zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Lärmschutz mit Energiegewinn

Teltow prüft neues Schallschutz-Modell: Solarzellen-Wände an der Bahntrasse / Initiative „Igel“ gegründet

Stand:

Teltow - Lärmschutzwände als Solarkraftwerke entlang der Bahnlinien sind in der Schweiz bereits Realität – als innovatives Modellvorhaben kann sich Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) eine solche Doppelnutzung auch für die Trasse an der Anhalter Bahn vorstellen. Denn beim Wiederaufbau der Strecke wurde weitgehend auf Lärmschutz verzichtet, da es sich nicht um einen Neubau handle, wie das Eisenbahn-Bundesamt der Stadt mitteilte.

Seine Idee unterbreitete Schmidt am Montagabend im Bürgerhaus auf der Gründungsveranstaltung der neuen Interessen-Gemeinschaft Lärmschutz Teltow (IGeL), die sich als Nachfolger der bisherigen Lärmschutz-Initiative sieht. Auch bei der IGeL hat man sich bereits Gedanken gemacht über das Flächenpotenzial von Lärmschutzwänden, da sie beste Voraussetzungen bieten, um Solarstrom zu produzieren. Solche Schallschutz-Sonnenstrom-Kombi wurde in Deutschland bislang nur entlang von Autobahnen errichtet. Die Rentabilität eines solchen Vorzeigeprojektes an der Teltower-Anhalter Bahn-Trasse würde nach rund 25 Jahren eintreten, hat Schmidt bereits recherchiert.

Allerdings müsste die Bahn zustimmen, dass ihre Grundstücke dafür genutzt werden, verdeutlichte Schmidt, dass ein Konfrontationskurs da wenig hilfreich sei. „Negative Stimmung gegen die Bahn bringt uns nicht weiter, denn wir müssen eine Lösung finden und dazu brauchen wir die Bahn“, mahnte Schmidt.

Doch als Vermittler hat der Bürgermeister keine leichte Aufgabe übernommen, denn bisher verliefen alle Bemühungen von Seiten der Stadt und der Initiative ergebnislos. Enttäuscht stellte daher der neue IGeL-Sprecher Gotthard Kudlek fest: „Es wurde von der Bahn immer nur abgeblockt, um ja keine Präzedenzfälle zu schaffen, die enorme Kosten verursachen könnten“.

Ähnliche Meinungen waren auch aus dem Publikum zu hören - allerdings folgten der Einladung von IGeL nur rund 30 Besucher, im Gegensatz zu vorangegangenen Veranstaltungen. Mit der Neugründung der Initiative soll daher erneut versucht werden, alle gesellschaftlichen Kräfte in ein Boot zu bekommen, um bei der Lärmbekämpfung ein Stück voranzukommen. Mit Sammelaktionen und einem Benefizkonzert am 8.Juni will die Lärmschutz-Initiative Geld sammeln, um entsprechende Gutachten in Auftrag geben zu können.

Trotzdem glaubt Detlef Fanter – Mitstreiter in der Initiative seit dem Herbst 2005 – nun doch etwas Einsicht bei den Verantwortlichen der Deutschen Bahn erkennen zu können: „Denn seit einigen Tagen schleichen die Regionalzüge auf ihren letzten hundert Metern in den Bahnhof hinein.“ Ob das mit einer geringeren Wartung der Gleise zusammen hängt, sei zwar noch unklar, es sei aber eine spürbare Entlastung für die Anwohner, die täglich den Krach von 300 vorüber rollenden Zügen ertragen müssten. Auch Lärmverursacher Nummer 2, die S-Bahn, fahre nun auf den letzten 500 Metern langsamer, hat Detlef Fanter beobachtet. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })