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Paradies nicht nur für Wasservögel: Die Ungeheuerwiesen.

© Peter Koch

Potsdam-Mittelmark: Landwirte wollen Moorprojekt zu Fall bringen

Ungeheuerwiesen: Während die einen noch auf Protest setzen, verkaufen die anderen schon

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Der Widerstand gegen die geplante Vermoorung der Ungeheuerwiesen wächst. Insgesamt 40 Landeigentümer der Region zwischen Stücken, Tremsdorf und Blankensee haben jetzt öffentlich erklärt, keinen einzigen Hektar für das Naturschutzprojekt hergeben zu wollen. Deren Gesamtfläche beläuft sich immerhin auf 280 Hektar. „Wie sollen Flächen geflutet werden, ohne die Zustimmung der Eigentümer?“, heißt es in einer Mitteilung der Bürgerinitiative Pro Kulturlandschaft (Prokula), die eine Befragung der Betroffenen initiiert hatte.

Wie berichtet, sollen 200 Hektar der Ungeheuerwiesen entlang des Königsgrabens mittelfristig wiedervernässt werden. Damit will man nicht nur an die Zeiten vor Friedrich dem Großen anknüpfen, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – denn Moore gelten als Kohlendioxidspeicher. Der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung hat für das Projekt erst einmal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, allerdings läuft parallel dazu bereits der Ankauf von Grundstücken. Vor allem bei den Landwirten sorgt das für Unruhe: Sie sehen ihre Lebensgrundlage in Gefahr und haben sich mit weiteren Flächeneigentümern zur Prokula-BI zusammengschlossen. Die Machbarkeitsstudie werde von den Bewohnern der betroffenen Gemeinden im Gebiet nicht als Glücksfall gesehen, schreibt die Initiative. „Es handelt sich hierbei um eine grandiose Geldverschwendung, die in den gegenwärtigen Zeiten knapper Kassen in keiner Weise zeitgemäß ist.“ Denn der Förderverein kann für das Moorprojekt vor allem auf Landesmittel zurückgreifen. Schon die Studie selbst schlägt mit 200 000 Euro zu Buche. „Brandenburg spart bei Bildung, Infrastruktur und Wirtschaft, aber ein Verein mit diskutablem Ziel betreibt mit Steuermitteln ein wissenschaftlich fragwürdiges Projekt“, so der Vorwurf der Initiatvie.

Die Initiative sehe durch eine Vernässung der Wiesen aber nicht nur wertvolles Weideland in Gefahr: Auch die derzeit auf den Ungeheuerwiesen vorhandene Artenvielfalt werde Schaden nehmen, wenn zum Beispiel die Nester der Wiesenbrüter plötzlich unter Wasser gesetzt werden. Auch könne man nicht von Klimaschutz sprechen, wenn durch die Überflutung der Wiesen Methan freigesetzt werde. Unterm Strich fordere man deshalb, „dass bereits die Machbarkeitsstudie zu stoppen ist, da die Grundvoraussetzung für das Projekt – nämlich die Verfügbarkeit der Grundstücke – nicht erfüllt werden kann.“

Der Vorsitzende des Lanschaftsfördervereins Karl Decruppe bedauerte gestern die scharfen Töne, die von einer „großen Unsicherheit“ zeugen würden. „Die Eigentümer haben eine ernst zu nehmende Position. Aber ob ihr Land überhaupt für das Projekt notwendig ist, lässt sich noch gar nicht beurteilen“, sagte er – immerhin belaufe sich die Gesamtfläche der Ungeheuerwiesen auf 2000 Hektar. Und andere Eigentümer würden durchaus Flächen verkaufen. „Wir haben eine ganze Reihe von Angeboten und erwerben kontinuierlich“, so der Fördervereinsvorsitzende.

Decruppe unterstrich, dass die Machbarkeitsstudie erst einmal klären müsse, ob überhaupt die Voraussetzungen für die Wiedervernässung der Ungeheuerwiesen gegeben sind. „Unsere zentralen Fragen: Wie lässt sich das Wasser aus den Ortslagen raushalten – und gibt es überhaupt genügend Wasser in der Region“, so Decruppe. Erste Ergebnisse eines hydrologischen Gutachtens für die Ortslage Tremsdorf sollen Ende Februar vorliegen und dann in der Sitzung des Ortsbeirates vorgestellt werden.

Die Prokula-BI stellt indes die Objektivität der Planer infrage, „da diese mit großer Wahrscheinlichkeit zu den vom Förderverein propagierten Ergebnissen kommen“. Man appelliere deshalb an die zuständigen Ministerien „Naturschutz zu betreiben, der die Interessen der Bewohner, Anrainer und Naherholungssuchenden berücksichtigt“.Thomas Lähns

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