Potsdam-Mittelmark: Langerwischer Zeitzeugen
Gestern feierte die Gemeinde die Sanierung der Dorfkirche
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Michendorf · Langerwisch - Die Freude war ihr anzusehen: „Es ist geschafft!“, mit diesen Worten begrüßte Pastorin Steffi Gopp-Wiechel am Sonntagvormittag ihre Langerwischer Kirchengemeinde. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit sind die Bauarbeiten am Turm der Dorfkirche nun abgeschlossen. Das gesamte Gebäude ist damit komplett fertig saniert. In der Nachwendezeit hatte es immer wieder Bauarbeiten gegeben, der Turm war das letzte dringende Projekt. Seit dem Frühjahr wurde hier gezimmert, gemauert, verputzt und gestrichen – parallel dazu musste die Kirche trotzdem nutzbar bleiben. Die Pastorin unterstrich, dass dies nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich geworden sei. Der Gottesdienst am zweiten Advent wurde diesem Ereignis gewidmet.
Und so waren neben den Langerwischer Bürgern auch die Bürgermeisterin, die Planer und die Baufirmen dem Ruf der Kirchenglocken gefolgt, die jetzt wieder weit zu hören sind. „Wir befinden uns in guter Tradition“, sagte Thomas Drachenberg, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Denn bereits 1901 und dann noch einmal 1957 hatte es Bauarbeiten am Langerwischer Gotteshaus gegeben. „Dieses Mal sind wir besonders gründlich vorgegangen.“ Denn die Konstruktionsfehler aus der Bauzeit um 1772 konnten nun endgültig beseitigt werden. Damals wurde das Mauerwerk direkt an das Gebälk angebracht, wodurch die notwendige Belüftung fehlte. Wie stark der Schwamm über die Jahrhunderte gearbeitet hatte, sieht man nun nur noch auf Fotos im Pfarrhaus. Für die Sanierung hat nicht nur die Landeskirche mit 30 000 Euro tief in die Tasche gegriffen. Aus der Städtebauförderung (je ein Drittel wird von Bund, Land und Gemeinde getragen) kamen 80 000 Euro. Besonders stolz aber ist man hier auf die Spendensumme von 14 000 Euro, zumeist kleinere Privatspenden, wie die Pastorin berichtete. Der Rest wurde über ein zinsloses Darlehen aufgebracht.
Ein Langerwischer, der die Kirche Zeit seines Lebens kennt, ist der 77-jährige Walter Arnhoff. „Die Kriegsjahre haben besonders stark an dem Gebäude gezehrt", erinnerte er sich. Unweit der Siedlung Neu-Langerwisch sei damals eine Luftmine detoniert. Die Druckwelle habe die alten Bleiglasfenster zerstört und auch am Dach erhebliche Schäden angerichtet. An die Sanierungsarbeiten 1957 erinnert er sich ebenfalls, damals hatte ein Blitzschlag den Turm getroffen. „Das meiste lief in Eigenleistung der Langerwischer.“ Von staatlicher Seite her war für die Kirche nicht viel Hilfe zu erwarten. „Es war schon schwierig, überhaupt zu sagen, man wäre in der Kirchengemeinde.“ Das sei heute glücklicherweise anders. Seit Jahren kümmert sich Walter Arnhoff auch um das Umfeld der Kirche, hält den Friedhof in Ordnung, mäht den Rasen und übernimmt auch mal Fahrdienste für andere Senioren.
Walter Arnhoff und ein weiterer Langerwischer Rentner, Erich Schuster, wurden am Sonntag von der Landtagsabgeordneten Susanne Melior (SPD) für ihre ehrenamtliche Arbeit gewürdigt. „Die beiden sind meistens im Doppelpack unterwegs“, sagte sie. Der 83-jährige Erich Schuster ist Ehrenältester der Kirchengemeinde, war jahrzehntelang im Kirchenchor und trieb die Sanierung des Pfarrhauses voran. Für sein Ehrenamt im Senioren-Veranstaltungsteam des Ortes erhielt er kürzlich von Landes-Sozialministerin Dagmar Ziegler (SPD) eine Auszeichnung. Arnhoff und Schuster sind oft im Auftrag der Kirchengemeinde unterwegs: Sie gratulieren zu Geburtstagen, machen Krankenbesuche, verteilen Einladungen und sammeln Geld für die Gemeinde. Thomas Lähns
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