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Monatlich werden über 100 neue Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark erwartet.

© dpa

Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Landrat Blasig: Mehr Flüchtlinge in private Wohnungen

Die Flüchtlingszahlen im Kreis Potsdam-Mittelmark sind doch niedriger als zuletzt angenommen. Außerdem ist der Haushalt für den Landkreis ausgeglichen, trotz gestiegener Unterkunftskosten. Und für 2016 gibt es weitere Pläne.

Von Enrico Bellin

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Bad Belzig - Der Landkreis wird wohl auf die Unterbringung von Flüchtlingen in Traglufthallen verzichten können. Das sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) am gestrigen Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz in Bad Belzig. „Wir prüfen derzeit Angebote für Containersiedlungen, da diese wesentlich mehr Komfort bieten als Traglufthallen“, so der Landrat. Außerdem seien die Container wesentlich leichter wieder loszuwerden als genutzte Hallen, sollte die Flüchtlingszahl in den kommenden Jahren wieder sinken. Ursprünglich war geplant gewesen, drei Hallen aufzustellen.

Ob die Container gebraucht werden, hängt von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen im kommenden Jahr ab. In diesem Jahr hat der Landkreis 2522 Asylbewerber aufgenommen, die Kreisverwaltung rechnet bis Jahresende noch mit maximal 250 weiteren Zuweisungen aus der Erstaufnahmestelle. Damit bleibt die Flüchtlingszahl etwas unter den zuletzt erwarteten 3 000 Menschen in diesem Jahr. Für 2016 rechne die Kreisverwaltung Blasig zufolge vorsichtshalber mit der gleichen Anzahl an Neuankommenden, auch wenn er selbst davon ausgehe, dass die Anzahl deutlich sinken werde, da die Türkei mehr Flüchtlinge aufnehmen soll.

Pfötchenhotel und Kaserne werden Flüchtlingsunterkünfte

Derweil seien die Verträge zur Anmietung des ehemaligen Pfötchenhotels im Beelitzer Ortsteil Schönefeld sowie in einer Kaserne in der Waldsiedlung in Kloster Lehnin unterzeichnet. Dort sollen jeweils etwa 100 Menschen unterkommen. „Zur Not wären die Gebäude in der kommenden Woche bezugsfertig“, so Blasig. Da die Landesregierung jedoch wie berichtet beabsichtigt, keine neuen Zuweisungen zwischen den Feiertagen vorzunehmen, werden die Objekte wohl erst im kommenden Jahr benötigt. Auch die Verhandlungen zur Unterbringung von 200 Flüchtlingen in der ehemaligen Kaserne in Damsdorf würden Blasig zufolge weitergehen. Zudem wird derzeit geprüft, ob Flüchtlinge in einem leer stehenden Gebäude der Recura-Kliniken in den Beelitzer Heilstätten unterkommen können. Im früheren Pfötchenhotel soll es am kommenden Dienstag um 15 Uhr einen Tag der offenen Tür für die Beelitzer geben.

Trotz der Mehrausgaben für die Flüchtlingsbetreuung werde der Landkreis in diesem Jahr Blasig zufolge keine Schulden machen. „Unter unserem Haushalt 2015 steht eine schwarze Null, was auch im kommenden Jahr der Fall sein wird.“ Blasig betonte, dass der Kreis keine Förderungen einschränken und auch die Kreisumlage, die die Kommunen nach Bad Belzig überweisen, nicht erhöhen werde.

Allerdings müsse es im kommenden Jahr gelingen, mehr Flüchtlinge in privaten Wohnungen unterzubringen. Der Landkreis hatte dafür ein Förderprogramm aufgebaut, welches für dieses und das kommende Jahr ein Volumen von 400 000 Euro hat. Daraus können Wohnungssanierungen mit jeweils bis zu 25 000 Euro gefördert werden. „Bisher sind jedoch nur zehn Förderanträge bewilligt worden, drei weitere sind derzeit in Bearbeitung“, so der Landrat.

Blasig: "Wir wollen keine Flüchtlings-Ghettos"

Zudem will die Kreisverwaltung im kommenden Jahr die Integrationsbemühungen verstärken. „In diesem Jahr hat erst einmal die Unterbringung in Wohnheimen im Vordergrund gestanden, wir wollen aber keine Flüchtlings-Ghettos“, so Blasig. Deshalb werde ein Integrationskonzept erstellt, an dem auch Kirchen, Verbände und größere Firmen dauerhaft mitarbeiten sollen. Damit soll das „Bündnis für Brandenburg“, das sich im Land um Integration bemühen soll, auf Kreisebene heruntergebrochen werden.

Problematisch für die Integration im Kreis sei aber, dass nicht klar sei, wie viele Flüchtlinge nach Erteilen einer Aufenthaltsgenehmigung tatsächlich bleiben. In berlinnahen Regionen werde das sicher funktionieren. „Aber dort, wo wir die Kapazitäten für Wohnungsbau haben, wird es sehr schwer, die Menschen zu halten.“ Gemeinsam mit allen Kommunen müsse daher der Geschosswohnungsbau auch im Speckgürtel weiter vorangetrieben werden.

Trotz der Schwierigkeiten ist der Landrat sich sicher, dass die Stimmung in der Bevölkerung nicht kippen wird. „Wir haben eine starke Zivilbevölkerung, die einfachen Parolen nicht hinterherläuft.“

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