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Potsdam-Mittelmark: Landwirte im Austausch

Delegation aus Polen zu Besuch in der Mittelmark

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Werder (Havel) - Dass er mit seinem Produkt ein Exot ist, räumt Gerald Mai freimütig ein. Es ist auch allzu offensichtlich: In der Glindower Obstflur, wo sich auf den Plantagen unzählige Kirsch- und Apfelbäume – derzeit blühend – aneinanderreihen, hat er Gehölze zu stehen, deren Saison erst im Dezember beginnt. Auf 60 Hektar wachsen Tannen, Fichten, Kiefern. Seit 22 Jahren betreiben Mai und seine Partnerin Karin Lorenz den Werderaner Tannenhof. Was nach der Wende als An- und Verkauf begann, ist heute ein funktionierendes Unternehmen mit neun Mitarbeitern außerhalb und 90 Angestellten während der Weihnachtssaison.

Ein Exot ist auch Mieczyslaw Pietrulko: Während seine Nachbarn daheim in Polen auf klassische Anbauprodukte wie Rüben, Zwiebeln, Kirschen und Beeren setzen, baut er auf 25 Hektar Weiden an. Bis zu 1000 Tonnen Rattan erntet er Jahr für Jahr und exportiert es unter anderem für die Möbelindustrie. Werderaner Tannen und Nowo Tomysl’sche Weiden – es gibt durchaus Gemeinsamkeiten, wie deren Produzenten jetzt feststellen konnten. Am Montag war eine Delegation polnischer Landwirte aus Nowotymski zu einem Besuch nach Potsdam-Mittelmark gekommen. Die beiden Landkreise unterhalten seit 2001 eine Partnerschaft, die im vorigen Jahr wiederbelebt worden ist. „Wir haben einen guten Kontakt und eine Partnerschaft lebt durch solche Besuche“, so die Geschäftsführerin des mittelmärkischen Bauernverbandes Silvia Wernitz.

Auch ihr polnischer Amtskollege Maksymilian Michalczak findet, dass man die Kontakte nutzen sollte: „Wir können voneinander lernen.“ Und gelernt haben dürften die Landwirte am Montag nicht nur, dass Weihnachtsbäume auch ins Obstbaugebiet passen, sondern dass man aus jungen Tannentrieben Likör gewinnen kann. Das Rezept hat Karin Lorenz selbst entwickelt, gut 100 Liter produziert sie im Jahr. Der Alkoholgehalt des Tannentropfens liegt bei 27 Prozent. Er wird auch dieser Tage ausgeschenkt: Während des Blütenfestes hat der Tannenhof geöffnet.

Eine weitere Station war der Spargelhof in Klaistow. Die Dimensionen des Unternehmens erstaunten so manchen der Gäste: Auf 450 Hektar wird hier das Edelgemüse angebaut – anders als bei den polnischen Kollegen, wo die Flächen bei rund 6 Hektar liegen. Die hat aber – im Gegensatz zu Deutschland – fast jeder im Garten. Henryk Kácki aus Lwówek hat sich auf grünen Spargel spezialisiert. „Er ist schmackhafter als der weiße“, so seine Erkenntnis. Ein weiteres wichtiges Produkt der polnischen Landwirte sind Champignons, die – wie vieles andere – exportiert werden.

Im Rahmen der Kreis-Partnerschaft ist es schon zu einigen Besuchen gekommen. Günter Schultz von der Glindower Elisabethhöhe war selbst schon fünfmal in Polen. „Ich habe mich damals für die Partnerschaft eingesetzt“, berichtete der Gründer von „Schultz’ens Siedlerhof“. Und so war es nun an ihm, den Gästen auch seinen Betrieb zu zeigen – allem voran die Brennerei, wo die vielfach und international ausgezeichneten Obstbrände entstehen. Zudem baut die Familie Spargel und Obst an. Aber anders als in Polen wird hier nicht exportiert, sondern direkt verkauft. Andreas Koska

Andreas Koska

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