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Zu. Vereinsvorsitzender Torsten Lodni steht vor verschlossenen Türen.

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Potsdam-Mittelmark: Lange Wege für kurze Beine

Der Wilhelmshorster Sportverein muss weiter auf einen eigenen Fußballplatz warten

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Michendorf - Aus der Traum. Jahrelang wurde gerungen, nun ging der Wettstreit um eine neue Sportstätte in der Gemeinde Michendorf für den SV Wilhelmshorst 01 erst einmal verloren. Mit 13 zu 22 Stimmen entschieden sich die Gemeindevertreter für den Ausbau der Sportanlage „Hellerfichten“ im Ortsteil Michendorf. Dank der Stimmen von CDU, Linken, FDP und Grünen wird dort nun ein neues Vereinsheim, ein Kunstrasen- und ein neuer Parkplatz entstehen. Wilhelmshorst geht vorerst leer aus. „Schade“, kommentiert der Vorsitzende des dort ansässigen Sportvereins, Torsten Lodni, die Entscheidung. Weder hätten der Bürgerwillen noch ökologische und soziologische Aspekte bei der Wahl eine Rolle gespielt. Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte der Verein eine Petition erarbeitet und über 1 000 Unterschriften gesammelt, um die Gemeindevertreter von seinem Sportstättenkonzept „Kurze Wege für kurze Beine“ zu überzeugen. Am Ende entschieden sich die Michendorfer Kommunalpolitiker dennoch für die günstigste und am schnellsten umsetzbare Variante. Statt in die Jugendarbeit in Wilhelmshorst wird die Gemeinde nun rund 2,8 Millionen Euro in den Standort „Hellerfichten“ im Ortsteil Michendorf investieren. Für den SV Wilhelmshorst heißt dies, zunächst weiterzumachen wie bisher. „Wir sind ein Verein ohne eigene Sportstätte, haben weder ein Vereinsgebäude noch einen Platz“, fasst der Vereinsvorsitzende zusammen. Gerade für die rund 120 Kinder und Jugendlichen, die beim SV Wilhelmshorst trainieren, sind die Bedingungen nicht optimal. Neben der Schwierigkeit, mit Vereinen der Nachbarorte zu jeder Saison neue Trainingszeiten aushandeln zu müssen, bereiten auch die Entfernungen Probleme. Selbst für die kürzeste Strecke nach Michendorf müssen die Jungs vier bis fünf Kilometer zurücklegen, so Lodni. Das erfordere nicht nur von den Eltern Organisationsgeschick. Haben sie keine Möglichkeit, insbesondere kleinere Kinder zum Sport zu fahren, fällt für diese das Training aus.

Vor mehr als 14 Jahren wurde der Fußballsport in Wilhelmshorst durch den Verein Wilhelmshorst 01 reanimiert, seitdem existiert er ohne eigenen Sportplatz. Neu ist das Gefühl für die Wilhelmshorster nicht. Schon zu Beginn hatte der 1958 als SG Wilhelmshorst gegründete Verein mit den Unbillen der Örtlichkeiten zu kämpfen. Mit nur einem kleinen Fußballplatz hinter dem Grünen Weg waren die Schwierigkeiten groß, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Schon damals musste die Wilhelmshorster Männermannschaft ihre Punktspiele auf dem Sportplatz in Michendorf austragen. Durch kollektive Eigeninitiative wurde schließlich aus einem abgestellten Postwagen eine Umkleide, aus dem kleinen Fußballfeld mit Planierraupe und Schlacke ein ordentlich bespielbarer Platz. Auch ein Rasenplatz war fast fertig. Doch die Wende brachte finanzielle Nöte und den Verein ans vorläufige Ende. Dort, wo früher die Wilhelmshorster gegen Bälle traten, wurden später Wohnhäuser gebaut. Auf den versprochenen Ersatz für das bebaute Fußballfeld warten die Wilhelmshorster noch heute.

Lodni blickt dennoch nach vorn. Große Aufgaben stehen schon in Kürze an. In der nächsten Saison will Wilhelmshorst wieder mit mehreren Kinder-, Jugend- und Männermannschaften in verschiedenen Fuballligen antreten, Volkslauf, Sommer-Cup und Jedermannturnier sind in der Vorbereitung. Zum Klagen bleibt da keine Zeit. Zudem besteht trotz allem noch Hoffnung auf einen eigenen Platz.

Das Bebauungsplanverfahren für die gemeindeeigene Fläche an der Umgehungsbahn in Wilhelmshorst soll trotz der Entscheidung für Michendorf ins Rollen gebracht werden. Ob nach Abschluss des Verfahrens in drei, vier Jahren dann zusätzliche Mittel in eine solche Anlage fließen, ist heute nicht absehbar. Lodni glaubt angesichts der Kassenlage in der Gemeinde nicht daran. Ohne Heimstätte muss der Verein dennoch nicht dauerhaft bleiben. Sind Fußballplatz und Vereinshaus im Ortsteil Michendorf gebaut, soll der SV Wilhelmshorst dort einen festen Platz finden und als gleichberechtigter Partner neben der SG Michendorf die Sportanlagen und das Vereinsheim in „Hellerfichten“ nutzen können. „Es ist nicht die von uns bevorzugte Lösung, aber eine Perspektive“, sagt Lodni. Eine Fusion beider Vereine schließt er allerdings aus. Solveig Schuster

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