Potsdam-Mittelmark: Leseratten in Kleinmachnow
So viel Entleihungen wie nie zuvor in der Gemeindebibliothek / Neues Domizil für mehr als eine Million Euro
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So viel Entleihungen wie nie zuvor in der Gemeindebibliothek / Neues Domizil für mehr als eine Million Euro Von Peter Könnicke Kleinmachnow. Während über der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek das Damoklesschwert schwebt, anderswo Zweigstellen geschlossen werden, gibt Kleinmachnow mehr als eine Million Euro für eine neue Leih- und Lesestube aus. Im neuen Ortszentrum entsteht eine großzügige Bibliothek, die – wie so oft in der Gemeinde – die kritische Bürgerschaft spaltet: Prima, freuen sich die einen, ein bisschen zu groß, meinen andere. Ein Blick auf den Leih- und Lesebetrieb des vergangenen Jahres lässt Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) indes die Dimension der neuen Bibliothek rechtfertigen. 100 760 Entleihungen bedeuteten für das Bibliothekspersonal so viel Arbeit wie nie zuvor. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 nahmen die Kleinmachnower 97 000 Bücher, Videos, CDs oder Kassetten mit nach Hause. Dabei halten die meisten vorbildlich den Termin zur Rückgabe ein. „Wir haben äußerst wenig Mahnfälle“, freut sich Bibliotheksleiterin Christiane Schmidt. Zur Hälfte macht Kinder- und Jugendliteratur den Bestand der Kleinmachnower Bibliothek aus. Der lesende Nachwuchs ist es auch, der den deutlichen Anstieg an ausgeliehen Büchern zu verantworten hat. „Kleinmachnow verjüngt sich“, vermag Blasig nicht nur am Run auf die Grundschulen, sondern auch an der Bibliotheksstatistik abzulesen. Vor allem schulbegleitende Sachlektüre werde stark nachgefragt, allein 10 000 Entleihungen in diesem Sachgebiet wurden im Vorjahr registriert. Insgesamt stehen 24 500 Medieneinheiten in den Regalen der Kleinmachnower Bibliothek. Dabei trifft das Angebot durchaus Geschmack und Interesse der Leserschaft: Im Durchschnitt wurde jedes Kinderbuch im vergangenen Jahr fünf Mal ausgeliehen. Vor allem Harry Potter zog die kindliche und jugendliche Leserschaft in seinen magischen Bann. Bei der beliebtesten Lektüre für Erwachsene ist Henning Mankel „unschlagbar, so dass es dafür sogar Wartelisten gibt“, weiß Christiane Schmidt. Fürs heimische Filmvergnügen waren am häufigsten die Videos „Good by Lenin“, „Sonnenallee“ und „Bowling for Columbine“ vergriffen. Mit über 1500 Medieneinheiten, die im Vorjahr neu angeschafft worden, zeigt sich die Kleinmachnower Bibliothek durchaus auf der Höhe moderner Literatur und Filme. Das Einkaufsbudget war mit 10 200 Euro dotiert. „Das klingt viel, ist aber wenig“, sagt Schmidt. Immerhin wurde das Arsenal auch mit neuen Lexika, Sachbüchern und CD-Roms erweitert, was seinen Preis hat. Für Bürgermeister Blasig ist die Kleinmachnower Bibliothek der Beweis, dass mit einem guten Angebot Leser zu gewinnen sind. Doch sind die Kapazitäten am jetzigen Standort in der Karl-Marx-Straße an ihren Grenzen angelangt. Pro Öffnungsstunde weilen 25 Lesefreunde in den engen Räumen der Bücherei, insgesamt wurden im Vorjahr 24 500 Besucher gezählt. „Vor allem am Freitagnachmittag ist es fürchterlich eng“, seufzt die Chef-Bibliothekarin. 30 Veranstaltungen – Lesungen, Gespräche oder Besuche von Kita-Gruppen – finden zwischen den Bücherregalen statt. „Das Bedürfnis nach mehr kann durch die Räumlichkeiten und das Personal nicht bedient werden“, sagt Bürgermeister Blasig. Daher sollte an einer guten Bibliothek nicht gespart werden, rechtfertigt er die Millionen-Ausgabe im neuen Ortszentrum. „Die Kleinmachnower Lesung“ ist ein Veranstaltungstitel, den sich Blasig schon jetzt als feste Größe für das neue Domizil vorstellen. Eingerichtet werden soll sie noch in diesem Jahr, Geld für die Ausstattung der Bibliothek ist im Etatentwurf der Gemeinde vorgesehen.
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