Potsdam-Mittelmark: Lagerplatz statt Handelszentrum
Michendorf drängt auf Entwicklung des Gewerbegebietes an der A 10 / Die Perspektiven sind begrenzt
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Michendorf – Für die weitere Belebung des Gewerbegebietes an der Autobahn geht die Gemeinde Michendorf jetzt in die Offensive: Die Verwaltung soll einen Bebauungsplan für das gesamte Areal aufstellen und damit den dortigen Investor, die Schielicke-Gruppe, in die Pflicht nehmen, ihre Flächen zu entwickeln. Dafür hat sich der Bauausschuss jetzt ausgesprochen. Denn von „hochwertigem Gewerbe“, wie immer wieder versprochen wurde, ist der Standort in der Feldstraße immer noch weit entfernt: Statt Geschäften gibt es hier nur Sand, Kies und Steine.
„Das ganze Gebiet ist ein Produkt von 20 Jahren Inkonsequenz“, sagte Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed. Denn die Nutzung als Erdstofflager sei eigentlich noch ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten. Die ansässigen Firmen haben keine Baugenehmigung und vor einem Jahr hatte die Bauaufsicht des Kreises die ersten Nutzungsuntersagungen ausgesprochen. Die betroffenen Firmen haben erst einmal Widerspruch eingelegt und arbeiten weiter. Die Michendorfer hatten immer gehofft, das Gebiet zu einem schlagkräftigen Wirtschaftsstandort auszubauen, sogar von einem Hotel war zeitweilig die Rede gewesen. Allerdings sind mit den Jahren auch die Perspektiven ins Land gezogen: In Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage sei kaum zu erwarten, dass sich jetzt noch Gastronomiebetriebe hier ansiedeln werden, hieß es im Bauausschuss.
Der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke hatte über seinen Planer immer wieder verlauten lassen, dass die Erdstofflager höherwertigem Gewerbe aufgrund von Lärm und Staub im Wege stünden. Zuletzt hatte aber auch die Märker Bau, ein Unternehmen der Schielicke-Gruppe, beantragt, hier Erdstoffe zu lagern – was die Gemeinde jedoch abgelehnt hatte. Einen Großteil der übrigen Flächen nutzt der Wildenbrucher Fuhrunternehmer Roland Syring: Auf 7000 Quadratmeter lagert er Sand, Kies, Schotter, Pflastersteine, Mutterboden und Betonrecycling mit einer Gesamtmenge von 9500 Tonnen, die von hier aus zu Baustellen überall in Berlin und Brandenburg transportiert werden. Sein Betrieb galt den Michendorfern bislang als „Spatz in der Hand“, denn immerhin arbeiten hier zehn Leute und die Flächen liegen nicht brach.
So hatte die Gemeindevertretung Syrings nachträglichem Bauantrag auch ihr Einvernehmen erteilt, befristet auf zehn Jahre. Auch das Landesumweltamt gab grünes Licht. Der Wildenbrucher kaufte daraufhin einen Großteil der bis dahin nur gepachteten Flächen. Das Erdstofflager in unmittelbarer Autobahnnähe bezeichnete Roland Syring gegenüber den PNN als wesentlichen Pfeiler seines Unternehmens. Die Kreisbauaufsicht hat ihm nun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er will notfalls gegen die Nutzungsuntersagung klagen.
Ein Bebauungsplan für das Gewerbegebiet würde für Syring die nötige Rechtsgrundlage schaffen – wenn sein Betrieb berücksichtigt wird. Das Erdstofflager würde Händlern nicht im Wege stehen, unterstrich er und verwies auf das Gewerbegebiet Potsdam-Süd, wo sich eine Recyclinganlage zwischen Baumärkten und Autohäusern befindet. „Und dort wird das Material verarbeitet, was viel mehr Staub verursacht als bei uns, wo es nur gelagert wird“, so Syring. Auch mit den Anliegern der Feldstraße, die sich zeitweilig über den Lkw-Verkehr beschwert hatten, konnte ein Kompromiss gefunden werden: SyringsTransporter fahren statt der erlaubten 50 Km/h von sich aus nur noch 25. Und unterwegs sind sie auch nur tagsüber. Thomas Lähns
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