Potsdam-Mittelmark: „Lache mit dem Kind“
Familienberater Jan-Uwe Rogge war Vortragsgast in der Rehbrücker Grundschule
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Nuthetal - Der Autor und Familienberater Jan-Uwe Rogge sieht die „deutschen Eltern auf dem Trip zum Perfektionismus“. Kürzlich war er abendlicher Vortragsgast in der Rehbrücker Schule. Seine Buch-Besteller wie „Kinder brauchen Grenzen“ wurden in 21 Sprachen übersetzt. Rogge wünscht sich mehr Spaß in der Erziehung, auch wenn er keine Patentlösungen hat.
„Lache über Dich, lache mit dem Kind, schmunzle“, sagte er dem Publikum in der prallgefüllten Aula der Otto-Nagel-Grundschule. „Wenn Du in der Erziehung nicht lachen kannst, sind die Kinder arm dran.“ Rogges Aussagen klingen wie eine Sammlung von Lebensweisheiten. Tatsächlich sind es komprimierte Erfahrungen seiner Beratertätigkeit. An markanten Beispielen und Geschichten verdeutlichte er bei seinem Vortrag das typische Elternverhalten von heute. Erziehung sei nicht die „Vorbereitung auf das Leben“ sondern „Begleitung des Kindes ins Leben“. Kinder fallen nicht vom Himmel, so der 61-Jährige, der Vorträge und Seminare im In- und Ausland durchführt. „Sie sind das Produkt der Erziehung. Es muss ihnen etwas gegeben werden, damit sie sich wohlfühlen.“ Mutter und Vater müssten „der Hafen sein, wenn das Kind bei Stürmen einläuft“. Dass Kinder immer schlimmer werden, nennt er einen Irrtum. „Sie wachsen nur familiär, gesellschaftlich und sozial anders auf.“
Das Wichtigste an der heutigen Pädagogik ist nach Rogges Ansicht aber die „Entschleunigung“. Reifealter und Zugang zur Bildung verfrühten sich. Er hält es für einen Fehler, dass „Techniken der Grundschule“ bereits in die Kindertagesstätten „implantiert“ werden. „Das ist der falsche Weg. Das ist Beschleunigung, die Kinder entgleisen.“
Rogge war einer Einladung des Schulfördervereins „Groß und Klein“ gefolgt. Seit 1984 veröffentlichte er mehr als 15 Bücher zu Erziehungsfragen. Er ist regelmäßiger Gast in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen und wird als Experte zu aktuellen Erziehungsfragen immer wieder eingeladen. In der österreichischen Zeitschrift „Welt der Frau“ ist er monatlicher Kolumnist. Hauptsache ist es, „das Kind so zu nehmen, wie es ist, nicht wie man es gern hätte“, zitiert Rogge den Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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