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Potsdam-Mittelmark: Landauf, landab

Immer mehr Radler sind auf den Wegen durch die Mittelmark unterwegs, denn der Radtourismus boomt. In einer neuen Serie stellen die PNN die schönsten Routen vor – abseits der bekannten Strecken

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Ausgedehnte Seenlandschaften, Naturschutzgebiete mit flachen Heidewiesen und im Südwesten die Höhen des Flämings: Der Landkreis Potsdam Mittelmark bietet Radfahrern abwechslungsreiche Touren. Das lockt immer mehr Menschen in den Sattel. Allein über die Baumgartenbrücke zwischen Schwielowsee und Werder (Havel) sind im vergangenen Jahr 210 000 Menschen geradelt, nach der Potsdamer Humboldtbrücke ist sie der am stärksten befahrene Radweg im Land. Der Radtourismus ist auch zu einer landesweit wichtigen Einnahmequelle geworden: Er sorgt für ein Viertel des Umsatzes in der Brandenburger Tourismusbranche, 850 Millionen Euro bringen Radler laut dem Ministerium für Landesplanung in die Mark.

In Potsdam-Mittelmark profitieren laut Helga Brandt von der Wirtschaftsförderung des Landkreises vor allem Werder (Havel) und Schwielowsee davon: „Inzwischen sind die Wege dort so stark befahren, dass die Gemeinden über alternative Wegführungen nachdenken würden, um die Radler besser zu verteilen“, so Brandt.

Die schönsten Routen jenseits der bekannten Wege stellen die Potsdamer Neuesten Nachrichten in einer neuen Serie ab sofort immer dienstags und donnerstags vor – insgesamt acht Touren für Tagesausflüge mit Längen zwischen 20 und 50 Kilometern, auf Radwegen oder kaum befahrenen Landstraßen.

Zu jeder Route gibt es Tipps zum Abkürzen oder Verlängern, ein Liste der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke und den schönsten Orten für eine Pause vom Pedalieren. Dazu können im Internet die GPS-Daten für eine einfache Navigation heruntergeladen werden. Erstellt hat die Routen der Autor dieses Textes – PNN-Redakteur Enrico Bellin – der jährlich selbst 8000 Kilometer auf dem Rad fährt, einen großen Teil davon durch den Landkreis. Dazu gibt der Kleinmachnower Radtourenführer Peter Weis vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Tipps, was man unterwegs beachten sollte.

Befahren werden alle mittelmärkischen Kommunen, die maximal 25 Kilometer von Potsdam entfernt sind. Denn sie alle profitieren vom aktuellen Boom des naturfreundlichen Tourismus: „An allen unseren Zählstellen an Radwegen haben wir eine steigende Tendenz“, sagt Helga Brandt. Über die Baumgartenbrücke etwa sind 2016 rund 20 000 Menschen mehr gefahren als bei der Messung vor fünf Jahren. Sowohl mit stationären als auch mit mobilen Geräten misst der Landkreis die Nutzung der wichtigsten Radverbindungen. Neben Werder und Schwielowsee werden die Teltower Region, Nuthetal und Beelitz von Radlern durchfahren, die zum Naturpark Nuthe-Nieplitz wollen. Auch der Fläming hat sich zur Radreiseregion entwickelt, seit vor gut 15 Jahren der Europaradweg R1 durch die Region gebaut wurde.

Er ist einer der vier Fernradwege, die den Landkreis durchziehen: Der R1, der in seiner Gesamtlänge von der französischen Kanalküste nach St. Petersburg führt, liegt auf einer Länge von 74 Kilometern von Potsdam an die Grenze zu Sachsen-Anhalt in der Mittelmark. Beliebt ist auch der Havelradweg, der dem Fluss im Landkreis 50 Kilometer lang folgt. Die Messstelle in Deetz passierten im Vorjahr knapp 38 000 Menschen. Die Tour Brandenburg, die einmal um das Bundesland herum führt, verläuft auf 140 Kilometern Länge in Potsdam-Mittelmark. Die Route zu historischen Stadtkernen führt sogar auf 180 Kilometern durch den Kreis, ist allerdings noch nicht überall beschildert.

Dazu gibt es eine Vielzahl an regionalen Radrouten, wie der Fläming-Skate, dem Werderaner Obstpanoramaweg oder dem Rundweg um den Schwielowsee. „Zwischen Ferch und Caputh sind unsere Messungen zufolge durchschnittlich 500 Menschen täglich am See unterwegs, an einem schönen Samstag können es aber auch mal gut 1000 werden“, so Helga Brandt. Die regionalen Routen sind an die Fernstrecken angeknüpft. Dadurch sollen Touristen, die auf der Durchreise sind, sehen, was die Region sonst noch zu bieten hat.

Die meisten Radreisenden sind jedoch mit dem Auto unterwegs, machen im Urlaub aber gern Radtouren. „Im Sommer haben etwa die Hälfte unserer Gäste ihre eigenen Fahrräder dabei“, sagt Enrico Katzmann, Geschäftsführer des Werderaner Hotels zur Insel. Seit einer Erweiterung des Betriebes vor mehr als fünf Jahren ist er mit dem Logo „Bett+Bike“ des ADFC ausgestattet, wie inzwischen mehr als 500 Hotels, Pensionen und Campingplätze in Brandenburg. Um das zu erreichen, müssen sie etwa Abstell- und Reparaturmöglichkeiten für Räder vorhalten.

Die meisten Radfahrer, die bei ihm nächtigen, sind Katzmann zufolge über 50 Jahre alt. Sie bleiben gleich mehrere Tage, um verschiedene Touren in der Region zu fahren. Mit der Qualität der Radwege seien die Gäste durchweg zufrieden, sagt Katzmann. „An einigen Stellen könnte die Beschilderung allerdings besser sein“, so der Geschäftsführer.

Der Landkreis arbeitet Helga Brandt zufolge gemeinsam mit den Kommunen weiter an den Wegen. So werde noch in diesem Jahr der Europaradweg bei Ferch und Geltow erneuert. Erst 2016 wurde in Geltow ein Abschnitt der Straße Baumgartenbrück, auf der der Europaradweg verläuft, zur Fahrradstraße. Auch das sei ein Weg, der gestiegenen Zahl der Radtouristen Rechnung zu tragen.

Text: Enrico Bellin Fotos: Andreas Klaer

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