figuren aus Terrakotta und gebranntem Holz, drinnen allerlei tönerne „Häuser“ mit oder ohne den „Roskaden-Keil“, der trennt und verbindet.

Auch Fotomontagen zu den Kriegen auf dem Balkan und in Mittelost. Dazwischen eine serielle Montage getrockneter Teebeutel namens „Teatime“. Würden alle, die kriegen, sagt die Noch-Berlinerin, nur zusammen mal eine Teepause einlegen, so wäre wenigstens für einen Moment „Ruhe im Karton“. Klar, die Bags sind Soldaten-Zelte! Auch vor dem Kirchturm wieder Gebranntes, auf Metall Montiertes, teils geraucht, wie Altar oder Schrein. Archaisch eben – in der Substanz höchst verlässlich.

So ging und wandelte man, sah unbekannte Ecken Capuths, die vielen Berliner vor Ort, und freute sich über die schöne Idee dieser Kunsttour. Überall gute Gespräche, Gastfreundlichkeit mit Kuchen und Wein.

Im Internet unter:

www.kunsttour-caputh.de

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