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Streicheleinheiten für putzige Nager. Auch die Betreiber des Kinderdorfes würden sich über mehr Zuwendung freuen.

©  A. Klaer/Archiv

Potsdam-Mittelmark: Letzte Chance für Kinderdorf

Die Träger haben aus Kostengründen bereits gekündigt – der Landkreis soll sie nun umstimmen

Stand:

Werder (Havel) - Es wäre die Rettung in letzter Sekunde: Der Landkreis soll sich jetzt für den Erhalt des Kinderdorfes Töplitz einsetzen. Der Betreiber, die „Kinder-, Jugend, Begegnungs- und Freizeitzentrum Töplitz gGmbH“ (KJBF), hat den Pachtvertrag für die Anlage zum 25. April gekündigt (PNN berichteten). Der Kreis-Bildungsausschuss hat sich Dienstagabend jedoch für Verhandlungen ausgesprochen. „Das Schlimmste wäre es, wenn die Anlage erst einmal leer steht“, begründete Ausschussvorsitzender Baldur Martin (FBB). Für eine Ausschreibung und damit die Suche nach einem Nachfolger reiche die Zeit nicht mehr.

2004 hatten die Awo und der Verein Lebenshilfe gemeinsam die Trägerschaft für das sechs Hektar große Kinderdorf aus den Händen der kreiseigenen GZG-Teltow übernommen und dazu die KJBF gegründet. Damals herrschte Zuversicht, dass der traditionsreiche Standort – seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden hier Ferienlager veranstaltet – weiterhin mit vielen Gästen rechnen kann. Laut Thomas Schulz, Leiter des Fachbereiches Soziales beim Landkreis, habe die KJBF dem Landratsamt bereits Ende September den Rückzug aufgrund sinkender Besucherzahlen angekündigt. „Die verbindliche Kündigung kam kurz darauf“, so Schulz. In den Augen der Abgeordneten sei dies eher ein Hilferuf gewesen.

Eine Einschätzung, die Jens-Marcel Ullrich, Geschäftsführer des Awo-Kreisverbandes Frankfurt (Oder), gegenüber den PNN bestätigte. Er habe immer wieder vergeblich versucht, Kontakt mit dem Landkreis aufzunehmen. „Wir können es nicht länger verantworten, Geld zu investieren, ohne dass davon irgendwann etwas in die Vereine zurück fließt“, begründete er die Kündigung. Nur die laufenden Kosten habe man aus den Einnahmen decken können, sich damit schon von Jahr zu Jahr gehangelt, so Ullrich.

So wurden 20 000 Euro in den vergangenen fünf Jahren in den Brandschutz investiert, die Zahl der Betten im früheren Herrenhaus auf 50 erhöht, 50 Kinder können zudem in lauen Sommernächten in Tippis übernachten. Die seien laut Ullrich mittlerweile kaum noch nutzbar. Das Grundproblem sieht er aber darin, dass der Trend zu Klassenfahrt und Ferienlager generell zurückgehe.

So wurde von Fachbereichsleiter Schulz im Bildungsausschuss die Frage aufgeworfen, ob man überhaupt noch solche Einrichtungen fördern sollte? Schon jetzt sei das Objekt „hochsubventioniert“, so Schulz: Der Träger kann die moderate Miete von 3400 Euro jährlich mit seinen Investitionen verrechnen. Finanzielle Zuschüsse fließen aber nicht. „Ich weiß noch, wie wir um den Erhalt der Anlage gekämpft haben“, so Baldur Martin, der die späte Information durch die Verwaltung kritisierte. Schon im Herbst hätten die Abgeordneten informiert werden müssen.

Erste Gedankenspiele, wie man wieder mehr Kinder nach Töplitz locken könnte, wurden gestern bereits angestellt: Der sachkundige Einwohner Ekkehard Kunze verwies auf das Schullandheim in Dobbrikow im Nachbarlandkreis: Hier gelte ein ermäßigter Preis für Kinder aus Teltow-Fläming von nur 6 statt der sonst üblichen 11 Euro pro Nacht – zuzüglich der Verpflegungskosten von 9 Euro. Im Kinderdorf Töplitz kostet die Nacht für Knirpse unter zwölf Jahren je nach Aufenthaltsdauer mindestens 23 Euro.

Mögliche Strategien für das Kinderdorf sollen nun auf einer Sondersitzung des Bildungsausschusses Mitte Februar erörtert werden. Die soll vor Ort mit dem Betreiber stattfinden, um ihn zum Weitermachen zu bewegen. Gesprächsbereitschaft sei „auf jeden Fall da“, so Jens-Marcel Ulrich. Thomas Lähns

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